Kameradschaft und persönliche Entwicklung
Am 23. Juni findet in Schaffhausen die Tagung der Ostschweizer Sektion der Vereinigung ehemaliger Päpstlicher Schweizergardisten statt. forumKirche hat mit Patrik Gubser, dem Präsidenten des Organisationskomitees, über den Anlass und seine Zeit im Vatikan gesprochen.
Herr Gubser, was ist der Zweck Ihrer Organisation?
Wir möchten unter unseren 210 Mitgliedern den Zusammenhalt fördern und dafür sorgen, dass die Schweizergarde noch bekannter wird.
Wie oft treffen Sie sich pro Jahr?
Wir treffen uns etwa vier Mal im Jahr, um etwas zu unternehmen. Beispielsweise machen wir Schlittenfahrten und Besichtigungen. So schauen wir uns die Rega an oder eine Kehrichtverbrennungsanlage. Wir gehen aber auch auf Wallfahrt. Um den 6. Mai herum treffen wir uns jeweils zum Essen, weil dies der Vereidigungstag ist.
Welche Kantone gehören zur Sektion Ostschweiz?
Schaffhausen, Thurgau, St. Gallen, Appenzell Innerrhoden, Appenzell Ausserrhoden, Glarus und Graubünden. Es ist die grösste Sektion neben der Zentralsektion. Wer einer Sektion angehört, sollte auch der Zentralsektion angehören, denn nur so hat man die Gelegenheit, alle ehemaligen Kollegen wiederzusehen. Die Tagung der Sektionen findet alle zwei Jahre statt, denn alternierend gibt es eine Tagung der Zentralsektion.
Die Tagung soll auch für die Mitglieder der römisch-katholischen Kirche im Kanton Schaffhausen ein Anlass sein. Was haben Sie denn geplant?
Um 9 Uhr startet die Generalversammlung. An ihr dürfen auch Gäste teilnehmen, bloss haben sie kein Stimmrecht. Für die Angehörigen, sprich unsere Frauen und Kinder, gibt es eine kurze Führung durch Schaffhausen. Um 10.30 Uhr beginnt die Festmesse für alle in der Kirche St. Maria mit Pastoralraumpfarrer Pius Troxler unter Mitwirkung eines Paters und eines Kaplans, die beide ehemalige Gardisten sind. Für den musikalischen Rahmen sorgt der Jodlerclub vom Rheinfall. Die Fürbitten werden von Ex-Gardisten in Deutsch und Rätoromanisch vorgetragen, und es gibt eine Ehrenwache.
Was ist eine Ehrenwache?
Das sind ehemalige Gardisten, die in der Uniform das sogenannte Verstellen übernehmen, also zu einem Spezialanlass Wache stehen. Abhängig vom Dienstgrad sind diese Männer etwa zwischen 25 und 50 Jahre alt. Übrigens ist einer der höchsten Würdenträger der katholischen Kirche mit Schweizer Staatsbürgerschaft ein ehemaliger Gardist: der Walliser Kardinal Emil Paul Tscherrig.
Dürfen die ehemaligen Gardisten denn ihre Uniform behalten?
Erst, wenn man fünf Jahre Dienst geleistet hat, darf man die Uniform behalten. Wer die obligate Dienstzeit von zwei Jahren absolviert hat und gerne Ehrenwache halten will, kann sich bei der Sektion melden. Denn jede Sektion ist einer eigenen Garde ähnlich. Das bedeutet, sie verfügt quasi über ein Zeughaus, in dem die Ausrüstung – Uniformen und Waffen – gelagert und gewartet wird.
Wie viele ehemalige Gardisten werden in der Festmesse verstellen?
Es werden acht Ex-Gardisten sein: unter anderem der Fähnrich mit seiner Fahnenwache und ein Wachtmeister. Letzterer trägt eine Uniform, die man selten sieht. Die Anwesenden können sich die Uniformen am Apéro, zu dem alle nach der Messe eingeladen sind, genauer ansehen.
Was hat Sie selbst dazu motiviert, Dienst in der Schweizergarde zu leisten?
Mich haben die Gardisten mit ihren Uniformen und Hellebarden in den Weihnachts- und Ostermessen fasziniert, die ich als Jugendlicher am Fernsehen gesehen habe. Nach der Lehre hatte ich genug, sodass mich die Abenteuerlust packte. Glücklicherweise hatte ich in der Sek Italienisch als Wahlfach belegt. Deshalb beschloss ich, einmal eine Grossstadt zu erleben – und zum ersten Mal zu fliegen. Am Flughafen in Rom war Chaos, eine internationale Welt empfing mich.
Was ist Ihnen von Ihrem Dienst in Erinnerung geblieben?
Ich habe eine sehr gute Kameradschaft erfahren. Noch heute habe ich zu einigen Kollegen einen sehr guten Kontakt, v.a. in die Innerschweiz. Es gab schöne Momente des Glaubens, Aha-Erlebnisse, denn wir hatten auch Katechismus-Unterricht in der Ausbildung. Durch die Audienzen des Papstes habe ich Menschen aus aller Welt getroffen, mit unterschiedlichen Traditionen, Weltanschauungen und entsprechenden Trachten und Gesängen. Ausserdem hatte ich zwei Jahre Zeit zu überlegen, wie ich mich beruflich ausrichten möchte. Und ich habe autodidaktisch Englisch gelernt. Darüber hinaus habe ich erfahren, dass es unterschiedliche Mentalitäten gibt. Kurz: Ich kann diesen Dienst nur empfehlen.
Interview: Béatrice Eigenmann, forumKirche, 12.6.24
Festgottesdienst
Kirche St. Maria, Schaffhausen
Sonntag, 23. Juni, 10.30 Uhr
Mit Ehrenwache und Jodlerclub vom Rheinfall
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