Neues Hungertuch : das «Erdenbrot»
Die Ökumenische Kampagne 2025 startet in einen neuen Drei-Jahre-Zyklus. Dieser widmet sich dem Hunger und der Unterernährung. Dafür wurde auch ein neues Hungertuch entworfen. Dieses Jahr wird das Thema « Hunger frisst Zukunft. » beleuchtet. Denn tatsächlich verhindern Mangel- und Unterernährung Kindern eine Entwicklung in eine gesunde Zukunft.
Auf dem Hungertuch 2025 / 2026, das von der deutschen Künstlerin Konstanze Trommer für den neuen Zyklus der Ökumenischen Kampagne gestaltet worden ist und den Titel « Das grosse Fressen» trägt, verschmelzen Erde und Brot auf einem kosmischen Hintergrund miteinander. Es entsteht ein « Erdenbrot ». Die Künstlerin sagt dazu : « Beides ist für die Menschheit wesentlich für deren Existenz. Ohne Erde kein Korn, ohne Korn kein Brot. Jedoch – Messer und Gabel liegen neben dem ‹ Erdenbrot › bereit, um es zu verzehren. Das Besteck ist Einladung und Bedrohung zugleich. Wird das Brot angeschnitten, so auch der Planet Erde. »
Acrylfarbe auf Gewebe
Diese Überlegungen führen zu folgenden Fragen : Wer verzehrt die Welt ? Wer ernährt, und wer wird ernährt ? Wer wird gesättigt, und wessen Zukunft wird gefressen ? Die ungewohnte Ansicht der Erde kann uns Hinweise auf die Beantwortung dieser Fragen geben. Während Nordamerika stellvertretend für den globalen Norden von der Sonne hell erleuchtet wird, sind die Umrisse von Südamerika (globaler Süden) nur noch schwach im Schatten und im Brot zu erkennen. Gelingt es, die Weltbevölkerung gesund zu ernähren und die Erde zu bewahren ? Und wer sollte das tun, wenn nicht wir – hier und heute ? Das Hungertuch zeigt ein Originalwerk. Eine am PC entstandene Collage wurde von der Künstlerin in einem kreativen Prozess mit Acrylfarbe auf Gewebe gemalt.
Freischaffende Künstlerin
Konstanze Trommer ist 1953 in Erfurt geboren. Von 1972 bis 1977 studierte sie an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle Burg Giebichenstein. 1977 erwarb sie das Diplom im Fachbereich Flächengestaltung. Seit 1982 ist sie als freischaffende Künstlerin tätig in den Bereichen bildende Kunst, Malerei, Grafik und Kunst für öffentliche Räume.
HEKS / Fastenaktion, 26.2.25
Versteckter Hunger
Die unsichtbare Krise
Der Mensch braucht nicht nur Kohlenhydrate, sondern auch Mikronährstoffe – Vitamine, Mineralien und Spurenelemente – sowie Proteine, die in Gemüse, Früchten und tierischen Produkten enthalten sind. Genau diese Mikronährstoffe fehlen beim sogenannten versteckten Hunger.
Wenn wir von Hunger hören, denken wir meist an Bilder von entkräfteten und abgemagerten Kindern in Krisengebieten. Doch es gibt zwei verschiedene Formen von Hunger. Neben dem offensichtlichen Mangel an Kalorien und Proteinen existiert eine weniger sichtbare, aber ebenso weitreichende Form der Unterernährung : der sogenannte versteckte Hunger. Dieser Mangel an essenziellen Vitaminen und Mineralien betrifft vor allem besonders verletzliche Gruppen in der Gesellschaft : kleine Kinder, Frauen im gebärfähigen Alter, ältere und chronisch kranke Menschen. Der versteckte Hunger zeigt sich nicht auf den ersten Blick, er hat aber tiefgreifende und langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit und Entwicklung des betroffenen Menschen – eine stille Krise. Die beiden Formen der Unterernährung, die sichtbare und die unsichtbare, gehen oft Hand in Hand und verstärken sich gegenseitig. Während wir uns der Herausforderungen des offensichtlichen Hungers bewusst sind, bleibt der versteckte Hunger oft unbemerkt. Dabei erfordert gerade er dringend unsere Aufmerksamkeit.
Ursachen und Folgen
Versteckter Hunger tritt häufig in Regionen auf, in denen die Ernährung hauptsächlich aus stärkehaltigen Grundnahrungsmitteln wie Reis, Mais oder Weizen besteht. Diese sind zwar reich an Kohlenhydraten und versorgen kurzfristig mit Energie, liefern aber nicht genügend essenzielle Mikronährstoffe, die in Gemüse, Früchten oder tierischen Produkten enthalten sind. Der Mangel an Vielfalt in der Ernährung, aber auch unzureichende Hygiene und häufige Infektionen führen dazu, dass wichtige Vitamine und Mineralien nicht ausreichend aufgenommen werden können. Die Folgen von verstecktem Hunger sind schwerwiegend. Eisenmangel und damit verknüpfte Anämie (Blutarmut, also Mangel an roten Blutkörperchen) in der Kindheit beeinträchtigen die geistige und motorische Entwicklung. Der Mangel an Folsäure während der Schwangerschaft kann zu einer Fehlbildung der Wirbelsäule beim Kind führen. Vitamin-A-Mangel schwächt das Sehvermögen und das Immunsystem, während zu wenig Zink das Wachstum hemmt und die Anfälligkeit für Infektionen erhöht.
Schulung und Projekte als Massnahmen
Es braucht gezielte Massnahmen, um verstecktem Hunger entgegenzuwirken. Dazu gehören die Förderung einer abwechslungsreichen Ernährung, die Anreicherung von Lebensmitteln mit Mikronährstoffen und die Aufklärung der Bevölkerung über ausgewogene und gesunde Ernährung. Spezielle Programme für schwangere Frauen und Kinder können ebenfalls helfen, Mangelernährung zu bekämpfen. Ein weiterer wirksamer Ansatz ist die Unterstützung von Landwirtschaftsprojekten, die den Anbau nährstoffreicher, lokaler Pflanzen fördern. Solche Initiativen erhöhen die Nahrungsmittelvielfalt und den Zugang zu nährstoffreichen, erschwinglichen, lokalen Lebensmitteln und vermindern somit Mangelernährung in der Bevölkerung.
Tanja Barth-Jaeggi *, 26.2.25
* Tanja Barth-Jaeggi ist Epidemiologin und Expertin für Mangelernährung am Schweizer Tropen- und Public-Health-Institut in Allschwil.
Genug zu essen
Solidaritätsgruppen gegen Hunger und Armut
Die Demokratische Republik Kongo ist reich an Bodenschätzen und trotzdem ist der Grossteil der Bevölkerung schlecht ernährt und lebt in Armut. Dank der Unterstützung von Projektpartnern durch Fastenaktion lernen die Menschen, abwechslungsreiche Lebensmittel anzubauen und solidarisch für Schul- und Gesundheitskosten aufzukommen.
Die Demokratische Republik Kongo (DR Kongo) ist der zweitgrösste Staat Afrikas und reich an Natur und Rohstoffen. Trotzdem leben knapp drei Viertel der rund 100 Millionen Kongolesinnen und Kongolesen in extremer Armut. Vier von fünf Kindern bekommen zu wenig zu essen. Und viele Familien haben kaum Zugang zu nahrhaften Lebensmitteln. Einseitiges, qualitativ ungenügendes Essen führt zu einem Mangel an Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen. Das trifft besonders die Kinder hart. Sie werden ihre Möglichkeiten nie richtig ausschöpfen können, da ihnen in der Entwicklungsphase des Körpers und des Gehirns wichtige Nährstoffe fehlen.
Genügend Ernährung in Trockenperioden
Zu den Gründen der schwierigen Ernährungssituation in der DR Kongo gehören gewaltsame Konflikte, Korruption, eine ungerechte Wirtschaft und die Klimaerwärmung. Sie erschweren die Landwirtschaft, von der die Mehrheit der Menschen abhängig ist. Bei schlechten Ernten haben die kleinbäuerlichen Familien nicht genug zu essen und können nichts verkaufen, um Geld für andere Alltagsausgaben zu verdienen. Zu den 13 Partnerorganisationen, die Fastenaktion in der DR Kongo unterstützt, gehört CDRM (Centre de Développement Rural de Mwilambongo). Dessen Ziel ist es, die Lebensgrundlagen der lokalen Bevölkerung zu sichern und gemeinsam Lösungen für die landwirtschaftlichen Probleme zu finden, denn die Region Mwilambongo leidet unter grossem Nahrungsmangel. Dank CDRM gibt es nun in rund 100 Dörfern etwa 180 Solidaritätsgruppen, in denen sich kleinbäuerliche Haushalte gegenseitig unterstützen und gemeinsam Geld sparen. Hinzu kommen Schulungen in agrarökologischen Techniken, Erosionsschutz und Saatgutvermehrung. Dadurch haben über 2'000 Personen eine vielfältigere Ernährung und können sich auch während der normalerweise erntearmen Trockenperiode gut ernähren.
Grosse Fortschritte dank Schulungen
Nsel Itungu ist die Präsidentin einer Solidaritätsgruppe, die unterschiedliche Gemüsearten auf Feldern in der Nähe eines Flusses anbaut. « Dank unserer harten Arbeit leiden wir heute nicht mehr unter Hunger. Unsere Felder liefern eine Fülle an Gemüse. So können wir uns und unsere Kinder das ganze Jahr durch ausreichend und abwechslungsreich ernähren. » Durch die Schulungen von CDRM mache ihr Dorf Mputanzu grosse Fortschritte. Davon profitieren auch Nsels achtjährige Tochter Dina und ihre drei Geschwister. « Wir essen jeden Tag drei Mal, unter anderem Maniokblätter, Avocados, Sauerampfer, Reis, aber auch Fisch oder Fleisch », erzählt Dina. « Und wenn ich zwischendurch mal Hunger habe, bereitet mir Mama etwas zu, gerade eben hat sie mir Krapfen und Bananen gebracht. » Die gesicherte Ernährungssituation ermöglicht es ihr, sich auf anderes zu konzentrieren. Sie geht zum Beispiel gerne zur Schule – so gerne, dass sie davon träumt, später selbst einmal Kinder zu unterrichten.
Fastenaktion, 26.2.25
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