Nach fünf Jahren kehrt ein Stück Geschichte zurück
Die Kathedrale Notre-Dame de Paris wurde nach fünfjähriger Restaurierung am 7. Dezember feierlich wiedereröffnet. Ein Grossbrand hatte im April 2019 erhebliche Schäden am Dachstuhl, dem Vierungsturm und Teilen der Gewölbe verursacht. Unmittelbar nach dem Brand bestanden ernsthafte Zweifel, ob das historische Bauwerk je wieder hergestellt werden könnte. Der Wiederaufbau ist ein Symbol der Hoffnung.
Der Wiederaufbau der Kathedrale Notre-Dame beschäftigte in den vergangenen fünf Jahren 2'000 Spezialisten und Handwerker und galt als äusserst ambitioniert. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron versprach unmittelbar nach dem Brand, die Restaurierung innerhalb von fünf Jahren abzuschliessen. Ein Ziel, das trotz kleiner Verzögerungen nahezu erreicht wurde. Die Gesamtkosten beliefen sich auf rund 700 Millionen Euro, grösstenteils finanziert durch internationale Spenden. Olivier Ribadeau Dumas, der Rektor der Kathedrale, bezeichnete die Restaurierung als ein Zeichen der Hoffnung in einer Welt voller Konflikte und Spannungen.
Die Sanierung umfasste nicht nur die originalgetreue Rekonstruktion des ikonischen Vierungsturms, sondern auch die Reinigung und Restaurierung zahlreicher Kunstwerke, Skulpturen und Glasfenster. Besonders die Orgel der Kathedrale, eine der grössten in Europa, wurde in einem aufwendigen Prozess gereinigt und neu aufgebaut.
Feierlichkeiten zur Wiedereröffnung
Am 7. Dezember begannen die offiziellen Feierlichkeiten mit einer Zeremonie, an der Staatspräsident Emmanuel Macron und der Erzbischof von Paris, Laurent Ulrich, sprachen. Im Anschluss folgte die Segnung der Orgel sowie ein musikalisches Programm. Am Tag von Mariä Empfängnis, am 8. Dezember, wurde der neue Altar geweiht, und die erste Messe seit der Schliessung wurde gelesen.
Um möglichst viele Menschen an diesem historischen Moment teilhaben zu lassen, wurden rund um die Kathedrale Zelte und Grossbildschirme aufgestellt. Auch für Besucher, die keinen Zugang zur Kathedrale hatten, sollte das Erlebnis spürbar werden. In der Woche nach der Eröffnung folgten zahlreiche thematische Gottesdienste, darunter solche für Jugendliche, Bedürftige und Spender.
Kulturelle und spirituelle Bedeutung
Notre-Dame war vor dem Brand jährlich das Ziel von 12 bis 14 Millionen Besucherinnen und Besuchern und ist weit mehr als ein architektonisches Meisterwerk. Sie gilt als ein Ort der kulturellen Identität und des christlichen Glaubens in Europa. Die Wiedereröffnung ist ein spiritueller Meilenstein. Für Erzbischof Ulrich ist sie ein Symbol der göttlichen Präsenz im Herzen von Paris. Die Restaurierung markiert keinen Museumscharakter, sondern die Rückkehr eines lebendigen Glaubensortes, der Millionen Menschen weltweit inspiriert.
Herausforderungen und Zukunft
Trotz der Wiedereröffnung sind weitere Arbeiten im Umfeld der Kathedrale nötig. Die Gestaltung der Aussenanlagen, die durch den Brand und die Restaurierung beeinträchtigt wurden, wird in den kommenden Jahren weiter vorangetrieben. Ziel ist es, das historische Zentrum von Paris mit neuen Wegen und Plätzen aufzuwerten, während die Kathedrale weiterhin als Pilgerort und Touristenattraktion dient.
Die Kathedrale steht seit der Wiedereröffnung wieder allen offen. Um den erwarteten Ansturm in den kommenden Monaten zu bewältigen, wurde ein Online-Reservierungssystem eingerichtet, wie das Erzbistum Paris mitteilt. Maximal zwei Tage im Voraus können dabei Termine für den jeweiligen Besuchstag gebucht werden. Den Vorstoss der französischen Kulturministerin Rachida Dati, ein Eintrittsgeld für jeden touristischen Besuch der Kathedrale zu erheben, lehnte Erzbischof Ulrich ab.
Red., 27.12.24
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