KEB feiert 30-jähriges Bestehen

Die Angebote der Kirchlichen Erwachsenenbildung KEB werden von religiös interessierten Menschen gern angenommen – nun schon 30 Jahre lang. Die Fachstelle der katholischen Landeskirche Thurgau feiert ihr Jubiläum mit allen Interessierten am 10. November. Der Geburtstag bietet Gelegenheit, Entwicklungen in der Erwachsenenbildung genauer unter die Lupe zunehmen.

Im Halbjahresprogramm der KEB findet man Veranstaltungen zu den Bereichen Glauben und Spiritualität, Bibel und Kirche, Diakonie und Ethik, Persönlichkeitsbildung und Partnerschaft. «Etwa 600 bis 800 Personen – mehrheitlich Frauen – nehmen jedes Jahr daran teil», sagt Bruno Strassmann, Leiter der KEB. Zu den Interessierten zählen vor allem «reifere Persönlichkeiten», Menschen, die nicht mehr an Beruf und Familie gebunden sind und deshalb den Freiraum haben, sich mit Lebens- und Glaubensthemen auseinanderzusetzen. Aber auch Jüngere, die zum Teil durch die Kindererziehung wieder auf religiöse Fragen stossen, gehören zum Teilnehmerkreis. Im Unterschied zu früher geht es heute weniger um Glaubenswissen als vielmehr um den Menschen selbst und die Bewältigung seines Alltags. «Dabei sind die Teilnehmenden durchaus offen für Impulse aus der Bibel und für Glaubenserfahrungen», stellt Bruno Strassmann fest.

Horizont erweitern

Das Bedürfnis, sich mehr mit eigenen Fragen und Erfahrungen einbringen zu können, ist ein weiterer Trend, den Bruno Strassmann bei den Besuchern wahrnimmt: «Deswegen sind wir von Vorträgen etwas weggekommen.» Mit der Teilnahme an umfangreicheren Kursen ist heute oft auch die Frage nach dem Nutzen verbunden: Für welche Tätigkeiten qualifizieren die Kurse? Inwieweit eröffnen sie einen Zugang zu einer kirchlichen Anstellung? Im Vergleich zu früher begegnen dem Theo - logen vermehrt fundamentalistische Haltungen bei den Teilnehmenden. Er sieht es als seine Aufgabe, Menschen neue Sichtweisen zuzumuten, vorsichtig ihren Horizont zu erweitern, dass sie ihren Glauben auch vor der Vernunft verantworten können. Unverzichtbar in der christlichen Bildungsarbeit ist für ihn die Person Jesu. Sie ist seiner Ansicht nach eine Schlüsselfigur auf der Suche nach Antworten im persönlichen wie im gesellschaftlich-politischen Bereich. In der Erwachsenenbildung komme man auch nicht darum herum, über aktuelle kirchenpolitische Themen wie z. B. die Missbrauchsskandale zu reden. Die Diskussion darüber biete die Möglichkeit, zwischen der Botschaft Jesu und machtgeleiteten Strukturen der Kirche zu unterscheiden.

Aussichten

Bruno Strassmann hofft, dass die Kirche sich mehr der Partizipation öffnet und viele Menschen mitdenken und -gestalten lässt. In diesem Fall käme der Erwachsenenbildung die Aufgabe zu, die Mitwirkenden einerseits für ihre Aufgabe zu qualifizieren und ihnen andererseits einen Ort zu bieten, an dem sie Anerkennung und Solidarität finden und wieder auftanken können. Ihm schwebt auch vor, in der digitalen Welt, wo viele nach Orientierung suchen, mehr Präsenz zu zeigen. Im Internet sieht er eine erste Anlaufstation, mit deren Hilfe sich Menschen mit ähnlichen Anliegen zum direkten Austausch zusammenfinden könnten.

Detlef Kissner


Nähere Infos zur Jubiläumsfeier unter www.keb.kath-tg.ch 


 

Das Team der KEB (v. l.):
Armin Meusburger, Rita Zürcher, Bruno Strassmann

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