Über den Einsatz sozialer Medien in der pastoralen Arbeit

Die reformierte Theologin Stefanie Neuenschwander hat in ihrer Masterarbeit untersucht, welches Potential Social-Media-Plattformen als kirchliche Orte haben. Sie erläutert, wie Kirchen mit sozialen Medien umgehen sollten und welche Fehler oft gemacht werden.

Wie fit ist die Kirche für Social Media?

Sie sollte sicher noch mehr investieren, um top zu sein. Zwar sind viele Kirchgemeinden, Pfarrpersonen, Jugendarbeiterinnen und so weiter auf sozialen Kanälen wie Facebook und Co. aktiv. Oft fehlt auf kantonaler und Gemeinde-Ebene aber ein Konzept für die Kommunikation auf Social Media.

Sie haben in Ihrer Masterarbeit untersucht, wie soziale Medien als kirchliche Plattformen genutzt werden können. Welche Tipps haben Sie?

Allgemein würde ich empfehlen, dass nur jemand Social Media für und im Namen der Kirche nutzt, der selbst Spass am Medium hat.

Warum ist das wichtig?

Jemand, der sich nicht dafür interessiert, der weiss auch nicht, wozu es wirklich nützt. Publizierte Inhalte wirken dann schnell aufgesetzt. Auf Social Media ist allerdings Authentizität wichtig. Deshalb rate ich, dass man die Kommunikation auf sozialen Onlineplattformen denjenigen überlässt, die dies mit einem Flair tun.

Den Jungen?

Nicht nur. Aber wenn man interessierte Jugendliche und junge Erwachsene in der Kirchgemeinde hat, die diese Plattformen gut kennen und gerne nutzen, dann soll versucht werden, sie einzubeziehen. Sie als Freiwillige in diesem Bereich zu engagieren, wäre eine grosse Chance. Wichtig ist allerdings, dass die Kirche erkennt, dass solche Kanäle eine intensive und auch professionelle Betreuung benötigen. Man muss regelmässig etwas posten, Diskussionen moderieren und so weiter. Wer seinen Social-Media-Kanal nur sporadisch nutzt, der wird keine Community ansprechen.

Wie kann diese Community am besten erreicht werden?

Man muss sich bewusst sein, dass soziale Medien themenorientiert funktionieren. Am besten wird ein spannender Gedanke publiziert, den man zum Beispiel in einer Predigt äusserte und der dann auch über die eigene Kirchgemeinde hinaus auf Interesse stösst und zu Diskussionen anregt.

Was ist aus kirchlicher Sicht ein No-Go im Umgang mit sozialen Medien?

Die Einhaltung des Datenschutzes ist extrem wichtig. Die Kirche verfügt über umfassende Daten ihrer Mitglieder und sollte daher ein Vorbild im Umgang mit diesen sein. Ebenso sollte die Bekämpfung von Hate-Speech (Hassrede, Anm. d. Red.) bei den Kirchen ganz oben auf der Liste stehen.

Wie nutzen Sie selber eigentlich Social Media?

Ich bin eine der 90 Prozent, die sehr wenig Inhalt auf sozialen Medien publiziert. Ich bin oft eher Konsumentin als Produzentin. Interessant ist, dass das viele tun. Ich habe auch mit meinen Konfirmandinnen darüber gesprochen, wie sie die sozialen Medien nutzen. Auch sie geben nicht viel von sich preis und sind sehr vorsichtig. Ich war erstaunt, dass sie im Durchschnitt maximal ein Foto von sich auf ihren Social-Media-Profilen teilen und nicht mehr.

Sie beschreiben sich als Konsumentin. Ist das als Pfarrerin nicht genau der falsche Ansatz?

Doch, und ich möchte mich in dieser Hinsicht verbessern.

Was raten Sie denn Pfarrerinnen und Pfarrern im Umgang mit sozialen Medien?

Viele möchten berufliches Pfarramt und Privates trennen. Doch gerade soziale Medien bieten die Chance, dass man als Pfarrerin und Pfarrer zeigen kann, wer man als Person ist. Es ist die Chance, ein verstaubtes, nicht mehr existentes Pfarrbild vom Übermenschen zu widerlegen und zu zeigen, dass Menschen diesen Beruf lieben und leben. Warum also nicht mal ein Post (Beitrag in sozialen Medien, Anm. d. Red.) zur Pflege des Pfarrgartens oder ähnliches publizieren?

Interview: Andreas Bättig, ref.ch/Red. (22.10.19)



Zur Person

Stefanie Neuenschwander ist Pfarrerin in der reformierten Kirche Maur im Kanton Zürich und forscht an der Universität Zürich in der theologischen Fakultät zum Thema Digitalisierung. Sie hat 2018 an der Universität Zürich ihre Masterarbeit eingereicht zum Thema: Social-Media-Plattformen als kirchliche Orte – Grundlegende Strategien für eine theologisch verantwortliche kirchliche Nutzung von Social Media.


 

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Für Stefanie Neuenschwander bieten soziale Medien Seelsorgenden auch die Chance, sich von ihrer privaten Seite zu zeigen.

Bild: zVg

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