Offene Jugendarbeit in der praktischen Umsetzung

Als Leiter der Deutschschweizer Fachstelle für Offene kirchliche Jugendarbeit (OKJ) hat sich Viktor Diethelm intensiv mit der letztjährigen Bischofssynode auseinandergesetzt, welche die Jugend zum Thema hatte. An der Pastoralkonferenz Thurgau in Romanshorn erläuterte er den anwesenden Seelsorgenden daraus folgernd die wichtigsten Punkte, um für die künftige kirchliche Jugendarbeit etwas bewegen zu können.

In welchen kirchlichen Projekten und Organisationen bringen sich Jugendliche heute ein? Worin liegen die Herausforderungen für die Pastoral, um die jungen Menschen noch mehr in das kirchliche Engagement einzubinden, beziehungsweise sie zu stärken und zu begleiten? Mit diesen Fragen beschäftigte sich Viktor Diethelm im Zuge der Bischofssynode zum Thema Jugend und warf, an der Pastoralkonferenz, einen Rückblick auf deren Verlauf. «Die zentrale Motivation der Kirche, vermehrt Jugendliche anzuhören und sich auf die Diskussion mit ihnen einzulassen, spiegelte sich in den dazu verfassten Dokumenten wider», erklärte er. Notwendig geworden seien diese Überlegungen auch deshalb, weil auf kirchlicher Seite oftmals gar nicht richtig klar sei, worin die Motivation junger Menschen liegt, sich in der offenen Kirchenarbeit zu betätigen und was für Erwartungen sie daran knüpfen.

Kirchliche Willkommenskultur

An der Vorsynode kristallisierten sich dann die für die Jugend relevanten Themen heraus, so der Referent. «Dass die Forderung nach mehr Frauen in kirchlichen Positionen in unterschiedlichen Ländern ganz anders wahrgenommen wird, war für viele eine wichtige Erfahrung», erzählt Viktor Diethelm. Ein weiteres aussagekräftiges Anliegen der Jugendlichen sei gewesen, dass die katholische Kirche niemanden ausschliessen dürfe, sondern eine Willkommenskultur pflegen müsse, in der sich jede und jeder aufgehoben fühlen könne. Auch die Frage nach der Entscheidungsfähigkeit, den Kompetenzen und Ressourcen hätte die Jugendlichen aus aller Welt beschäftigt. Mit dem Resultat, dass sie sich durchaus Leitungsfunktionen zutrauen und die Kirche ihnen hier auf Augenhöhe begegnen muss. Wolle man von den Jugendlichen ernst genommen werden, sei die gegenseitige Wertschätzung unabdingbar. Dafür müsse die Kirche ferner auch ein wenig von ihrer theologischen Sprache wegkommen und zudem erste Schritte aus ihrer Komfortzone wagen. «Wir können nicht erwarten, dass die Jugendlichen nur an unsere Tür klopfen. Wir müssen auch zu ihnen kommen», so Viktor Diethelm. Nur dann könne die Kirche ihren Blickwinkel verändern und mit den Jugendlichen zusammen etwas bewirken. Auf dieser Grundlage entwickelte Diethelm, gemeinsam mit weiteren kirchlichen Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeitern sowie dem Schweizer Jugendbischof Alain de Raemy, im Nachklang zur Jugendsynode fünf Thesen für die praktische pastorale Arbeit.

Fünf Thesen

Diese beinhalten einerseits, sich die Fähigkeit Jugendlicher anzueignen, ausnahmslos alle Menschen in einer Gottesbeziehung zu sehen. Weiter sei die Zielgruppe junger Menschen und ihre Orte der Glaubenserfahrung («loci theologici») unbedingt zu erschliessen. Die Jugendlichen sollen auch selbst als Akteurinnen und Akteure des pastoralen Wirkens und als unverzichtbarer Teil des kirchlichen Entscheidungsfindungsprozesses (Synodalität) wahrgenommen werden. Auch sei es unabdingbar in der pastoralen Arbeit, junge Menschen adäquat zu begleiten. In Kleingruppen erarbeiteten die anwesenden Seelsorgenden daraufhin die Bedeutung dieser Thesen für ihre Pfarrgemeinde und ihren Pastoralraum und gelangten dabei zu ganz vielfältigen Einsichten und Ideen.

So war auf den gut gefüllten Plakaten am Schluss beispielsweise zu lesen, dass junge Menschen aktiv gesucht, inspiriert und befähigt werden müssen und dies auch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Auftreten beinhalte. Eine adäquate Begleitung spiegle sich in der Anstellung ebensolcher Mitarbeiter wieder und sei auch für die Entwicklung der Kirche und Seelsorgenden wichtig. Man müsse personelle, finanzielle sowie zeitliche Ressourcen aufwenden, um eine authentische Beziehung zu ihnen aufzubauen, eine Basis des Vertrauens zu schaffen, ihnen Korrektur, Spiegel und Vorbild zu sein.

Zusammenarbeit erforderlich

«Wir müssen neu auf alle Jugendlichen zugehen und nicht nur auf diejenigen in unserem näheren Umfeld. Das beinhaltet auch, sie an den unterschiedlichen Orten abzuholen, an denen sie stehen. Örtlich wie auch ihr Verhältnis zur Religion betreffend», erklärte Viktor Diethelm. Dies sei massgeblich, um eine Kultur der Kommunikation zu fördern und ein neues Bild der Kirche zu kreieren. Dazu sei vor allem notwendig, bereichsübergreifend zusammenzuarbeiten, damit die Jugend ein Anliegen aller pastoralen Mitarbeiter werde.

Sarah Stutte (5.3.19)

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In Kleingruppen machten sich die Seelsorgenden Gedanken über die zukünftige Gestaltung der offenen Jugendarbeit (stehend: Viktor Diethelm).

Bild: Sarah Stutte

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