Gute Erfahrungen mit einem etwas anderen Angebot
Sich nach getaner Arbeit noch mit anderen zusammenzusetzen und zwanglos auszutauschen – diese Idee steht hinter dem Angebot Fiirobig-Bier, zu dem seit vier Monaten ins Ulrichshaus in Kreuzlingen eingeladen wird. Es wurde bisher gut angenommen und soll noch weiterentwickelt werden.
David Pérez arbeitet seit letztem Oktober als Pfarrei- und Sozialarbeiter in der Kirchgemeinde Kreuzlingen-Emmishofen. Als in einem Gespräch über niederschwellige Angebote das Wort «Fiirobig-Bier» fiel, war er sofort begeistert von dieser Idee. Für ihn ist Kirche mehr als eine Stunde Gottesdienst: «Sie lebt vor allem von der Gemeinschaft, die man miteinander pflegt.» Im Fiirobig-Bier sieht er eine gute Möglichkeit, Begegnungen zu ermöglichen und Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen. Dabei hat er nicht nur die zehn Prozent der Kirchenmitglieder im Blick, die immer wieder einmal mit der Kirche in Kontakt kommen – in Gottesdiensten, bei Beerdigungen, Hochzeiten usw. -, sondern vor allem jene, die keinen Bezug mehr zur Kirche haben. Nachdem ein geeigneter Ort im Foyer des Ulrichshauses gefunden worden war, startete David Pérez das neue Projekt und lud montagabends von 17 bis 19 Uhr zum Fiirobig-Bier ein.
Ohne Druck
Sein Angebot stiess auf gute Resonanz. «Es sind jeden Abend etwa acht bis zwölf Personen da», erzählt der Sozialarbeiter. Das Publikum ist bunt gemischt: Jüngere und Ältere, Frauen und Männer. Neben einem Studenten kommen auch Rentner, die anschliessend noch ihre Sportgruppe besuchen, sowie Besucher aus Ermatingen. Eine jüngere Frau nimmt an der Runde teil, während ihre Tochter den Kinderchor besucht. Auch der persönliche Bezug spielt eine Rolle. So gehören auch Nachbarn und ein ehemaliger Arbeitskollege von David Pérez zu den Gästen.
Wer kein Bier mag, kann auch Apfelschorle, Tee oder Kaffee trinken. Bei den Gesprächsthemen ist man genauso flexibel. Es geht um Lokalpolitisches oder Veranstaltungen, die in der Kirchgemeinde stattfinden. «Spannend wird es, wenn die Pensionäre von ihrem einstigen Arbeitsalltag erzählen oder davon, wie schwierig es früher war, in der Fastenzeit zu heiraten», so Pérez. Eine Gesprächsleitung brauche es dabei nicht. Man komme vom Hundertsten ins Tausendste. Und das sei gut so, da kein Druck oder Zwang entstehen solle.
Befürchtungen von Kirchbürger*innen, dass sich alkoholabhängige Menschen vom nahegelegenen Dreispitz dazugesellen könnten, haben sich nicht bestätigt. «Und wenn schon. Auch diese sind willkommen, um hier Gemeinschaft zu erleben», meint der Organisator.
Einmal im Monat
Da der Montagabend zum Teil mit anderen Veranstaltungen kollidiert, hat man sich in der Runde darauf verständigt, sich ab März nur noch am zweiten Montag des Monats zum Fiirobig-Bier zu treffen. Ausserdem plant David Pérez, das Treffen vier Mal im Jahr in besonderer Art zu gestalten: im März als St. Patricks Day mit Guinness, im Frühsommer mit einer Bowle, im Oktober mit Weisswürsten und Weissbier und im Advent mit Glühwein. Mit dem Treffen könne auch eine Führung in der Ulrichskirche oder eine Exkursion zum Kloster Fischingen – natürlich mit Bierverkostung – verbunden werden, so der umtriebige Gastgeber. Neue Gäste sind immer willkommen.
Detlef Kissner, forumKirche, 02.03.2023
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