Evangelische Kirchgemeinde setzt auf Artenvielfalt
Im März 2023 wurde die evangelische Kirchgemeinde Romanshorn-Salmsach mit dem Umweltzertifikat Grüner Güggel ausgezeichnet. Beim Thema Biodiversität freut sich Pfarrerin Martina Brendler besonders über den Bibelgarten.
Es summt und blüht auf dem weitläufigen Gelände der evangelischen Kirchgemeinde Romanshorn. Etwas mehr als die Hälfte der Fläche, rund 16'900 m2, ist begrünt. «Die naturnahe Flächenbewirtschaftung ist eine Herausforderung», sagt Pfarrerin Martina Brendler. Früher war die Grünfläche vor der Kirche schlicht eine Wiese, die regelmässig gemäht wurde. Heute darf das Gras, in dem sich mittlerweile auch Blumen befinden, am Rand der Grünfläche unbeschadet wachsen. Was wo stehen gelassen wird, wird sehr kontrovers diskutiert. Es gibt Gärtner, die eher konventionell unterwegs sind, andere hingegen möchten der Biodiversität mehr Platz einräumen. Bevor eine Entscheidung getroffen wird, ist es wichtig, alle Beteiligten zu hören.
Engagiertes Umweltteam
Bereits 2015 war die Erlangung des Zertifikates Grüner Güggel in der Kirchenvorsteherschaft Thema. Auf Initiative der Mitarbeitenden im Haus wurde dieses Projekt 2021 trotz Ausbruches der Pandemie in Angriff genommen. «Die Umweltbeauftragte und Vorreiterin des Grünen Güggels im Thurgau Gaby Zimmermann war für uns in allen Bereichen eine grosse Inspiration und Unterstützung», so Brendler. Die Suche nach Freiwilligen war vorerst schwierig, doch inzwischen hat sich ein interessiertes und engagiertes Umweltteam mit fünf Mitgliedern gebildet. Zudem hat sich die Pfarrerin von Romanshorn und Salmsach verpflichtet, als Umweltbeauftragte zu fungieren. Natürlich muss eine Umweltbeauftragte nicht zwingend Pfarrerin sein. Falls jemand sich meldet, würde sie die Aufgabe auch weitergeben und in die zweite Reihe zurücktreten.
Langen «Schnuuf» haben
Wichtig ist es laut Brendler, nicht nur die Kirchenvorsteherschaft, sondern auch die Gemeindemitglieder im «grünen» Boot zu haben. Bei einem solchen Thema ist Fingerspitzengefühl gefragt. Brendler sagt dazu: «Man muss sensibilisieren, aber nicht zu viel. Auch sollte man einen langen <Schnuuf> haben.» Über die Fortschritte wird in den lokalen Medien oder auf der Website berichtet. Eine Besonderheit sind auch die Turmfalken im Kirchturm, die seit wenigen Jahren dort nisten und die via Webcam beobachtet werden können. Aktuell sind Ende Mai vier Turmfalken geschlüpft. Umweltingenieur Marco Bertschinger, ebenfalls Mitglied im Umweltteam, gehört zum Betreuungsteam der Bodenseefalken. In einem Bibelgesprächskreis standen ein Semester lang Pflanzen und Tiere aus der Bibel im Fokus. Monika Visintin, Sekretariatsleiterin und Mitglied im Umweltteam, schlug vor, dieses Thema in Form eines artenfreundlichen Bibelgartens umzusetzen. «Als gelernte Gärtnerin liegt mir die Biodiversität sehr am Herzen», so Visintin.
Themen der Bibel umgesetzt
Auf dem Weg zum Bibelgarten macht Marco Bertschinger auf mehrere Holzstäbe in einer Wiese aufmerksam. Dort stehen - im hohen Gras kaum sichtbar - wilde Orchideen. Angelangt beim Bibelgarten, offenbaren sich vier grosse Beete, die Themen aus der Bibel aufnehmen: Die «Lilien auf dem Felde», die Wüste mit Disteln und Dornen, verschiedene Getreidesorten und ein Beet mit Feigen, Reben und Fruchtsträuchern. «Der Sand im Wüstensegment ist sehr lehmig und deshalb bestens geeignet für Wildbienen», sagt Bertschinger. Brendler sieht im Bibelgarten viel Gestaltungspotenzial. Sie ist mit einem Steinmetz in Kontakt, der Steinplatten mit Bibelversen versehen soll. Und um den Wildapfelbaum herum ist eine Holzbank geplant, damit man verweilen und den Garten auf sich wirken lassen kann.
Claudia Koch, 05.07.2023
Livestream zu den Turmfalken
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