Sonnenkollektoren für kolumbianische Gemeinden
Kolumbien investiert in grosse Energieprojekte: Die lokale Bevölkerung ist dabei Verliererin. In den indigenen Reservaten der Gemeinden Natagaima und Coyaima werden deshalb Sonnenkollektoren gebaut - dank der Unterstützung von Fastenaktion (ehem. Fastenopfer). Yasmín Lorena Mora koordiniert das Projekt vor Ort.
Ihre Organisation setzt auf kleinräumige Sonnenkollektoren – entgegen dem Trend des kolumbianischen Staates. Weshalb?
Die Region im Süden von Kolumbien, in der wir arbeiten, ist bedroht von der Ölförderung, dem Hydrofracking. In der Nähe befindet sich auch der Quimbo-Staudamm, eines der grössten Energieprojekte des Landes. Diese Grossprojekte haben erhebliche ökologische und soziale Auswirkungen: Unter anderem gehen Oberflächen- und Grundwasser sowie die Biodiversität verloren und Landwirtschafts- sowie Viehzuchtgebiete werden zu Überschwemmungs- oder Wüstengebieten. Dadurch werden Gemeinschaften aus ihren Regionen verdrängt. Wir informieren lokale und regionale Behörden, dass es Alternativen zu grossen Dämmen und Fracking gibt.
Welche sind das?
Die Gewinnung von Sonnenenergie ist in den hier ansässigen Gemeinden naheliegend. In Natagaima und Coyaima scheint die Sonne das ganze Jahr. Die Menschen sollen dazu motiviert werden, diesen Vorteil zu nutzen. 2020 haben wir deshalb angefangen, solarbetriebene Brutkästen, Kühlschränke, Reflektoren, Wasserpumpen, Grasmäher und Mühlen zu installieren. Techniker*innen werden darin ausgebildet, Solarpannels installieren zu können. Indigene Frauen – einst auf ausnahmslos häusliche Arbeiten reduziert – sind heute autonome und selbstbewusste Frauen mit neuen Perspektiven. Zudem wandern weniger junge Menschen aufgrund unsicherer Arbeitsstellen in die Städte ab. Auch ich war einst gezwungen, meine Tochter und meine Familie zu verlassen und auf der Suche nach Arbeit in die Stadt zu gehen. Dank des Projekts bin ich zurückgekehrt.
Was bedeutet der Strom für die Menschen?
Mit dem Zugang zu sauberer und sicherer Energie können sie ihre Lebensmittel konservieren und verarbeiten. Sie können beispielsweise Fische aufziehen und vermarkten, haben nun bessere Chancen, mehr Lebensmittel und Einkommen. Rund 150 Familien profitieren davon.
Wie geht es mit dem Projekt weiter?
Viele andere Gemeinschaften in der Umgebung sind interessiert mitzumachen – ein tolles Zeichen. Durch ein Lokalradio können wir zudem der Bevölkerung den Zusammenhang zwischen Energie, Wasser, lokaler Entwicklung und den Rechten von Frauen und Jugendlichen näherbringen.
Was bedeutet Ihnen diese Arbeit?
Mich motivieren die Menschen enorm, die sich am Projekt beteiligen. Das Kennenlernen ihrer Geschichte, ihrer Erfahrungen, das Lachen mit ihnen und das Auftanken ihrer guten Energie. Zu erleben, wie indigene Frauen mit Themen umgehen, die sonst von Männern behandelt werden, stimmt mich ebenfalls hoffnungsvoll.
Interview: Madlaina Lippuner, Fastenaktion/Red., 17.02.2022
Ökumenische Kampagne 2022
In der diesjährigen Ökumenischen Kampagne vom 2. März bis zum 17. April steht erneut die Klimagerechtigkeit im Mittelpunkt, denn der Überkonsum an Energie ist einer der grössten Treiber der Klimakrise. Für kolumbianische Bäuerinnen und Bauern heisst das: Wegen des Klimawandels kämpfen sie aufgrund von zu viel oder zu wenig Regen mit verrotteter oder vertrockneter Ernte. Auf solche globalen Bezüge machen Fastenaktion und HEKS in der Ökumenischen Kampagne 2022 aufmerksam und stellen alternative Energieprojekte vor, die die ländliche Entwicklung im globalen Süden vorantreiben. Am 26. März verkaufen Freiwillige aus Pfarreien und Kirchgemeinden schweizweit Fairtrade-Rosen für fünf Franken. Der Erlös fliesst in Projekte von Fastenaktion, HEKS und Partner sein. Mit der Rosen-App können bereits jetzt digitale Rosen verschenkt werden: www.give-a-rose.ch
Fastenaktion/Red.
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