Zwei neue Seelsorgende und ihre Vision


Barbara und Robert Weinbuch fanden die angebotenen Seelsorgestellen im Thurgau sehr reizvoll. Seit Oktober wohnen sie im Pfarrhaus von Mammern und leiten die beiden Pastoralräume Thurtal-Seerücken-Untersee und Am See und Rhy. Es ist ihnen ein grosses Anliegen, die kirchlichen Gemeinschaften vor Ort zu stärken. 

Noch vor wenigen Monaten arbeiteten Barbara (59) und Robert Weinbuch (62) im Pastoralraum Am Mutschellen (AG) - sie als Seelsorgerin, er als Leiter des Pastoralraumes. Dort hat sich das deutsche Theologen-Ehepaar, das bereits 32 Jahre in der Schweiz arbeitet, durchaus wohlgefühlt. Doch im Blick auf ihre Zukunft suchten die beiden ein Zuhause, in dem sie auch nach ihrer Pensionierung bleiben können. Als sie vom Personalamt die Leitung zweier benachbarter Pastoralräume im Thurgau angeboten bekamen, wuchs ihr Interesse. «Wir haben daraufhin im Januar dieses Jahres eine Woche Urlaub in Steckborn gemacht und haben uns alle Pfarreien in Ruhe angeschaut», erzählt Barbara Weinbuch. «Wir fanden es reizvoll, dass die beiden Pastoralräume aus kleinen Pfarreien bestehen und noch nicht lange errichtet sind», ergänzt ihr Mann. 
Ein weiteres Plus war für die beiden die Tatsache, dass im Thurgau etwa vor zehn Jahren sogenannte Seelsorgemitarbeitende (Sema) ausgebildet und dort als Bezugspersonen eingesetzt wurden, wo keine Theolog*innen zur Verfügung standen. «Wir beneideten den Thurgau immer um diese Möglichkeit», gesteht Robert Weinbuch. Seine Frau findet es sinnvoll, dass jemand diese Funktion übernimmt. Sie sieht darin «ein Modell der Zukunft». Von daher fiel es den beiden leicht, sich für den Thurgau zu entscheiden.

Kirche vor Ort aufbauen
Eine Überraschung erlebte Barbara Weinbuch dann bei einer Tagung zur Vision «dual kongruent» (s. forumKirche 17/2022, S. 7). Dort erfuhr sie nämlich von der Idee, dass ihr relativ junger Pastoralraum wieder in drei Teile aufgeteilt und verschiedenen Netzwerken angegliedert werden könnte. «Ich war schon etwas schockiert», beschreibt sie ihre erste Reaktion. Doch ihr ist klar, dass es in jedem Fall eine Stärkung der Basis braucht, egal, wie sich die Pfarreien letztlich zusammenschliessen werden: «Kirche gelingt, wenn Menschen miteinander Leben und Glauben teilen.» Auch ihr Mann ist von diesem Weg überzeugt: «Ich träume davon, dass es in jeder Pfarrei eine Basisgruppe gibt, die das Leben vor Ort gestaltet.» Seine Aufgabe als Leiter des Pastoralraumes sieht er in der Begleitung und Vernetzung dieser Basisgruppen. Von daher steht er der Fusionierung einzelner Pfarreien und der Bildung grösserer Zentren, wie es die Vision «dual kongruent» vorsieht, skeptisch gegenüber. 

Das Wir betonen
Erste Begegnungen in den Pfarreien stimmen das Ehepaar zuversichtlich. «Wir sind schon vielen engagierten Menschen begegnet, die bereit sind, Kirche auf allen Ebenen mitzugestalten», freut sich Barbara Weinbuch. In den nächsten Monaten möchte sie «mit dem blauen L auf dem Rücken» unterwegs sein, hinschauen und zuhören, was die Menschen bewegt und was es braucht. Gleichzeitig ist es ihr wichtig, das Wir im Pastoralraum zu betonen und Gemeinsamkeiten zu fördern, wo sich dies anbietet - wie z. B. mit einer gemeinsamen Weihnachtskarte oder einem Apéro für alle Mitarbeitenden und Freiwilligen. Als anstehende Herausforderungen erlebt sie die Suche von Personal bei gleichzeitiger Vertretung vakanter Stellen, die Integration der Pfarrei Müllheim in den bestehenden Pastoralraum und die Begleitung der fünf Pfarreien bei ihrer Entscheidung, in welcher Form sie sich zukünftig organisieren und zusammenschliessen.

Meinungen austauschen
Auch Robert Weinbuch sieht sich in der Rolle des Lernenden: «Ich bin für ein Jahr der Stift. Ich möchte wahrnehmen, was es schon gibt und was nötig ist.» Ausserdem möchte er den Menschen vermitteln, wie er sich Kirche vorstellt, und sie für diese Vision begeistern. Bereits im November soll ein erstes Pfarreiforum stattfinden, das Gelegenheit bietet, Meinungen auszutauschen und über die Zukunft zu diskutieren. 
Der Theologe ist sich bewusst, dass es nicht einfach wird, die acht ganz unterschiedlichen Pfarreien, die zudem zwei Landeskirchen und damit zwei Kirchensystemen angehören, zu begleiten und dabei allen in gleicher Weise gerecht zu werden. Er sieht es jedoch als spannende Herausforderung, vieles von dem, was er in den letzten Jahren als Gemeinde- und Pastoralraumleiter gelernt hat, in seine neue Aufgabe einzubringen. Wenn Robert Weinbuch das Gefühl hat, gut zum Pastoralraum Am See und Rhy zu passen, kann er sich auch vorstellen, über sein Pensionsalter hinaus an diesem Ort als Seelsorger zu wirken. 

Detlef Kissner, forumKirche, 16.11.2022
 

Barbara und Robert Weinbuch
Quelle: Detlef Kissner
Barbara und Robert Weinbuch vor dem Garten ihres neuen Zuhauses in Mammern

Kommentare

+

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.
Bild-CAPTCHA
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.