Angebote für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung

Am 3. Dezember ist der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen. Ein guter Grund, um einmal auf das Angebot der Inklusiven Stadtführungen hinzuweisen, die Visit Zürich seit diesem Sommer in der Limmatstadt anbietet.

«Ob am Stock, im Rollstuhl, mit Induktionsschleife und Hörgerät, tastend, hörend oder sehend – wir führen alle zusammen! Barrierefrei und gleichgestellt», heisst es auf der Webseite von Visit Zürich unter dem Angebot der Inklusionsführung. Doch nicht nur Menschen mit den verschiedensten Behinderungen sollen die Möglichkeit haben, auf diese Weise die Stadt zu erkunden, sondern auch nicht-behinderte Menschen. «Inklusion bedeutet für uns wirklich für alle. Egal ab welchem Alter, ob Kinder oder Erwachsene. Wichtig ist das Miteinander und das gemeinsame Erlebnis», erklärt eine der beiden Gründerinnen von Visit Zürich, Heidi Metzner.

Angebot seit diesem Sommer

Die Idee für diese besondere Stadttour entstand aus einem Bedürfnis der katholischen Kirche Zürich heraus, so die gelernte Reiseleiterin. «Die Behindertenseelsorge Zürich suchte einen Kooperationspartner, der mit ihr zusammen ein solches Angebot schafft. Mich hat das neugierig gemacht, obwohl es Neuland für mich war», erzählt Heidi Metzner. Die Mitarbeiter*innen der Behindertenseelsorge hätten ihr aber hilfreich zur Seite gestanden und sie im richtigen Umgang mit den verschiedensten Arten von Behinderungen geschult, so dass sie zusammen einen solchen Stadtbummel für Zürich konzipieren konnten. Eine Herausforderung sei dabei sicherlich gewesen, die Tour so zu organisieren, dass sie gleichermassen spannend ist für sehbehinderte, blinde, schwerhörige oder taube Menschen genauso wie für Interessierte mit kognitiven Beeinträchtigungen oder Gehbehinderungen. Deshalb wurde sowohl auf eine möglichst rollstuhlgängige Route geachtet, als auch darauf, Empfangsgeräte für Menschen mit Hörproblemen zu verteilen. Ursprünglich sollte die erste Führung schon im letzten Frühling stattfinden, kam aber dann wegen Corona und Planungsunsicherheit nicht zustande. «Nun konnten wir diesen Sommer das Angebot endlich starten», freut sich Heidi Metzner.

Sich Zeit nehmen

Was diesen zweistündigen Rundgang besonders mache, sei der Austausch miteinander. «Alle müssen sich mehr Zeit nehmen, dadurch kann sich aber auch jede*r persönlich einbringen und von ihren*seinen eigenen Erfahrungen erzählen», sagt die Stadtführerin. Zudem passe sie sich dem Rhythmus der Gruppe an, gehe flexibel auf die individuellen Bedürfnisse ein. Beschreibe die Stadt für diejenigen, die sie nicht sehen, so dass jede*r Teilnehmer*in Zürich mit allen Sinnen entdecken könne. «Deshalb ist dieser Stadtbummel auch jedesmal anders und gestaltet sich durch die Zusammensetzung. Bei den ungefähr zehn Inklusionsführungen, die ich bisher gemacht habe, musste ich mich stets neu orientieren und einen anderen Fokus legen», sagt Heidi Metzner. Deshalb bleibe es spannend, weil es hier viel mehr Aktivität und Interaktion gebe, als bei einer klassischen Entdeckungstour. Die Führungen werden auf Anfrage für private Gruppen mit maximal zwanzig Personen – beispielsweise Pfarreigemeinden – zu einem Pauschalpreis angeboten. Die bisherige Resonanz auf das Angebot sei sehr gut, so Heidi Metzner.

Zürich im Herzen

Auf die Frage, ob sie sich vorstellen könne, solche Führungen auch in anderen Städten anzubieten, meint Heidi Metzner: «Eine Stadt genau zu kennen, mitsamt Ausweichmöglichkeiten für Rollstühle beispielsweise aufgrund von Baustellen oder Umleitungen, ist essentiell bei Inklusionsführungen, so dass die Sicherheit der Teilnehmer*innen stets gewährleistet ist. Daher ist Zürich sicher mein Pflaster. Wir sind jedoch offen für zukünftige Partnerschaften und Zusammenarbeiten». Dass die Limmatstadt für sie der schönste Fleck auf Erden ist, – auch das steht auf der Homepage –, hätte die Halbbrasilianerin, der das Reisen schon in die Wiege gelegt worden ist, nach vielen Flügen als Swissair-Reisebegleiterin realisiert. 2010 gründete sie deshalb Visit Zürich, zusammen mit Brunella Jorio. Angesprochen darauf, was ihr die Inklusionsführungen bedeuten, meint sie abschliessend: «Ich habe mich selbst nie in einem solchen Berührungspunkt mit behinderten Menschen gesehen. Es macht mich aber nun unglaublich glücklich und erfüllt mich, denn diese Rundgänge eröffnen mir eine ganz andere Perspektive. Das ist eine Erfahrung, die ich sehr vielen Menschen ohne Behinderung wirklich gönnen würde, weil dieser Austausch wirklich eine Bereicherung ist».

Sarah Stutte, forumKirche, 19.11.21

Die beiden Gründerinnen von Visit Zürich: Brunella Jorio (links) und Heidi Metzner
Quelle: screenshot
Die beiden Gründerinnen von Visit Zürich: Brunella Jorio (links) und Heidi Metzner

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