Kommentar zum Ausfall des Weissen Sonntags
Viele Kinder und ihre Eltern sind direkt betroffen von der Absage der Erstkommunionfeiern am Weissen Sonntag und der Verschiebung auf einen späteren Zeitpunkt im Jahr. So auch unsere KoG-Schreiberin Monika Freund Schoch, die in einem persönlichen Kommentar Ihre Gedanken dazu festhält.
Zurzeit befinde ich mich im Home-Office in unserem Gästezimmer. Eigentlich ein wunderbarer Platz, wenn es dort diese kleine Irritation nicht gäbe: das an der Tür aufgehängte Erstkommunionsgewand meines Sohnes. Das Geräusch der raschelnden Plastikhülle, in die es verpackt ist, erinnert mich beim Auf- und Zumachen der Türe immer daran, dass es unbenutzt ist. Während des Vorbereitungstreffens in unserer Pfarrei Anfang März holte mein Sohn das Kleid ab. Da ich aufgrund meiner Autoimmunerkrankung eine Risikopatientin bin, blieb ich im Wagen und fragte mich: wie soll die Erstkommunion für Kinder, für alle Mitwirkenden und die Eingeladenen unter den gegebenen Umständen sinnvoll und sicher gestaltet werden? Die Entscheidung des Bischofs, alle Erstkommunionsfeiern zu verschieben, war für mich deshalb eine grosse Erleichterung. Obwohl wir das Fest natürlich nur ungern absagten. Es war sehr schwierig, den Gästen diese Nachricht zu überbringen – insbesondere meinen Eltern, die fast 1500 km entfernt wohnen. Meine Mutter traf die Absage sehr, so dass sie sich über den abgesagten Reisetermin hinaus noch schwer damit tat. Das Gespräch mit unserem Sohn war hingegen nicht so schlimm. Obwohl er die Erstkommunion kaum erwarten konnte, zeigte er viel Verständnis für die Situation. Sicherlich war er aber auch enttäuscht. Wir trösteten ihn und erklärten, dass seine Erstkommunion so einzigartig sei, dass sie in die Geschichte eingehen würde, weil sie in eine solch besondere Pandemie-Zeit gefallen war.
Uns ist klar, dass wir nicht alleine von dieser Ungewissheit und Unsicherheit betroffen sind, sondern es vielen Familien ähnlich geht. Manche von ihnen haben nach kreativen Lösungen gesucht. Da die Gemeinschaftsfeiern in unseren Pfarreien jedoch nur verschoben wurden, geben wir die Hoffnung nicht auf und suchen nicht jetzt schon nach Alternativen. Wenn es soweit ist, sind wir aber anpassungsfähig. Schliesslich ist das Wichtigste nicht die Form, sondern der Sinn des Festes. Die Erstkommunions-kinder waren gut vorbereitet: ihnen wurde von den Katecheten ausgelegt, was die Eucharistie bedeutet. Jetzt ist die Vertiefung von uns abhängig. Das Praktizieren in der Corona-Zeit ist für Eltern besonders herausfordernd. Wir sollten allerdings nicht nur passive Zuhörer bei Live-Streamings sein, sondern uns auch die Zeit für das gemeinsame Beten und für das Wort Gottes nehmen. Unsere Kinder schätzen es beispielsweise, die Bibel mit uns zu lesen und darüber zu sprechen, ganz ohne zeitlichen Druck, privat und an unsere Bedürfnisse angepasst. Bei unseren sonntäglichen Lobpreisungen singen wir auch die Erstkommunionslieder. Es ist uns wichtig, dass die Worte Jesu aus einem der Lieder: «Ich lade oi ii, zu Brot und Wii, und zum mit mir zäme sii» immer noch gelten. Wir wurden nicht ausgeladen: das Fest der Liebe findet statt und Jesus begleitet uns auf dem Weg des Erwartens. Es ist eine kostbare Zeit und die einmalige Chance, die Kirche von unten gegen oben zu stärken.
Monika Freund Schoch (12.05.20)
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