Massnahmen zum Artenschutz zeigen Wirkung
Die Kirchgemeinde Fischingen mit Dussnang, Fischingen und Au hat 2017 das Umweltmanagementsystem Grüner Güggel eingeführt. Damit trägt sie Verantwortung für Nachhaltigkeit in Gebäuden und im Kirchgemeindeleben sowie für Biodiversität auf den Kirchengrundstücken. Caroline Stäbler, Initiatorin und Wegbegleiterin des Grünen Güggels, setzt sich mit viel Elan und Ausdauer für die neu gestalteten Biotope ein.
Auf dem Weg zum Garten des Pfarrheimes Stöckli in Dussnang stoppt Caroline Stäbler, die ehemalige Kirchgemeinderätin, Umweltbeauftragte und Mitglied im Öko-Team, vor einem kleinen Hochbeet. Während eines Schöpfungs-Gottesdienstes durften Besucher*innen dort Weizenkörner und Wildblumensamen säen. Nun können sie im Laufe des Jahres in dieser Kiste das Heranwachsen der Pflanzen bestaunen. Auf der Stöckli-Wiese blühen inselweise Wiesen-Margeriten und blauer Salbei, gemäht wird dazwischen nur nach Bedarf. In einer Ecke dürfen Brennnesseln als Raupenfutterpflanze für mehr als dreissig heimische Falterarten wachsen. Nistkästen an der Fassade des Stöcklis sollen Mehlschwalben anziehen. Eine attraktive Naschhecke mit Beerensträuchern sowie Obstbäumen ersetzt die ehemalige Monokulturhecke. Nun können Kinder und Jugendliche von Jubla und Mitglieder der Kirchenvereine Früchte direkt pflücken und vor Ort geniessen. «Der Mensch ist auch ein Teil der Biodiversität», betont Caroline Stäbler.
Es lebt einfach!
Bevor sich der benachbarte Priestergarten, der eintönig und leblos war, in einen abwechslungsreichen Wildblumengarten verwandelte, hat Stäbler viel Überzeugungsarbeit geleistet. Mit Niklaus Schnell, dem Vereinspräsidenten von NaturPlus Fischingen, hat sie einen Leiter und Lehrmeister für das Öko-Team gefunden. Der Fachmann sammelt mit Helfer*innen Wildblumensamen aus der Region, um viele einheimische Wildblumen vor dem Aussterben zu retten. Zweihundert davon wachsen nun auf dem nährstoffarmen Boden aus Kies und Sand des Dussnanger Naturgartens. Auch Feuchtbiotope in versenkten Wasserbecken mit ganz seltenen Wasserpflanzen sind zu entdecken. «Hier laichen auch Frösche», erzählt die Initiatorin. Geschwungene Kieswege führen an Totholz für Kleintiere vorbei. Es werden absichtlich verholzte Pflanzenstängel stehen gelassen, damit Larven dort überwintern können. Im Moment ist eine Schnecke mit ihrem Haus daran verankert. Der «unaufgeräumte» Garten lebt! Insektenhotels aus Holz, Ziegeln, Sand und Lehm bezeugen die Artenvielfalt bei Insekten. Es sind schöne Momente, wenn man Schmetterlinge, Käfer und Wildbienen auf den Blüten der Acker-Witwenblume und Wiesen-Flockenblume beobachten kann.
Garten Eden für alle
Leute an der Bushaltestelle oder Passanten sprechen die Gartenhelfer*innen gerne an oder kommen direkt in den öffentlich zugänglichen Garten. Da kann das Beantworten der vielen Fragen gut ein Viertel der Arbeitszeit des Teams betragen. Hier verbindet sich Schöpfungsverantwortung mit Öffentlichkeitsarbeit über den Gartenzaun! «Das schönste Erlebnis im letzten Jahr war mit zwei jungen geflüchteten Afghanen, die Freude am Naturgarten haben, einfach mithalfen und mit uns redeten», strahlt Caroline Stäbler. «Das ist Integration pur!»
Viele helfende Hände
Auch Biodiversität im Pastoralraum muss nachhaltig gepflegt werden, um die Raritäten zu schützen und zu fördern. Dafür kontaktiert Caroline Stäbler einen Pool von vielen freiwilligen Helfer*innen - nicht nur aus der Kirchgemeinde, sondern einfach Interessierte und auch junge Leute. Mehrmals werden die Kieswege im Wildblumengarten frei gejätet. Die Wildhecken in Au und in Buhwil sollen regelmässig gepflegt werden. Ebenfalls steht die Naschhecke immer wieder auf der To-do-Liste. Erfreulich war der Aufruf zum Einpacken der gesammelten Samen: An fünf Nachmittagen kamen alle Generationen, und der Pfarrsaal war voll. Der Erlös der unzähligen Samentüten kommt dem nächsten Projekt zugute.
Neues Projekt Kräutergarten
Während die Renovation der Pfarrkirche von Dussnang noch läuft, bereitet das Öko-Team schon ein neues Projekt vor. Es soll ein Kräutergarten mit Bächlein, Holzbrücke und Trockenmauer neben der Kirche entstehen. Ein abwechslungs- und lehrreicher Erlebnisgarten für alle. Hierfür werden neue Leute angesprochen, die Ideen einbringen, die das Projekt finanziell unterstützen und helfen, den Garten anzulegen und zu pflegen. So macht es doppelt Freude, Verantwortung für die Schöpfung zu teilen!
Judith Keller, 24.07.2023
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