Carpe Diem
Ich tropfe saunend vor mich hin
und seh es draussen wintern.
«Wie schön wär’s», fährts mir durch den Sinn,
«frör ich jetzt an den Hintern!»
Nachdem dem Schwitzraum ich entweich,
mit Hitze im Gedärme,
steh schlotternd ich im kalten Teich
und wünsch mich an die Wärme.
Verlockend scheint der Gegenpart
von dem, was ich grad habe.
Das Glück jedoch ist Gegenwart –
und das zu sehn ’ne Gabe!
CHRISTOPH SUTTER
Würdest du?
Würdest du zehntausend Franken spenden,
hättest du davon eine Million?
Würdest du dich für Schwache verwenden,
wärst du eine berühmte Person?
Würdest du dich fürs Gemeinwohl engagieren,
hättest du bloss doppelt so viel Zeit?
Würdest du gegen Unrecht protestieren,
hättest du nicht eigenes Leid?
Hätte man mehr Möglichkeiten,
wär' man Gutem gar nicht abgeneigt.
So fehlen einfach die Gelegenheiten,
wie sich immer wieder zeigt.
Nur wenn man selber etwas nötig hat,
sollen andere zur Stelle sein,
und wehe wenn's nicht klappt,
haben sie ein Herz aus Stein.
GABY ZIMMERMANN
(14.5.19)
Bild: Shutterstock.com
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