Nach der Narrenzeit
Es ist die fünfte Jahreszeit,
wo mancher etwas lauter schreit,
wo Guggen in den schaurig-schönen
Kostümen falsch und laut ertönen,
wo Kinder hinter Masken schlüpfen
und alte Menschen lachend hüpfen,
wo jedes Kaff wie Rio ist,
weil man mit neuen Ellen misst –
die Narrentage sind vorbei;
die Narren also nicht mehr frei
und singend, fröhlich, ausgelassen
und klar erkennbar in den Gassen.
Doch wenn ich jetzt ganz ehrlich bin,
so frag ich mich: Wo sind sie hin,
die Narren, die sich rumgetrieben?
Sind sie am Ende hier geblieben, v
ielleicht nur nicht mehr aufzuspüren,
weil sie sich jetzt dezent maskieren
als Lehrer, Ärzte, Journalisten,
bis sie, nach knappen Jahresfristen,
beim nächsten schrillen Fastnachtsreigen
ihr wahres Wesen wieder zeigen?
CHRISTOPH SUTTER
Ausgabe Nr. 04/2019 (19.2.19)
Bild: shutterstock.com
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