Sumpfdotterblume
Dotterblume hier im Sumpf,
stehst im Dreck mit deinem Strumpf,
hast die Wurzeln tief im Schlamm.
Trotzdem stehst du nicht nur stramm,
nein, du strahlest und du grüsst
wie die Sonne, wenn du blühst.
Deine Standortschwierigkeit
stürzt dich nicht ins Selbstmitleid,
lässt dich nicht verzweifelt jammern
oder an die andern klammern,
nein, du spielst den dumpfen Sumpf
aus, als wär der Ort ein Trumpf
und lässt deine Blüten leuchten!
Was wir auf der Erde bräuchten
sind wohl Menschen deiner Art.
Ach, wie viel blieb uns erspart…
CHRISTOPH SUTTER
Kleine Fische
Dies ist ein Gedicht für dich,
den kleinen Fisch:
Kaum hast du das Licht der Welt erblickt,
bist du auch schon eingenickt,
hast den ersten Schritt getan,
fielst du hin und Kopf voran,
hast manches neue Jahr begrüsst
und geschickt den Start vermiest.
Viele Türen waren dir verschlossen,
deine Leiter hatte faule Sprossen,
den Ernst des Lebens
suchtest du vergebens,
obwohl: wenig hattest du zu lachen,
und konntest nicht mal Witze machen.
Du hast dich immer sehr bemüht,
doch war dein Einsatz oft verfrüht,
wurdest reichlich ausgenutzt,
von jedermann zurechtgestutzt.
Und hässlich warst du noch dazu,
man nannte dich: die blöde Kuh.
Du gingest über manche Schwelle,
doch meistens an der falschen Stelle.
Auf die Füsse tratest du sehr vielen,
musstest immer in den Fettnapf zielen.
Und was so toll zu sehen ist
entpuppt sich oft als dummer Mist.
Du sagtest ja und meintest nein,
und fielst auf jeden Unfug rein.
Doch stehst du einst am Himmelstor
und kommst dir klein und schäbig vor,
soll Gott dir sehr gewogen sein,
und sage freundlich: Komm herein.
Denn er mag den kleinen Fisch,
und das bin vielleicht ja ich…
GABY ZIMMERMANN
Ausgabe 05/2019 (5.3.19)
Bild: shutterstock.com
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