Den Menschen etwas auf den Weg mitgeben
Michaela Njuguna, unter dem Titel «Sendung zum Auftanken» gestalten Sie den Montagabend bei Radio S. Was tanken Sie auf?
Radio S ist ein Spitalradio. Dementsprechend hat es Zuhörerinnen und Zuhörer, die nicht gerade in einer herausragenden Lebenssituation sind. Ziel unserer Sendung ist es, diesen Menschen etwas für ihren Heilungsprozess mit auf den Weg zu geben. Aber auch Leute, die uns sonst zuhören, dürfen für sich persönlich etwas mitnehmen und so Kraft tanken für ihren Alltag.
In der Schweiz gibt es über 50 werberelevante Radiostationen. Weshalb braucht es einen spezifischen Spital-Sender?
Die professionellen Radiostationen erfüllen eine ganz andere Aufgabe. Sie müssen sich auf dem Markt gegen die Konkurrenz durchsetzen. Wir decken ehrenamtlich eine relativ kleine Nische ab, die aber ihre Berechtigung hat. Das Spitalradio bietet ein Sendegefäss, mit welchem sich Botschaften nach aussen tragen lassen.
Was sind das für Botschaften?
Das hängt vom Thema ab. Bei uns ist es so, dass nicht wir als Moderatoren das Thema wählen. Wir stellen den Jugendlichen die Frage, welches Thema ihnen Kraft gibt oder was sie der Hörerschaft mitgeben möchten. Es kommen dabei viele Themen wie Freundschaft, Hoffnung, Liebe oder der Blick in die Ferne, Reisen und Vertrauen zur Sprache. Die Botschaft der Jugendlichen ist kunterbunt.
Wie wählen Sie Ihre Musik aus? Die soll laut Website religiös sein.
Die Sendung «zum Auftanken» ist nur ein Sendegefäss von ganz vielen und grundsätzlich mit christlicher Musik hinterlegt. Wir müssen allerdings ehrlicherweise sagen, unsere Jugendlichen sind nicht unbedingt vertraut mit christlicher Musik. Deshalb ergibt sich oft ein Musikmix, welcher zum Thema passt. Wenn die Jugendlichen ein Lieblingslied haben, welches sie oft mit Freunden hören und wir haben das Thema Freundschaft, dann schlagen wir so eine Brücke. Dazu gibt es sehr viele Hoffnungslieder, welche nicht konkret christlich sind, die aber ins Programm passen. Daraus wählen die Jugendlichen aus.
Was ist für Sie das Beste daran, Radio S zu machen?
Das Radiomachen bietet eine relativ einfache Methode, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. In unserer Arbeit ist es das A und O, mit ihnen über Sinnes- und Lebensfragen zu sprechen. Die Sendung dauert nur eine Stunde, aber ich habe oft das Gefühl, die Jugendlichen nach dieser Stunde schon viel besser zu kennen. Die Hemmschwelle sinkt und die Beziehungsarbeit kann relativ schnell beginnen. Die Jugendlichen gehen nach der Sendung raus und finden es «mega cool», obschon sie zu Beginn sehr nervös waren. Ich freue mich an den guten Gesprächen mit ihnen und sie sich über den Einblick in die Welt des Radios.
Wer seit 45 Jahren auf Sendung ist, macht etwas richtig. Wie sieht die Zukunft von Radio S aus?
Ich bin nicht in die strategische Entwicklung involviert. Das müsste der Vorstand beantworten. Was ich in den vergangenen drei Jahren festgestellt habe: Die Sendegefässe nehmen zu. Es ist toll, dass immer wieder Neues aufploppt, weil eine engagierte, ehrenamtliche Person den Mut hat, Gäste einzuladen oder neue Musikrichtungen an einem Abend zu präsentieren. So wird es weitergehen. Davon gehe ich aus.
Ralph Weibel, forumKirche, 24.7.24
Radio S versorgt seine Zuhörerschaft rund um die Uhr mit Musik und Themensendungen. Das Spitalradio wurde 1979 gegründet. Ausgestrahlt wird Radio S in den Häusern der Spital Thurgau AG und im Alterszentrum Park in Frauenfeld über das interne Kabelnetz. Zu empfangen ist es zudem über den Stream auf der Website.
Jeweils am Sonntag wird um 9.45 Uhr ein Gottesdienst übertragen. Der Verein wird von Aktiv- und Passivmitgliedern sowie Ehrenmitgliedern und Gönnern getragen. Junge Menschen, die gern ins Radio hineinschnuppern möchten, können sich bei der Redaktion melden.
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