Eindrücke vom Weltjugendtag in Panama
Von Anfang Januar bis Anfang Februar pilgerten Tausende junger Menschen durch Lateinamerika, um sich in Panama zum Weltjugendtag 2019 einzufinden. Höhepunkt der Reise war für die Jugendlichen die Vigil mit Papst Franziskus am Abend des 26. Januars. Auch der kirchliche Jugendarbeiter Michael Zürcher (23) aus Guntershausen war dabei und berichtet im Interview über seine Erlebnisse.
Vom 22. bis 27. Januar fand die Hauptwoche des Weltjugendtages statt. Du bist aber schon einige Wochen vorher angereist. Wie hast du diese ersten Tage in Costa Rica erlebt, bevor es dann nach Panama ging?Die Tage in Costa Rica waren für mich sehr eindrücklich. Auf der Reise quer durch das Land und auf dem Wasser, begegneten wir verschiedensten Tieren, wie beispielsweise Brüllaffen, Delfinen, Schildkröten, exotischen Vögeln und Krokodilen. Unter anderem bestiegen wir den Vulkan Arenal, der als der aktivste und zugleich jüngste Vulkan von Costa Rica gilt. Zudem kamen wir als Abschluss dieser Vulkantour in den Genuss, in den heissen Quellen zu baden. Die Gottesdienste feierten wir in den unterschiedlichsten Kirchen.
Wie hast du dich auf die Reise vorbereitet?Die Gruppe hat sich bereits im Voraus an einem Informationstag in der Schweiz getroffen. So konnte man sich schon kennenlernen und sich über die Reise austauschen. An diesem Tag erhielten wir nebst Informationen und Abklärungen auch das sogenannte Pilgerbuch. Dies enthält nicht nur eine zusammengestellte Reiseübersicht, sondern auch verschiedene Lieder, liturgische und spirituelle Gedanken und vieles mehr für die alltägliche Wegbegleitung.
Eure Reisegruppe war nie statisch, sondern immer in Bewegung, weil neue junge Leute hinzukamen. Hast du den ständigen Wechsel als Bereicherung empfunden?Ich persönlich habe es als angenehm empfunden, immer in Bewegung zu sein. Denn dadurch konnte ich vieles vom Land sehen. Der Zuwachs der Gruppe nach einer Woche bereitete mir keine Probleme. Ganz im Gegenteil, es war immer interessant, neue junge Erwachsene kennenzulernen, denn dadurch ist auch neuer Gesprächsstoff entstanden.
Wie viele Teilnehmer gab es insgesamt?Im Vorfeld des Weltjugendtages rechnete man mit 300‘000 Teilnehmern. Mittlerweile wurde die Zahl auf ca. 160‘000 Jugendliche und junge Erwachsene korrigiert. Aus der Schweiz nahmen um die 160 Personen zwischen 16 und 35 Jahre teil; aus den Kantonen Thurgau und Schaffhausen waren es insgesamt 12 Teilnehmer.
Wie gestaltete sich die Hauptwoche des Weltjugendtags genau?In der Hauptwoche feierten wir morgens jeweils zusammen mit den Teilnehmenden aus Deutschland und Österreich eine deutschsprachige Katechese mit einem anschliessenden Gottesdienst. Die Nachmittage standen zu unserer freien Verfügung. Nebst dem Jugendfestival konnten wir an verschiedenen Events teilnehmen. Ich nutzte die Chance und beteiligte mich an einem Fussballturnier, das aus einem zusammengewürfelten Team und vielen Mitspielern aus Mittel- und Südamerika bestand.
Wie war dein Eindruck vom Gastland und von der Gastfamilie?Der erste Eindruck vom Gastland: Heiss, Schwitzen war angesagt – und das im Januar. Nebst dem anderen Klima merkte man aber auch Unterschiede in den verschiedenen Versorgungen. So mussten wir einige Tage ohne Strom und warmes Wasser auskommen. Auch den Standard kann man nicht mit der Schweiz vergleichen was die Hygiene, aber auch die Abfallentsorgung betrifft. Was mich aber erstaunt hat, ist, dass sich nicht unweit von den grossen Villen mit viel Umschwung gleich die Häuser unserer Gastfamilien mit Blechdächern befanden. Von der Gastfamilie wurde ich sehr herzlich und fürsorglich aufgenommen.
Wie funktionierte die Verständigung?In Costa Rica, wie auch in Panama, wird Spanisch gesprochen. Die wichtigen Wörter und oft verwendeten Sätze habe ich sehr schnell gelernt. Dazu hatte ich den Vorteil, dass ich meistens mit einer Gruppe unterwegs war, in der jemand Spanisch gesprochen hat. Ansonsten versuchte ich es auf Englisch. Für den Notfall hatte ich sogar noch eine App. Wenn es dann aber gar nicht anders ging, dann verständigten wir uns mit Händen und Füssen.
Was hat dich während deines Aufenthalts beschäftigt?Meine Gastfamilie lebt sehr einfach, doch trotzdem zufrieden und sie strahlt Lebensfreude aus. Diese zufriedene Einstellung werde ich auf jeden Fall mit nach Hause nehmen. Mir wurde dadurch bewusst, wie schnell wir doch nur schon wegen Kleinigkeiten unzufrieden sind. Obwohl sie uns nicht kannten und wir Fremde für sie waren, gaben einige Familien ihre einzigen Schlafzimmer für uns her und wir konnten in ihren Betten übernachten. Diese Gastfreundlichkeit hat mich sehr beeindruckt.
Wie hast du die Vigil mit Papst Franziskus erlebt?Beim Abschlusswochenende sind wir alle an einen Ort gepilgert und Menschen begegnet, die mit uns die Freude teilten. Am Abend fand die Vigil mit Papst Franziskus statt, welche ein grosses Fest war. Nach einer kurzen und unvergesslichen Nacht auf unseren Matten unter freien Himmel feierten wir zusammen am Sonntag mit Jugendlichen aus der ganzen Welt die heilige Messe. Zum Abschluss des diesjährigen Weltjugendtags wurde das neue Gastgeberland Portugal verkündet. 2022 geht es nach Lissabon.
Siehst du deinen Glauben bestärkt durch die Erfahrungen, die du dort gesammelt hast?Ja, das sehe ich so. Es ist sehr beeindruckend, den Glauben mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus den verschiedensten Ländern zu teilen. Die Begegnungen mit den Einheimischen auf meiner ganzen Reise werden mir noch lange in Erinnerung bleiben. Dank der Reise kann ich viele Eindrücke mit nach Hause nehmen und dies in meine Tätigkeit als kirchlicher Jugendarbeiter einfliessen lassen. So kann ich auch den jungen Erwachsenen etwas von meinen Erfahrungen weitergeben.
Interview: Sarah Stutte (31.1.19)
Bilder: ARGE Weltjugendtag Schweiz/Michael Zürcher
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