Anselm Grün blickt auf ein bewegtes Leben und hofft auf die Zukunft
Der charismatische Redner, Bestsellerautor und erfolgreiche Manager Anselm Grün feiert am 14. Januar seinen 80. Geburtstag. In einem neuen Buch äussert er sich unter anderem dazu, wie die Kirche mit ihrer Krise in Europa umgehen sollte. Grün erreicht mit seinen Büchern über Spiritualität ein Millionenpublikum.
« Die Kirche in Europa ist momentan in einer Krise. Aber ich kann nicht in das ständige Jammern einstimmen », schreibt Grün in seinem Buch «Alles in allem – was letztlich zählt im Leben», welches kürzlich erschienen ist. Die Kirche sei zu sehr um sich selbst und ihre Strukturen gekreist, kritisiert Grün. Lange Zeit habe sie eher auf eine moralisierende und fordernde Art und Weise gesprochen und an spiritueller Kraft verloren. Ihre « heilende Kraft » könne sie wiedergewinnen, wenn sie Menschen miteinander verbinde : « alte und junge, Einheimische und Migranten, Kirchentreue und Kirchenferne, Männer und Frauen. » Der Benediktinerpater drückt zudem mehrfach seine Hoffnung aus, dass es in Zukunft auch Priesterinnen und Diakoninnen in der Kirche geben werde. Ein wirklicher Wandel könne allerdings nicht « durch hektische Beschlüsse allein » geschehen.
Muslime lesen Grün-Bücher
Seine Bücher erreichten nicht nur ein christliches Publikum, schreibt Grün in seinem jüngsten Buch. « Ich habe erlebt, dass Muslime auf mich zukommen und mir sagen, dass sie meine Bücher gerne lesen. » Trotz unterschiedlicher theologischer Traditionen und Vorstellungen verbinde Christen und Muslime viel, so der Benediktinerpater, der in der unterfränkischen Abtei Münsterschwarzach lebt.
Ehrendoktorwürde
Allen Religionen sei heute gemeinsam, Sinnstifter in der Welt zu sein. Sie sollten sich für die Umwelt, für die Armen und für Menschenrechte einsetzen. Zudem sei ihre Aufgabe, den Sinn für Transzendenz zu wecken.
Grüns Bücher zu Spiritualität und Lebenskunst sind in über 30 Sprachen übersetzt worden. Monatlich begeistern seine Gedanken auf www.einfachlebenbrief.de tausende Abonnenten. Kürzlich wurde ihm von der brasilianischen Universität Pontifica Universidade Catolica do Rio Grande do Sul die Ehrendoktorwürde verliehen. In seiner Laudatio hiess es unter anderem : « Anselm Grün präsentiert uns ein Werk, das die Barrieren von Sprache und Kulturen überwindet, wie die Millionen verkaufter Exemplare in Dutzenden von Sprachen deutlich zeigen ».
kath.ch / Red., 8.1.25
Anselm Grün : «Schönheit ist für mich der Spiegel Gottes»
« Schönheit wird die Welt retten » – dieser Spruch des russischen Schriftstellers Fjodor Dostojewski ist ein Klassiker. Gerade heute hat das schöne Aussehen der Menschen einen enormen Stellenwert : Frauen lassen sich die Brüste vergrössern, Männer das Fett wegsaugen, und mit Botox wird das Alter weggespritzt. Der Benediktinerpater und Erfolgsautor Anselm Grün sagt, was er davon hält, und was Schönheit für ihn wirklich bedeutet.
Für den Benediktiner bezieht sich Schönheit nicht nur auf das Aussehen, sondern auch auf die Schöpfung, die Musik, die Malerei und natürlich auf den Menschen, wie die folgenden Zitate zeigen : « Schönheit ist für mich der Spiegel Gottes. In der Schönheit erkenne ich den Glanz Gottes. Für den Philosophen Platon gehören Schönheit und Liebe zusammen. Schönheit erzeugt in den Menschen Liebe, und nur die Liebe mag Schönheit erkennen. »
« Das deutsche Wort Schönheit kommt von schauen. Wer andere liebevoll anschaut, der entdeckt ihre Schönheit. Schönheit ist kein äusseres Ideal, sondern hängt davon ab, wie wir uns anschauen. Das Gegenteil ist hässlich und stammt von hassen. Wenn ich jemanden hasse, dann finde ich ihn hässlich und werde dabei selbst hässlich. »
« Schönheit ist nicht nur etwas Äusserliches, sondern wenn wir mit uns im Einklang sind, dann sind wir schön. Wenn wir uns liebevoll betrachten, sind wir schön. Diesen Blick sind wir uns als Kinder Gottes auch schuldig. Wir sollen die Schönheit Gottes widerspiegeln. »
« Eitle Menschen wollen nur nach aussen glänzen und nicht nach innen. Es hat etwas Aggressives, wenn man seinen Körper mit Schönheitsoperationen misshandelt. Das Ergebnis ist nicht wirkliche Schönheit, sondern hat oft etwas Künstliches. Gesichter, die geliftet wurden, haben etwas Kaltes und Maskenhaftes. Sie verlieren ihre Lebendigkeit und ihren Ausdruck. »
kath.ch, 8.1.25
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