Reaktion auf den Artikel « Weil Gott es will » in der Ausgabe 6/2025
Die Veröffentlichung von Annalena Müllers Porträt über Jona Neidhart hat ungewohnt viele Reaktionen bei den Leserinnen und Lesern ausgelöst. Der zu den Mormonen konvertierte Söldner kämpft freiwillig auf ukrainischer Seite gegen Russland. Neidhart fühlt sich von Gott berufen und stösst nicht zuletzt gerade damit bei einigen Gläubigen auf Unverständnis. Wir von forumKirche waren uns dessen bewusst und entschieden uns trotzdem für eine Veröffentlichung. Warum ? Ich versuche es Ihnen zu erklären.
Wie ich bereits im Editorial der betreffenden Ausgabe 6 / 2025 geschrieben habe, wusste ich, dass der Beitrag « Weil Gott es will » schon bei unserer Berner Kollegin « heftige Reaktionen ausgelöst » hat. Als Konsequenz daraus hätte der Entscheid gefällt werden können, die heisse Kartoffel ganz einfach fallen zu lassen. Das hätte denjenigen geholfen, die im Pfarrblatt ausschliesslich ein Publikationsorgan zur Verkündigung des Evangeliums sehen. Was in jeder Ausgabe zu Recht und bewusst wahrgenommen wird. Dem gegenüber steht die Erwartung einer anderen Gruppe. Diese will, dass man in gesellschaftlichen und politischen Themen klare Kante zeigt. Dazu gesellt sich die Projektion, alles, was publiziert wird, gäbe die uneingeschränkte Meinung desjenigen wieder, der die Veröffentlichung verantwortet. Das ist falsch.
Die Blase verlassen
Leider gleiten unsere Medien und unser eigenes Verhalten immer mehr in diese Richtung ab. Gerade in den vergangenen Jahren – und noch mehr in den aktuellen – wurde und wird der Meinungsvielfalt zu wenig Platz eingeräumt. In der Folge bewegen wir uns immer häufiger in einer Blase der eigenen Meinungen. Absurderweise lamentieren genau darüber wiederum die Medien, welche das Problem selbst (mit-)verursachen.
Von Unverständnis bis Unterstützung
Persönlich vertrete ich die Auffassung, man sollte die heissen Kartoffeln in die Hand nehmen. Nicht, um sie einander zuzuwerfen, sondern um sich damit auseinanderzusetzen. Auch wenn die Kartoffel unangenehm in der Hand liegt. Gerade das Beispiel mit der Geschichte von Jona Neidhart bestätigt das. Interessanterweise gehen die Reaktionen und Onlinekommentare von völligem Unverständnis – zum einen über Neidharts Entscheid, freiwillig in den Kampf zu ziehen, zum anderen über die Publikation darüber – von absolutem Unverständnis bis hin zu unbedingter Unterstützung.
Letztlich ist es mir und meinem Team wichtig, mit unseren Artikeln aktiv einen Beitrag zu kontroversen Diskussionen zu leisten. Gerne bleiben wir dafür mit Ihnen in Kontakt. Sei dies in den Kommentaren auf unserer Website oder mit Leserbriefen an die Redaktion.
Ralph Weibel, Leiter Fachstelle Kommunikation, 8.4.25
Leserbrief
Annalena Müller, die den Artikel in der Pfarrblatt-Nummer 6/2025 von Bern geschrieben hat, sollte wissen, dass der Söldnerdienst für Schweizer Bürger seit dem Sonderbundskrieg strafbar ist. Dies müsste klipp und klar im Artikel erwähnt sein.
Dass sich Jona Neidhart als Christ bezeichnet und als Konvertit zu der Sekte der Mormonen sich im Namen Gottes mit militärischer Gewalt als Verteidiger für die Gerechtigkeit bekennt, zeigt wieder einmal, wie es leider NICHTS gibt, das so HEILIG ist, dass man es nicht ins GEGENTEIL verkehren kann. Das ist mit heutigen Begriffen als Instrumentalisieren zu bezeichnen oder in der Philosophie pure Dialektik.
Eine ganz andere Art von Nächstenliebe wäre der Einsatz im IKRK oder in der Caritas oder als Sanitäter im Auftrag der Schweiz gemäss der Genfer Konvention.
Den Ärger über diesen Artikel empfand ich ebenso bei der Veröffentlichung einer Ikonendarstellung der Maria mit einem Raketenwerfer in der Hand statt des Jesuskindes und das als ukrainische Propaganda mit Genehmigung der Polizei im Publik-Forum 13 / 2023.
Mario Crola
(Das erwähnte Publik-Forum erscheint in Deutschland als unabhängige Zeitschrift eines gemeinnützigen Vereins und hat keine Verbindung zu forumKirche, dem Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau, Anm. d. Red.)
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