Die Thurgauerin Lisa Wieland wird Mitarbeiterin von Bischof Felix

Vor Kurzem wurde Lisa Wieland (31) aus Steckborn zur neuen theologischen Mitarbeiterin von Bischof Felix Gmür ernannt. forumKirche hat die junge Theologin an ihrem Wohnort Baden besucht.

Frau Wieland, wie sind Sie zum Theologiestudium gekommen?
Das war eigentlich nie ein besonderes Ziel für mich. Zunächst dachte ich an ein Jurastudium, aber zufällig bin ich auf eine Broschüre der theologischen Fakultät gestossen, und da wollte ich hingehen, um zu schauen, was die dort so sagen. Und dann stand innerhalb von zehn Minuten fest, dass ich dort studieren möchte, weil irgendwie alles darin enthalten war, was mich interessierte: die alten Sprachen, Geschichte, ethische Fragestellungen, Philosophie und auch Recht.

Was haben Sie vor Ihrem Studium gemacht?
Mit 15 Jahren ging ich für ein Jahr in die USA. Danach habe ich eine Lehre als Köchin EFZ gemacht. Nach der Erwachsenenmatura bin ich noch vor meinem Studium zum Militär gegangen. Ich habe mich für einen KFOR-Einsatz gemeldet und bin dann als Truppenköchin im Kosovo gewesen.

Wie sind Sie zur Armeeseelsorge gekommen?
Während des Einsatzes im Kosovo merkte ich, wie wichtig die Armeeseelsorge ist. Ich dachte mir: «Hey Lisa, du bist im Militär, du studierst Theologie – wieso machst du nicht Militärseelsorge?» Ich habe dann den entsprechenden Lehrgang gemacht. So erhalte ich jährlich im Rahmen meines Milizdienstes den «Marschbefehl» für die Armeeseelsorge und bin verschiedenen Truppen zugeteilt.

Sie sind in Steckborn aufgewachsen. Waren Sie schon in der Kindheit religiös geprägt?
Das war sicher die Führung vom Heiligen Geist (lacht). Meine Eltern haben einen Bauernhof und haben von daher eine sehr natürliche Art der Gottesbeziehung. Der Kirchenbesuch war aber recht lose, eher nur zu den klassischen Festtagen. Für mich war es daher schon mehr ein Hineinwachsen in das kirchliche Leben durch das Studium und die Tätigkeit in der Seelsorge. Aber die Alltagsspiritualität, die hat mich schon von Kindheit an geprägt.

Derzeit arbeiten Sie in der Seelsorge in Zug?
Aktuell arbeite ich als Seelsorgerin in der Pfarrei St. Michael in Zug. Ich erlebe hier eine sehr offene Pfarrei. Als Seelsorgerin erfahre ich von vielen Menschen einen grossen Vertrauensvorschuss. Die Leute merken: «Da ist jemand, der wirklich zuhört, der nachfragt, wie es mir geht.» Da geht es nicht um eine Art Diagnose, sondern nur ums persönliche Mitteilen. Aktuell versuche ich, zusammen mit Eltern die Familienpastoral neu aufzubauen.
Mit welchen Erwartungen gehen Sie nun an Ihre neue Aufgabe im Herbst heran?
Derzeit bin ich noch sehr in der Pfarreiarbeit drin. Ich freue mich, dass die neue Tätigkeit dann wieder stärker in die theologische Arbeit hineinführt. Wichtig ist mir aber, dass sich die Theologie im Alltag bewährt. Da ist die Pfarreiarbeit Gold wert, denn da «crasht» alles, was zu abstrakt ist, was im Alltag nicht bestehen kann. Vielleicht kann ich diese Erfahrungen aus der Seelsorge miteinbringen.

Mit welchen Erwartungen gehen Sie nun an Ihre neue Aufgabe im Herbst?
Derzeit bin ich noch sehr in der Pfarreiarbeit drin. Ich freue mich, dass die neue Tätigkeit dann wieder stärker in die theologische Arbeit hineinführt. Wichtig ist mir aber, dass sich die Theologie im Alltag bewährt. Da ist die Pfarreiarbeit Gold wert, denn da «crasht» alles, was zu abstrakt ist, was im Alltag nicht bestehen kann. Vielleicht kann ich diese Erfahrungen aus der Seelsorge miteinbringen.

Gibt es Vorbilder, Einflüsse, die Sie spirituell geprägt haben?
Aufgrund meiner Naturverbundenheit habe ich eine grosse Nähe zur franziskanischen Bewegung, zum Einfachen. Auch die Radikalität der Teresa von Avila fasziniert mich oder Madeleine Delbrêl mit ihrem Anliegen, draussen auf der Strasse den Glauben authentisch zu leben. Draussen, wenn ich an einem Fluss sitze, umgeben von der Natur, da sind so tiefe Momente, die mir Kraft geben. Da ist Gott für mich am erfahrbarsten.

Wenn man sich als junger Mensch für einen Weg in der Kirche entscheidet, fühlt man sich da heute nicht ein wenig am Rande?
Ich habe ja verschiedenste Arbeitsstellen erlebt. Und ich erlebe es so, dass die Kirche eine Arbeitgeberin ist, die sehr viel zu bieten hat: eine ernsthafte, sinnvolle Tätigkeit und einen unglaublichen Pool von Menschen, die dort tätig sind. Ich staune immer wieder, was die Leute für einen breiten Hintergrund und für eine Vielfalt an Fähigkeiten haben.

Klaus Gasperi, forumKirche, 24.01.2024


Stipendienfonds der Landeskirche

Lisa Wieland hat für ihr Masterstudium Theologie an der Universität Luzern ein Stipendium von der katholischen Landeskirche Thurgau erhalten. Die Landeskirche unterstützt Studierende aus dem Kanton, welche eine Ausbildung im Hinblick auf eine berufliche Tätigkeit in der Kirche als Theolog*in, Religionspädagog*in oder Kirchenmusiker*in absolvieren. Das Stipendium hat es Lisa Wieland ermöglicht, sich ganz auf ihr Studium zu konzentrieren und dieses in der Mindestdauer von zehn Semestern abzuschliessen.
 

 

Köchin, Armeeseelsorgerin und künftig Assistentin des Bischofs: Lisa Wieland aus Steckborn
Quelle: Klaus Gasperi
Köchin, Armeeseelsorgerin und künftig Mitarbeiterin des Bischofs: Lisa Wieland aus Steckborn

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