Virtuelle Friedhöfe mit unbegrenztem Platz

Die Digitalisierung hält stets in neuen Bereichen des Lebens Einzug, inzwischen gar bis in den Tod hinein. Die von John Mötteli, einem Patentanwalt und Ingenieur aus Arbon, entwickelten Denkmalwebseiten ermöglichen es, virtuelle Gedenkstätten für Verstorbene zu erstellen oder E-Mails selbst noch nach dem eigenen Tod zu verschicken. Kirche ohne Grenzen hat mit dem gebürtigen Texaner über sein ganz besonderes Internetprojekt gesprochen.

Wie sind Sie dazu gekommen, derartige Internetportale zu entwickeln?

Denkmäler für Verstorbene sind generell nichts Neues. Nur die Form, die wir anbieten, ist innovativ. Die Idee dazu kam, nachdem wir Ende der 90er-Jahre an einer Entwicklung unseres Firmenbrowsers, der E-Mail-Erinnerungen weit in die Zukunft sendet, arbeiteten. Wir dachten, dass es schön wäre, wenn man auch nach dem Tod E-Mails senden könnte. Beispielsweise kann sich ein Todkranker auf den Abschied vom Leben vorbereiten, in dem er eigene Weisheiten an Kinder und Enkel zu vorbestimmten Zeiten (z. B. zum 18. Geburtstag, zur Hochzeit etc.) weitergibt. Als ich die Domainersteigerung für die von Bestattungshäusern sehr begehrte «Christianmemorials.com», «CatholicMemorials.com» und «TheEternalPortal.com» gewann, wusste ich, dass ich diese Arbeit machen muss. Jetzt, nach Jahren des Kampfes mit einem Entwickler, stehen die Webseiten endlich unter meiner Kontrolle.

Wie populär sind Ihre Webseiten?

Das «Eternal Portal ©» beherbergt seit 2005 Tausende von digitalen Gedenkstätten und bietet sowohl kostenfreie wie auch kostenpflichtige zusätzliche Onlinedienste. Wir haben bereits 60’000 registrierte E-Mail-Adressen. Die Webseiten hatten Millionen von Besuchen. Es existieren mehrere Denkmäler, welche alleine beinahe eine Million Besucher hatten. Das ist eine Menge, wenn man bedenkt, dass wir noch kein Marketing betrieben haben.

Wie funktionieren diese Gedenkstätten?

Man kann die gesamte Gestaltung mit eigenen digitalen Grabmalbeschriftungen bestimmen. Selbstausgewählte Familienmitglieder oder Freunde, welche eine gesetzliche Bevollmächtigung haben, dürfen danach entscheiden, ob und wann ein solches Denkmal oder Benachrichtigungen freigeschaltet werden. Natürlich haben wir auch Benutzer, die Gedenkstätten für Verstorbene kreieren. Als Gast kann man bei den Gedenkstätten unentgeltlich Beileidnotizen schreiben, eine virtuelle Andachtskerze anzünden oder Blumen hinterlassen. Die Person, die als Verwalter des Denkmals registriert ist, darf selbst entscheiden, was publiziert wird und was nicht.

Wieso haben Sie drei verschiedene Webseiten entwickelt?

Wir alle stehen dem Tod einmal gegenüber. Wie dieser Fakt verarbeitet wird, ist sehr vom persönlichen Glauben abhängig. Deswegen haben wir traditionelle Friedhöfe, die einer bestimmten Konfession zugeteilt sind; es gibt aber auch Gemeinschaftsfriedhöfe. Analog dazu stellen wir auch im Internet diverse Möglichkeiten zur Verfügung: speziell für Katholiken oder generell für alle Christen – mit einer eher universellen Symbolik. Als Erweiterung besitzen wir viele zusätzliche Domains z. B. für Orthodoxe, Baptisten etc. «TheEternalPortal.com» hat einen allgemeinen, hoffnungsvollen Charakter und ist für alle, die generell an Leben nach dem Tod glauben, gemeint.

Was treibt Sie persönlich bei diesem Projekt an?

Für mich als gläubiger Katholik ist es eine Form der Evangelisierung. Ausserdem ist es natürlich, dass wir nach dem Tod einer geliebten Person, wie z. B. der Grossmutter, die Erinnerung an sie möglichst lange lebendig halten und ihr durch ein Denkmal die Ehre erweisen wollen. Leute haben ein Mitteilungsbedürfnis, deswegen zeigen wir im Internet, was wir gerade fühlen. Die kreierten Gedenkstätten dienen nicht nur uns selbst, sondern auch unseren Nächsten und den zukünftigen Generationen. Je älter ich werde, desto mehr Gedanken mache ich mir darüber: Ich will auf den Tod vorbereitet sein.

Text & Übersetzung: Monika Freund Schoch (21.10.19)


Eternal memorials

Virtual cemeteries 

The digitization appears in new areas of life, and death is an indispensable part of it. Kirche ohne Grenzen spoke with the native Texan, John Moetteli, who developed virtual memorial portals about this project.

How did you come to this idea?

Building memorials for those who passed away is generally nothing new, only the form we offer is innovative. This idea came in the late 90's after we worked on a browser development for our company that could send out reminders well into the future. We thought it’d be nice being able to send emails, even after death.

How does that work exactly?

You can create your own memorials, choose their background and even determine the overall design of the memorial. Selected family members or friends may decide whether and when such a memorial or emails are triggered. As a guest, you can write a condolence note at the memorial sites free of charge, light a virtual candle or leave flowers, but the memorial’s creator may decide what is published.

Why did you develop three different websites?

We all will face death once. How this event takes place depends very much on personal faith. Traditionally, graveyards were denominational; but there are also community cemeteries where people are buried regardless of religious affiliation. Similarly, we provide various options on the Internet, either for Catholics («CatholicMemorials.com»), or all Christians («ChristianMemorials.com»), with a more universal flavor. «TheEternal-Portal.com» has a more general, hopeful character.

What is your drive in this project?

For me as a devout Catholic, it is a form of evangelization. Moreover, it is very natural that we want to keep the memory of a loved one alive for as long as possible after the death. That helps us express ourselves, but also other people whom we share it with, even future generations. The older we become, the more we think about it and want to be prepared for death.


 

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John und seine Frau, Novella Mötteli-Mantelli, leiten zusammen eine internationale Patentanwaltskanzlei.

Bild: Monika Freund Schoch

 
 
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Die Gedenkseite einer kürzlich verstorbenen Frau.

Screenshot: www.theeternalportal.com

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