Gespräch über ein Pilotprojekt
Dass reformierte und katholische Schulkinder im Kanton Schaffhausen den Religionsunterricht besuchen, ist nichts Neues. Seit letztem Schuljahr wird nun auch muslimischen Schüler*innen ein gutes Grundwissen über den Islam vermittelt. Aufgegleist wurde das Projekt vom Interreligiösen Dialog Schaffhausen unter der Leitung von Markus Sieber (68) in Zusammenarbeit mit dem Imam der albanischen Mekka Moschee in Schaffhausen, Nimetulla Veseli (35).
Herr Sieber, wer hatte die Idee für das Pilotprojekt?
Die Idee für das Pilotprojekt hatte der Interreligiöse Dialog Schaffhausen. Schon länger gibt es einen solchen Unterricht in Kreuzlingen, neuerdings auch in Romanshorn. Die Verantwortlichen von Kreuzlingen waren zu Gast im Interreligiösen Dialog Schaffhausen und haben erzählt, wie es dort läuft. Das stiess bei den Moscheevereinen in Schaffhausen auf grosses Interesse. Mit dem Imam Nimetulla Veseli stand auch ein geeigneter Lehrer zur Verfügung. Er lebt seit acht Jahren hier, hat Deutsch gelernt und spricht neben seiner albanischen Muttersprache auch türkisch und arabisch. Als dann im Rahmen von «Massnahmen des Bundes zur Bekämpfung von Radikalisierung und gewalttätigem Extremismus» eine finanzielle Unterstützung möglich wurde, wurden Abklärungen gemacht, wo so ein Pilotprojekt stattfinden könnte.
Herr Sieber, was ist das Ziel des Projektes?
Uns war es wichtig, dass die Kinder richtige Informationen über den Islam bekommen, denn es gibt viele falsche Vorstellungen, beispielsweise, dass Muslime nicht in eine Kirche gehen dürfen. Für die Eltern ist es aus sprachlichen Gründen oft schwierig, den Kindern die Religion zu erklären, und im Internet gibt es viele problematische Aussagen. Ein wichtiges Thema ist es auch, dass die Kinder wissen, was die arabischen Wörter auf Deutsch bedeuten: Allah heisst übersetzt Gott, haram heisst übersetzt religiös verboten usw. Damit werden die Kinder befähigt, den Islam auch den Klassenkameraden zu erklären. Ein dritter Punkt, der dem Imam sehr wichtig ist, betrifft das Verhältnis zu anderen Religionen. Es ist ihm ein Anliegen, dass die Religionen sich gegenseitig respektieren. Ein weiteres Ziel ist es, durch Transparenz Ängste in der Öffentlichkeit abzubauen, damit der Islam dadurch mehr Akzeptanz erfährt und als Teil unseres Zusammenlebens wahrgenommen wird.
Herr Veseli, wie viele Kinder besuchen den Unterricht?
Zu Beginn waren die Anmeldungen für den Unterricht zögerlich, doch bald kamen mehr dazu. Schliesslich haben 26 Kinder das Jahr abgeschlossen. Es sind alles muslimische Kinder, aber mit ganz verschiedenen kulturellen Hintergründen: Balkan, Pakistan, arabische Länder. Das ist auch ein wichtiges Thema des Unterrichts, dass die Kinder zu unterscheiden lernen, was zur Religion und was zu ihrer Kultur gehört.
Herr Sieber, wie hat das Pilotprojekt in Ihren Augen geklappt?
Das Pilotprojekt war von Anfang an sehr erfolgreich. Das bezieht sich auf die vielen Anmeldungen, auf die Unterstützung der Eltern und vor allem auf das Wohlwollen der Schule und der Behörden, die sich auch dafür eingesetzt haben, dass das Projekt weitergeführt wird.
Da es ein Pilotprojekt war, muss es nun noch ausgewertet werden. Die Evaluation durch eine Studentin der Pädagogischen Hochschule Schaffhausen ist noch in Arbeit. Dafür macht die Studentin verschiedene Interviews mit Eltern, Kindern und Schulleitern.
Herr Veseli, wie geht es nun weiter?
Weil das Pilotprojekt in der Verantwortung des Interreligiösen Dialoges nur für ein Jahr organisiert worden war, war es eine grosse Frage, wie es danach weitergeht. Im Frühling konnte ein Verein gegründet werden, der sich aus Mitgliedern zweier Moscheevereine zusammensetzt und der von jetzt an für den Unterricht zuständig ist. Dieser Verein finanziert sich durch Elternbeiträge, Mitgliederbeiträge und Spenden. Für das neue Schuljahr wurde bereits beschlossen, dass die Kinder auch in der 5. Klasse weiter unterrichtet werden. Für eine neue 4. Klasse haben wir bis jetzt 12 Anmeldungen. Das freut uns natürlich, und wir hoffen, dass wir auch in den kommenden Jahren weiteren Kindern muslimischen Religionsunterricht erteilen können.
Text und Übersetzung: Katarina Raguž, 15.08.2023
Godina dana islamskog vjeronauka
Razgovor o procjeni pilot projekta
U Švicarskoj nije neobično da krščanski đaci pohađaju vjeronauk u školama, no prošle godine po prvi put u kantonu Schaffhausenu pokrenut je projekt, koji bi omogućio muslimanskoj djeci da nauče nešto o svojim vjerskim vrijednostima. Projekt je potaknuo Interreligiozni dijalog Schaffhausen, te je pod vodstvom protestantskog svećenika Markusa Siebera (68) pokrenut vjeronauk o muslimanskoj vjeri, a vjeroučitelj je imam albanske Mekka džamije u Schaffhausenu Nimetulla Veseli (35).
Gospodine Sieber, kako se rodila ideja za taj projekt?
Već neko vrijeme u mjestima Kreuzlingen i Romanshorn muslimanski učenici pohađaju vjeronauk. Tom idejom potaknute, muslimanske zajednice u Schaffhausenu odlučile su realizirati nešto slično. Imam Nimetulla Veseli pokazao se kao idealna osoba za učitelja, jer već 8 godina živi ovdje, priča njemački, albanski, turski i arapski. Udruga Interreligiozni dijalog Schaffhausen odlučila je poduprijeti tu zamisao. U današnje doba nažalost internetom kruže razne dezinformacije i cilj je da se tomu stane na kraj, te da današnja mladež zna objasniti ostaloj djeci svoju vjeru i da se na taj način stvori međusobni respekt i istodobno prevencija radikalizacije.
Gospodine Veseli, koji je rezultat ovoga projekta?
U mojim očima ideja je bila vrlo uspješna. Iako u početku nismo imali puno prijava, školsku godinu završilo je čak 26 đaka. U sljedećoj godini radit ću sa dva razreda. No sada vodstvo projekta nije više pri Interreligioznom dijalogu Schaffhausen, već je u proljeće osnovana udruga, koja se sastoji od članova dvaju muslimanskih zajednica iz Schaffhausena. Nadamo se da će ta udruga muslimanske škole još dugi niz godina djelovati, kako bi veći broj djece mogao biti poučen o svojoj vjeri.
Kommentare