Christen könnten gemeinsam viel bewegen

Als Einzelner steht man den Herausforderungen des Klimawandels relativ machtlos gegenüber. Eine Studie hat jedoch gezeigt, dass die katholische Kirche mit der Einhaltung des Freitagsgebotes entscheidend zur Reduzierung von CO2-Emissionen beitragen könnte. Und dazu bräuchte es nicht einmal eine Verordnung aus Rom.

Im Jahr 2011 richteten die Bischöfe der katholischen Kirche in England und Wales einen Appell an ihre Gläubigen, am traditionellen freitäglichen Fleischverzicht festzuhalten. Eine im November 2022 veröffentlichte Studie stellt fest, dass durch die Befolgung dieses Aufrufes in einem Jahr etwa 55'000 Tonnen CO2 eingespart worden seien, obwohl etwa nur 28 Prozent der Adressaten der Aufforderung nachgekommen seien. Der Koordinator der Studie, der Agrarökonom Shaun Larcom von der Universität Cambridge, zeigt auf, was dieses Ergebnis global bedeuten könnte: «Wenn der Papst die Verpflichtung zu fleischlosen Freitagen für alle Katholiken weltweit wieder einführen würde, könnte dies eine wichtige Quelle für kostengünstige Emissionsreduzierungen sein.» Die Fleischproduktion ist insofern ein interessanter Ansatzpunkt, als sie für mehr als 14 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. 

Das Freitagsgebot im Wandel
Der Verzicht auf Fleisch am Freitag reicht in die Anfänge des Christentums zurück. Man wollte damit des Todes Jesu gedenken und Busse tun. Während der Amtszeit von Papst Nikolaus I. (858–867) wurde daraus ein verbindliches Gebot. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde das sogenannte Freitagsopfer etwas weiter gefasst. Das kirchliche Gesetzbuch (CIC) überträgt in can. 1251 den Bischofskonferenzen die Kompetenz, dieses Gebot konkreter auszufüllen. Die Deutsche Bischofskonferenz hat beispielsweise 1995 in einer Partikularnorm geregelt, dass das Freitagsopfer nicht nur durch Fleischverzicht, was als «nach wie vor sinnvoll und angemessen» bezeichnet wird, sondern auch durch Konsumverzicht und besondere Dienste für den Nächsten erfüllt werden kann. 

Freiwillig verzichten
Durch den Kampf gegen den Klimawandel kommt dem Freitagsgebot auf einmal eine ganz neue Bedeutung zu. Es geht beim Fleischverzicht nicht mehr nur um eine Rückbesinnung auf den Karfreitag, sondern um eine solidarische Massnahme zum Erhalt unserer Lebenswelt, unseres «gemeinsamen Hauses» (Papst Franziskus). Zudem könnten wir unserem Wochenverlauf mehr Profil verleihen: Es gibt nicht immer alles, sondern am Freitag ernähren wir uns vegetarisch. 
Die Autoren der Studie regten an, dass der Papst den fleischlosen Freitag wieder für verbindlich erklären könnte. Doch wie wäre es, wenn dies freiwillig geschieht, wenn sich Katholik*innen von sich aus für diesen Weg entscheiden würden, indem sie z. B. auf einer Website eine Selbstverpflichtung unterschreiben würden? Selbst wenn von allen Katholik*innen, die weltweit auf über eine Milliarde geschätzt werden, nur ein Teil diesem Aufruf folgen würde, wäre dies ein enormer Beitrag zum Klimaschutz. Und was wäre, wenn sich sogar andere Christen dieser Idee anschliessen würden? Es wäre auf jeden Fall für jede*n ein kleiner Schritt, der in der Gesamtheit Grosses bewirken könnte.

Detlef Kissner, forumKirche, 14.03.2023
 

Freitags einmal ohne Fleisch.
Quelle: Einladung_zum_Essen/pixabay.com
Freitags einmal ohne Fleisch? Vegetarische bzw. vegane Gerichte bieten leckere Alternativen.

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