Ein Rettungsreport

Es ist dunkel, nass und kühl. Ob sie kommen? Und wie! Aus dem Wald wagen sie sich Richtung See, um dort zu laichen. Gegen den Hauptfeind Auto hätten die vom Aussterben bedrohten Erdkröten keine Chance, wären da nicht Rettungsteams, die im Frühling jede feuchte Nacht ausgerüstet mit Taschenlampen, Eimern, Regenschutz und Liebe zur Schöpfung die Tiere an «Hägli», Waldrand, auf Strassen einsammelten und ins Naturschutzgebiet an den See brächten. 

Im Sommer tragen sie dann viele Jungkröten zurück. Diese Nacht darf ich mitgehen. Obwohl wenig Verkehr, finden wir dennoch zermatschte kleine Körper. Autofahrer sind nicht nur verständnisvoll. Einer gab Vollgas, als ich ihn per Handzeichen bat, langsam zu fahren. 

Viele gerettet

Die Kröten wandern einzeln oder das Weibchen trägt das Männchen auf dem Rücken. Dank des Rettungsteams konnte sich die Population in Ermatingen-Tägerwilen sogar etwas erholen. Solche Teams sind im Thurgau an mehreren Orten unterwegs. Diese Nacht haben alle sichtlich Freude, dass wir 300 Kröten in die Dunkelheit Richtung See entlassen können. Letztes Jahr hat das Team über 5'500 Tiere gerettet! Die meisten wären überfahren worden. Der spätere Rückweg ist wegen des langen Zeitraumes noch gefährlicher. 

Aktion muss koordiniert werden

Das Team zählt etwa 25 Freiwillige, junge und alte, viele seit Jahren dabei, darunter Sandra Kneubühler, die mit Marion Gessner die Aktion für den Tierschutzverein Kreuzlingen koordiniert. Sie erfordert Zeit, Flexibilität, Wissen und ein grosses Herz. Neben der Einsatzplanung muss die Unterstützung durch Landwirte, Tiefbauamt, Amt für Raumplanung und Gemeinden organisiert werden, ebenso der Polizei, wenn Rücksichtslose im Naturschutzgebiet campieren. Die 47-jährige Familienfrau und Bibliotheksleiterin freut sich, der bedrohten Artenvielfalt zu helfen und Vorbild für Kinder und Jugendliche zu sein, die tat - kräftig mithelfen. Sie wünscht sich weniger Pestizide, einen Graben für Rückwanderer zwischen Ermatingen und Triboltingen und dass Autos bei Warnhinweisen vorsichtig und nicht mehr als 30 km/h fahren, damit keine Tiere zu Schaden kommen. «Wenn wir mehr Geld hätten, könnten wir auch weitere Schächte mit Ausstiegshilfen versehen, damit die Tiere darin nicht qualvoll sterben müssen.» Wichtig sei auch, dass alle das Naturschutzgebiet respektieren, das für Tiere der letzte Rückzugsort ist. Davon können wir alle etwas erfüllen, denke ich, und bin sowieso berührt, was ich diese Nacht erlebt habe. Sandra Kneubühlers Schwiegermutter Hildegard, spricht wohl für alle: «Die Rettung der Kröten bedeutet mir viel, weil diese Tiere keine Lobby haben. Sie sind Teil der Schöpfung und wichtig im Kreislauf der Natur. Ich habe es mit dem heiligen Franziskus und sehe in jedem Tier ein Geschöpf Gottes.» 

Gaby Zimmermann (9.6.20)



Freiwillige gesucht 


Wer gern in der Natur ist, Regen und Nacht nicht scheut, Kameradschaft und Tiere mag, melde sich bei Sandra Kneubühler (s_kneubuehler@hotmail.com, T 078 894 32 30) oder Marion Gessner, T 076 525 06 45.
 

Hilfsaktion für Köten
Quelle: Sandra Kneubühler
Die Helfer*innen müssen die Jungkröten wieder in ihren Lebensraum zurückbringen.

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