Jubla erhält den Herbert-Haag-Preis 2019

Am 24. März nimmt die Jubla Schweiz zusammen mit dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend in Luzern den mit 15‘000 Franken dotierten Herbert-Haag-Preis 2019 entgegen. Ein Interview mit Valentin Beck (Bundespräses und Theologe), Alice Stierli (Co-Präsidentin Jubla Schweiz) und Elias Müller (Co-Präsident Jubla Luzern).

Weshalb erhält die Jubla den Herbert Haag- Preis 2019?

Valentin Beck: Einerseits für unser Kerngeschäft, Kindern und Jugendlichen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu bieten. Das wird als wertvoller Beitrag für die Gesellschaft erachtet. Dies allein hätte für den Haag-Preis mit dem Titel «Für Freiheit in der Kirche» wohl aber nicht gereicht. Ausgezeichnet werden wir deshalb auch für den Prozess, in dem unser neues Leitbild und das Haltungspapier Glauben und Kirche entstanden ist. Ein Prozess, bei dem die Basis mittels Onlinebefragung und dutzenden Workshops breit einbezogen wurde. Dabei dachte die Stiftung wohl an den umstrittensten unserer fünf Grundsätze, «Glauben leben». Wir trugen die Auseinandersetzung darüber selbstbewusst nach aussen – auch zu den Bischöfen.

Kommt die Auszeichnung überraschend?

Alice Stierli: Nein, wir fühlen uns aber geehrt. Wir fassen den Preis als Kompliment dafür auf, dass wir uns mit dem Thema Glauben und Kirche im Verband ausführlich auseinandergesetzt haben und wie wir die Diskussion um Wertvorstellungen führten.

In der Begründung der Herbert-Haag-Stiftung heisst es, in der Jubla lernten junge Menschen «eigenständig, […] der Bedeutung des Evangeliums für ihr Leben auf die Spur zu kommen». Was heisst das für Sie?

Alice Stierli: Dass wir unseren Glauben leben, und nicht erklären müssen. Man kann mitmachen, wird aber nicht gezwungen, und entdeckt dabei vielleicht etwas für sich.

Die Herbert-Haag-Stiftung setzt sich für «Freiheit in der Kirche» ein. Die Jubla will sich diese offenbar nehmen.

Valentin Beck: Auch, ja. Wir sind ein Teil der katholischen Kirche. Da denkt man natürlich schnell nur an Rom, an die Hierarchie. Die Kirche hat aber nicht nur Strukturen, sondern vor allem Funktionen. Für uns ist sie wie ein Tisch, an den wir einladen. Wer mag, setzt sich hin, und erhält so überhaupt die Gelegenheit, mit Fragen von Religion und Glaube in Berührung zu kommen. Wichtig sind uns insbesondere die Gemeinschaftsbildung und die Vermittlung von Werten, indem wir diese vorleben. Die Jubla-Werte sind durchaus christlich inspiriert und lassen sich aus dem Evangelium begründen. Aber wir vereinnahmen diese Werte nicht für das Christliche allein. Für die Bewahrung der Schöpfung zum Beispiel kann man sich auch aus anderen Glaubensperspektiven oder in anderen Religionsgemeinschaften einsetzen.

Sie sagten, der Jubla-Grundsatz «Glauben leben» sei bei der Erarbeitung des neuen Leitbilds der umstrittenste gewesen…

Elias Müller: Dass der Grundsatz umstritten war, hängt damit zusammen, dass viele die Vorstellung haben, den Glauben lebe man in der Kirche und gemeinsam mit der Pfarrei. Das ist zwar eine Variante, und sie hat auch Platz. Der erwähnte Grundsatz ist aber viel offener formuliert. Es heisst darin unter anderem: «Wir schaffen Raum für Fragen des Lebens. Wir setzen uns ein für ein friedliches, gerechtes und solidarisches Leben.»
Valentin Beck: Es gibt so viele Haltungen wie Mitglieder und in den Jubla-Scharen vor Ort eine grosse Spannbreite, wie der Grundsatz «Glauben leben» verstanden wird. So, wie er jetzt vorliegt, ist er der grösste gemeinsame Nenner. Es war aber klar, dass die Jubla weiterhin ein kirchlicher Verband sein will. Der strukturelle Hintergrund des Verbandes bleibt katholisch, das einzelne Mitglied muss aber nicht Kirchenmitglied sein.

Ist es ein Ziel, dass sich das Mitmachen in der Jubla später im Mitmachen in der Pfarrei fortsetzt?

Valentin Beck: Innerkirchlich argumentiert, ja. Und vor 80 Jahren wurde die Jungwacht tatsächlich auch für die kirchliche Nachwuchsrekrutierung gegründet. Heute ist es sicher ein Ziel, dass das Zusammenwirken von Jubla und Pfarrei zu guten Kirchenerfahrungen führt. Die logische Folge wäre, dass man sich später immer noch für die Kirche interessiert.
Alice Stierli: Wer in jungen Jahren Kirche in verschiedenen Facetten erlebt, kann sie später auch so leben und bestenfalls entsprechend prägen. Vielleicht trägt dies zu einer Veränderung bei.

Interview: Dominik Thali/Red. (5.3.19)


Herbert-Haag-Preis

Die Herbert-Haag-Stiftung für Freiheit in der Kirche zeichnet mit dem gleichnamigen Preis periodisch Menschen aus, die sich für Freiheit und Menschlichkeit innerhalb der Kirche einsetzen. 


 

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(v. l. n. r.): Alice Stierli, Valentin Beck und Elias Müller von der Jubla.

Bild: Dominik Thali

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