Erfahrungsaustausch in der Caritas-Gesprächsgruppe
Die Caritas Thurgau bietet neu im Zentrum Franziskus regelmässige Treffen für Menschen an, die sich in einer finanziellen Notlage befinden. In der Gruppe können sie Erfahrungen austauschen oder offene Fragen zu Leistungen und Ämtern klären. Das Angebot ist kostenlos.
Auch in der Schweiz gibt es viele Menschen, die am finanziellen Limit leben – häufig mit gesundheitlichen und sozialen Folgen. Deshalb bietet die Caritas Thurgau seit letztem Herbst im Zentrum Franziskus in Weinfelden eine regelmässig stattfindende Gesprächsgruppe an. Diese ist offen für all diejenigen, die im Kanton Thurgau wohnen und in irgendeiner Form von Armut betroffen sind – ob sie nun auf Sozialhilfe angewiesen sind oder aus anderen Gründen am Existenzminimum leben. «Die Idee wurde angeregt von einer Frau, die bei uns in die Beratung kam. Ähnlich der Angebote, die die Person schon aus anderen Gemeinden kannte, wünschte sie sich ein Treffen mit weiteren Armutsbetroffenen, um sich austauschen zu können», erklärt der Diakonieverantwortliche Tobias Kuhnert, der die Gesprächsgruppe bisher dreimal leitete.
Nicht alleine fühlenBesprochen werden bei diesen Treffen zum einen persönliche Alltagsprobleme, die aus einer individuellen Armutssituation entstehen wie offene Fragen bezüglich der Rechte und Pflichten gegenüber den Sozialämtern. «Ein Gruppenteilnehmer berichtete beispielsweise über seine Erlebnisse während seiner langfristigen Arbeitslosigkeit und wie er damit umging. Lange Zeit war es ziemlich schwer für ihn, aber jetzt gehe es ihm besser», sagt Tobias Kuhnert. Das sei das, was die Treffen wichtig mache, betont er. «Viele Armutsbetroffene schämen sich und reden deshalb mit niemandem über ihre momentane Situation. In der Gruppe fühlen sie sich mit ihren Problemen nicht alleine. Hier dürfen sie darüber reden und sind nicht der eigenen Einsamkeit voll und ganz überlassen».
Kosten- und hürdenlosDie Treffen beschreibt Tobias Kuhnert als intensiv, da der Gesprächsbedarf bei den Teilnehmenden gross sei. Es gäbe zwar eine Pause mit einer Verpflegung, aber auch dort würden die Unterhaltungen natürlich fortgesetzt. Alle Gespräche in den rund zweieinhalbstündigen Zusammenkünften sind vertraulich und die dort behandelten Themen werden weder vorgegeben noch im Voraus geplant. Tobias Kuhnert frage anfangs in die Runde, was die Teilnehmenden beschäftige, woraus sich die Diskussionen und Fragen ergeben würden. «Ich leite diese aber nicht, sondern gebe höchstens fachkundige Auskunft», erklärt der Caritas-Schuldenberater. Dass das Angebot niederschwellig sei und die Interessierten sich hierfür weder anmelden müssten, noch für das Treffen selber oder die Verpflegung etwas zahlten, sei wichtig. Auf Anfrage könne sogar das Geld für das Zugbillett zurückerstattet werden. «Wir wollten für dieses Angebot so wenige Hürden wie möglich. Alle, die sich angesprochen fühlen, dürfen vorbeikommen und können das für sich rausnehmen, was sie möchten», so Tobias Kuhnert. Und er fügt hinzu: «Wir begegnen uns hier auf Augenhöhe.»
Möglichkeit regionaler GruppenMomentan besteht die Gruppe noch aus wenigen Personen, welche die Termine aber regelmässig nutzen. Tobias Kuhnert hofft, dass sie noch auf mindestens zehn Teilnehmende anwachsen wird, die Grösse der Gruppe sei aber nach oben offen. «Wir hatten bisher drei Meetings, es braucht noch etwas Zeit, bis sich das Ganze etabliert und auch seitens der Teilnehmenden ein gewisses Vertrauensverhältnis aufgebaut wird. Ich bin aber überzeugt davon, dass das Angebot, das meine Kollegin Salome Kern übernimmt, mit der Zeit noch von mehr Menschen genutzt wird», erklärt er. Im Falle einer regen Nachfrage bestehe auch die Möglichkeit, das Angebot an anderen Orten ebenfalls anzubieten und so regional zu verteilen.
Sarah Stutte (29.1.19)
Die nächsten Termine:
- Dienstag, 26. Februar, 09.00 bis 11.30 Uhr
- Donnerstag, 28. März, 13.30 bis 16.00 Uhr
Weitere Infos unter: www.caritas-thurgau.ch/gespraechsgruppe-sozialhilfe-und-armut
Bild: zVg
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