Gleichberechtigung als Weg aus der Armut

Hoffnungsvolles Projekt in Laos

Lebensumstände zu erkennen und den Mut haben, sie zu verändern, wenn diese für ein selbstbestimmtes Leben hinderlich sind. Das bietet ein Partnerprojekt von Fastenaktion in Laos an. Die Resultate sind vielversprechend. 

Khamsawad lebt mit seiner Frau Wi, dem gemeinsamen Sohn und dessen Grossmutter in HouayXay Noi in der Provinz Bokeo. HouayXay Noi ist ein grosses Dorf mit vielen ethnischen Gruppen, einer Bevölkerung von 3'575 Personen. Es liegt im bergigen Norden von Laos. 

Gegenseitigen Respekt fördern
Das Programm Gender Action Learning Systems (GALS) hat das Leben der Familie von Grund auf verändert. Die von der Fastenaktion-Partnerorganisation Camkid angebotene Methode stärkt die Einkommens-, Lebensmittel- und Ernährungssicherheit von gefährdeten Menschen, indem versucht wird, deren Alltag durch Gleichberechtigung zu verbessern. Die Frauen und Männer sollen ihre Entwicklung in die eigenen Hände nehmen können. Als erstes geht es darum, die Umstände zu erkennen, die sie daran hindern, positive Veränderungen einzuleiten. Seit Generationen bestehende geschlechtsspezifische Ungleichheiten sind oft ein wichtiger Grund, weshalb eine Familie in Armut lebt. Wird die Ungerechtigkeit erst einmal erkannt, führt das bei den Paaren zu Veränderungen, stärkt Frauen und Männer gleichermassen und fördert Gleichberechtigung und gegenseitigen Respekt. 

Idee weitergeben
Khamsawad und seine Frau Wi waren begeistert von der Idee und entschlossen sich, fortan die Hausarbeit zu teilen. Als erstes erstellten sie einen Arbeitsplan, wie sie sich die tägliche Hausarbeit aufteilen können, damit beide mehr Zeit für die Arbeit ausser Haus erübrigen können. Dies, damit sie Geld verdienen und somit die Lebensumstände ihrer Familie verbessern können. Mittlerweile teilen sich beide die Betreuung ihres kleinen Sohnes und dessen 98 Jahre alter Grossmutter, die bei ihnen lebt. Sowohl Khamsawad als auch Wi finden dadurch Zeit, das ganze Jahr über Gemüse anzubauen. Zudem kann Wi das Gemüse jeden Tag auf verschiedenen Märkten in der Umgebung zum Verkauf anbieten, ohne sich Sorgen machen zu müssen, ob es dem kleinen Sohn oder der Grossmutter an etwas fehlen könnte. Denn, ist sie weg von zu Hause, schaut Khamsawad nach dem Rechten. Mit diesem zusätzlichen Einkommen konnten sie sich zwei Kühe kaufen und damit anfangen, Hühner für den Eigenbedarf zu züchten. Khamsawad berät sich am liebsten mit seiner Familie, um Pläne für eine bessere Zukunft zu schmieden. Sie sprechen miteinander, hören sich zu und lassen einander ausreden. Denn was er am wenigsten mag, sind Streitigkeiten in der Familie und wenn sich die Menschen gegenseitig anschreien. Zudem kann er mittlerweile als GALS-Ausbilder für junge Leute in anderen Dörfern oder für die Nachbarn im eigenen Dorf fungieren.

Gefährdung durch die Klimaveränderung
Trotz der positiven Entwicklung kämpft das Ehepaar jedoch nach wie vor mit Problemen. Im letzten Jahr fiel die Reisernte um 30% geringer aus. Alle Menschen im Dorf spüren die Auswirkungen des Klimawandels inzwischen deutlich. Sie müssen empfindliche Einbussen sowohl auf ihren Reisfeldern als auch in ihren Gemüsegärten hinnehmen. Der Monsun kommt nicht mehr regelmässig und die Zunahme der Dürren wirkt sich negativ auf die Ernteerträge aus. Weil der Regen nicht mehr zu den gleichen Zeiten wie früher fällt, ist es zudem für die Menschen schwierig geworden, zu entscheiden, wann gepflanzt werden soll. Statt einer grossen Dürre können so auch die Reisfelder plötzlich überflutet werden. Glücklicherweise finden Khamsawad und Wi, wie alle Menschen im Dorf, immer noch viele essbare Pflanzen im Wald. Es gehört zu ihrer Kultur, im Wald Wildgemüse, Pilze, Bambus- oder Rattansprossen zu sammeln. Dank dieser Gaben der Natur haben die Menschen in HouayXay Noi trotz der verminderten Ernteerträge noch immer ausreichend zu essen. 

Colette Kalt, Fastenaktion/Red., 17.02.2022

Der Projektpartner von Fastenaktion
Die Fastenaktion-Partnerorganisation Camkid setzt sich in der Region Bokeo im bergigen Norden Laos’ dafür ein, die Lebensbedingungen der ethnischen Minderheiten zu verbessern. Bokeo ist eine der ärmsten Regionen des Landes – 41% der Kinder sind unterernährt. Für die Familien ist der Wald lebenswichtig. Camkid unterstützt rund 6'000 Frauen und Männer und 1'100 Kinder. Neben der GALS-Methode vermittelt sie auch agrarökologische Anbauweisen und wie der Wald als wichtige Lebensgrundlage geschützt werden kann.