Begegnungen mit Andrea Schwarz im Thurgau

Mit ihren Texten regt Andrea Schwarz zum Schmunzeln, Nachdenken und Erfahren des Glaubens mitten im Alltag an. In einer Lesung in Weinfelden und in einem Seminar in der Kartause Ittingen gibt es die Chance, die erfolgreiche deutsche Autorin persönlich zu erleben.

Am Lesungs-Abend «Wenn mitten im Leben ein Stück Himmel aufblitzt» wird die ehemalige Sozialpädagogin am 25. März den Gästen erzählen: «Wenn wir Gott nur auf Sonntag reduzieren, dann machen wir den Alltag gottlos». Sie betont, dass wir Gott in den Alltag hinein holen müssen. Bereits die alten Mystiker wie Teresa von Avila oder Meister Eckart wussten, dass Gott zwischen den Kochtöpfen oder im Stall zu finden ist. Und wie darf ich mir das vorstellen? «Ich lerne, dankbar zu sein», schildert die aus Norddeutschland kommende Autorin. «Zum Beispiel, dass ich dankbar bin, morgens ohne Zahnschmerzen aufzuwachen. Oder ich bin dankbar, das Gezwitscher der Vögel zu hören oder das Aufbrechen der Natur zu beobachten und dies dann auch Gott zu sagen.»

Eine christliche Adresse
Diesem Danke-Sagen zu Gott setzt die Autorin ein Gedicht von Hans Magnus Enzensberger gegenüber. Er schreibt eine Dankeshymne über die Wolken, seinen Bordeaux, die Wühlmaus im Garten etc. und betitelt dieses mit «Empfänger unbekannt». Das heisst, er bekommt seine Post ungelesen zurück. «Wir Christen haben den Vorteil, dass wir eine Adresse haben», meint Andrea Schwarz, «an welche wir unsere Dankbarkeit, unseren Protest, unsere Wut oder unsere Ohnmacht richten können. Wir haben ein Gegenüber und können ihm das regelrecht vor die Füsse werfen. Der hält das aus!»

Lebendigkeit einüben
Während einige die Fastenzeit nur mit Verzicht und eventuell mit schmerzhaften Entbehrungen gleichsetzen, weist Andrea Schwarz auf einen anderen Aspekt hin: «In dieser Zeit bereiten wir uns auf Ostern vor. Es heisst: ‘Ich bin die Auferstehung und das Leben’. Wenn das auf uns abfärben soll, dann ist das die Einladung, zu leben und lebendiger zu werden». Um Lebendigkeit einzuüben, wären für sie zum Beispiel Fastenzeit-Vorsätze: jeden Tag eine halbe Stunde spazieren zu gehen oder eine Viertelstunde zu lesen, zu malen oder etwas Neues auszuprobieren. «Es gibt viel mehr Möglichkeiten, als das klassische Fasten, um lebendiger werden zu können.»
Die Schriftstellerin geht davon aus, dass alle Menschen eine Sehnsucht nach Leben und Lebendigkeit haben. Die Formen aber, diese Sehnsucht zu stillen, können sehr vielfältig sein. Sie nennt Beispiele wie nach Mallorca in den Urlaub zu fliegen, ein Einfamilienhaus am Stadtrand zu besitzen oder sich auf einen Pilgerweg zu machen. Das Bestreben ist letztendlich, das eigene Leben mit Sinn zu füllen.

Schreiben als Prozess
Ihre Texte sind erfrischend und in leicht verständlicher Sprache. Alles, was die ehemalige pastorale Mitarbeiterin schreibt oder erzählt, sind ihre ganz normalen Alltagserfahrungen. «Ich schreibe erst einmal, um meine Eindrücke zu verarbeiten. Andere malen, sticken oder schreiben, ohne dies aber zu veröffentlichen», beschreibt Andrea Schwarz die Anfänge ihres Verarbeitungsprozesses. Erst nach Aufforderungen von anderen Mitmenschen hat sie ihre spirituellen und ermunternden Texte publizieren lassen. «Wenn mein Schreiben andere Menschen ermutigen kann, dann dürfen die Texte auch nicht in der Schublade liegen bleiben.» Bereits ihr erstes Buch «Ich mag Gänseblümchen», das 1985 erschienen ist, ist ein sehr grosser Erfolg geworden und gilt heute als Longseller. Mittlerweile hat die freiberufliche Autorin über 60 Bücher veröffentlicht.

Dem «Sein» nachspüren
Andrea Schwarz leitet auch das Wochenend-Seminar vom 26. bis 27. März «Wenn man lang genug bei Gott rumhängt, färbt der Typ auch irgendwie ab» in der Kartause Ittingen. Inhaltlich geht es um die Selbstoffenbarung Gottes im brennenden Dornbusch und den sieben Ich-bin-Worten aus dem Johannes-Evangelium. «Wenn klar ist, wer oder was ist Gott», erklärt die Kursleiterin, «kann man schon mal überlegen: Kann er auf mich abfärben?» Mit ihren Impulsen soll dem «Sein» nachgespürt werden. Was bedeutet für mich, einfach zu «sein»? Sie möchte Anregungen aus dem Glauben heraus für die eigene Lebensgestaltung geben und im Bibliolog Bibeltexte nachspüren lassen. Neben Impulsen durch die Referentin gibt es auch Zeit zur Einzelbesinnung und zum Austausch mit anderen.

Judith Keller, forumKirche, 08.03.2022

Nähere Infos: www.keb.kath-tg.ch oder www.evang-tg.ch 

 
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Quelle: Ulrike Diekmann, Patmos Verlag
Andrea Schwarz gehört zu den meistgelesenen christlichen Schriftsteller*innen unserer Zeit.
 

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