Berufung als ein Stück Heimat

Mit Videos wirbt die katholische Kirche auf Social Media für ihre vielseitigen Berufe. Pfarreiseelsorgerin Charlotte Küng-Bless spricht für die Kampagne unter dem Namen «Chance Kirchenberufe» ehrlich über die Sonnen- und Schattenseiten ihres Berufes. 

Eigentlich wollte Charlotte Küng-Bless eine Abrechnung schreiben über die katholische Kirche – wegen deren patriarchalen Strukturen. «Dann sass ich vor dem Computer und merkte: Hm, so einfach, wie ich mir das vorgestellt hatte, ist es doch nicht. Ich kann nicht einfach den ganzen Betrieb zerfleddern, auch wenn die Strukturen wirklich ‹Kacke› und vor ein paar Jahrhunderten stehen geblieben sind. Denn die Botschaft dahinter ist super und der diakonische Ansatz sehr wertvoll», sagt die Pfarreiseelsorgerin aus Goldach SG im Interview mit der Kunstschaffenden Lisa Christ. 
Das Gespräch findet in einem angedeuteten Beichtstuhl statt. Auszüge davon werben seit Oktober als Videos auf Social Media für die Vielseitigkeit und Sinnhaftigkeit der kirchlichen Berufe. Ein längeres Video für den kirchlichen und den schulischen Unterricht vermittelt jungen Menschen ein ehrliches Bild über das Arbeiten in der Kirche. 

Kritische Fragen, ehrliche Antworten 
Es ist wichtig, das Wirken in und für die Kirche mit all seinen Vor- und Nachteilen abzubilden. Deshalb setzt «Chance Kirchenberufe» seit Ende 2021 auf das Konzept «Jetzt mal Klartext». Im umfunktionierten Schrank fühlen die Kunstschaffenden Lisa Christ und Renato Kaiser Seelsorger*innen auf den Zahn und sprechen mit ihnen auch über die Schattenseiten des Berufes – und über das zum Teil schlechte Image kirchlicher Berufe im Allgemeinen. 
«Die Sau rauslassen und sich völlig gehen lassen» könne sie in ihrer Funktion als Pfarreiseelsorgerin nicht mehr, gibt Küng-Bless im Video zu. Die Mutter dreier kleinerer Kinder vermisst aber auch nichts. Sie habe früher genug Action gehabt. Charlotte Küng-Bless liebt die Vielseitigkeit und Sinnhaftigkeit ihres Berufes – mit all dem Schwierigen, das er auch mit sich bringe. «Meine Berufung gibt mir ein Stück Heimat.» Zudem gefalle ihr die internationale Vernetzung der katholischen Kirche.

«Vielleicht ist das naiv»
Die ehemalige Primarlehrerin möchte in ihrem Alltag für andere da sein – und sich auch für die Rechte der Frau in der Kirche stark machen. «Ich möchte nicht tatenlos bleiben, sodass ich guten Gewissens antworten kann, sollten mich meine Kinder dereinst fragen: ‹Du, Mami, warum arbeitest du in einem solchen Verein, in dem die Frauen offiziell diskriminiert werden?› Ich möchte dafür kämpfen, dass nachfolgende Generationen von mehr Offenheit profitieren können», sagt sie. 
«Vielleicht ist das naiv, aber ich glaube an das Gute. Ich glaube, dass es immer ein Licht im Dunkeln gibt. Ich glaube daran, dass sich auch Schlechtes in Gutes wandeln kann.» «Und das würdest du gerne weitergeben?», fragt Lisa Christ. «Ja, das würde ich gerne weitergeben.»

www.chance-kirchenberufe.ch/Red., 01.11.2022
 

Pfarreiseelsorgerin Charlotte Küng-Bless
Quelle: zVg
Pfarreiseelsorgerin Charlotte Küng-Bless erzählt der Kunstschaffenden Lisa Christ von ihrem Beruf im Video der Kampagne «Chance Kirchenberufe».

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