Ein Porträt des Kirchenratspräsidenten Cyrill Bischof

Wie lange warten Sie schon?
Sehr lange.

Worauf denn eigentlich?
Ich möchte, dass sich die Kirche verändert.

Da müssen Sie nicht warten, sondern handeln!
Da haben Sie recht – ich versuche das eigentlich, aber …

Was bedeutet aber? Wer sind Sie denn und was machen Sie?
Mein Name ist Cyrill. Cyrill Bischof – aber bleiben wir beim Du – in meinem Umfeld duzen wir uns meistens, in meiner früheren Tätigkeit auf dem Bau – ich bin Architekt – und heute im kirchlichen Umfeld. Nach meiner Ausbildung an der ETH in Zürich habe ich genau 30 Jahre lang ein Architekturbüro in Romanshorn geführt – wir waren lange Zeit ein Team von etwa zwölf Personen.

Da wirst du kaum Zeit für Hobbys gehabt haben?
Oh doch – einfach keine zeitfressenden. Oder solche, die ich mit der Arbeit verbinden konnte. Architektur und Kunst packten mich schon immer. Oder die Natur. Ich liebe es, im Garten zu wirken und zu werken – demnächst werde ich mir einen Bagger anschaffen. Vor drei Jahren habe ich einen Weingarten angelegt und möchte nun mit dem Keltern meiner eigenen Trauben starten. Meine Hühner sorgen dafür, dass im Garten immer etwas los ist. Im Winter rufen mich die Berge zum Skifahren.

Und konntest du dann das alles auch mit einer Familie vereinbaren?
Ja, auf jeden Fall. Meine vier Kinder – heute zwischen 24 und 32 Jahre alt - bedeuten mir alles. Sie sind alle ebenfalls im gestalterischen und bzw. oder im unternehmerischen Bereich tätig. Der Austausch mit ihnen ist spannend – so weiss ich aus nächster Nähe, was es bedeutet, in der Generation Z aufzuwachsen. Dies ist für mein aktuelles Wirken nicht unwesentlich …

In der Architektur?
Nein, ich bin heute vor allem im kirchlichen Bereich tätig. Das hat schon vor 30 Jahren angefangen, als ich als 32-Jähriger in die Kirchenvorsteherschaft in Romanshorn gewählt wurde. Vorher habe ich nach meiner Jungwachtzeit als Student in Zürich ein überkonfessionelles christliches Werk kennengelernt. Zum ersten Mal las ich in dieser Zeit die Bibel von vorne bis hinten durch. Nach ein paar Jahren in der Kirchenvorsteherschaft wurde ich auf spezielle Weise deren Präsident – ich sprang ein, als eine plötzliche Vakanz entstand. Später wiederholte sich die Situation, als ich in der kantonalen Exekutive – im Kirchenrat – war und der damalige Präsident ausfiel.

Du bist also nur zufällig hier?
Die Antwort überlasse ich dir. Auf jeden Fall ist es mir wichtig, kein Platzhalter zu sein – sondern an meinen jeweiligen Tätigkeitsorten eine maximale Wirkung zu erzielen …

Und diese Aufgabe füllt dich zeitlich vollständig aus?
Zur Hälfte – weiter bin ich Präsident der Peregrina-Stiftung, die verantwortlich ist für die Unterbringung und Integration von Personen im Asylbereich. Und einer weiteren Diakonie-Stiftung in Zürich stehe ich zur Verfügung für den Bereich der Immobilienentwicklung und -bewirtschaftung. Zusätzlich sitze ich im Thurgau in verschiedenen Baukommissionen.

Aber warum denn ausgerechnet Kirchenrat? Ein Job irgendwo zwischen den Stühlen, wenn ich an die kirchliche, duale Struktur denke. Ist es nicht ein zermürbender Job?
Gerade als Nichttheologe, aber als einer, der die Kirche von klein auf kennt, der sie schätzt und gleichzeitig immer einen kritischen Blick bewahren konnte, ist der Spielraum sehr gross. Als ehemaliger Selbstständiger bin ich kein Verwalter, sondern Unternehmer. Ich habe Visionen und klare Vorstellungen, wie sich die Kirche in unserer Gesellschaft einen konkreten Platz bewahren kann.

Und dies in der heutigen Zeit? Braucht es die Kirche in Zukunft noch? Hat sie tatsächlich noch eine Zukunft?
Wir haben kürzlich acht Leitsätze für die Kirche im Thurgau verabschiedet. Wir müssen uns fundamental verändern. Wir wollen uns dorthin bewegen, wo die Menschen sind – mit ihnen Beziehungen schaffen. Es gibt heute viele Aufgaben – nicht nur im spirituellen Bereich, sondern mittendrin in der Gesellschaft oder an deren Rand, dort, wo wirtschaftliche und soziale Not herrscht. Damit es in unserer Gesellschaft Menschen gibt, die sich für unser Staatswesen einsetzen, braucht es eine entsprechende Sozialisierung – dazu leisten unsere Kirchen einen nicht unwesentlichen Anteil.

Und der Kontakt zur Kirche Schweiz – gehört dieser auch zu deinen Aufgaben?
Ja doch – anspruchsvoll, aber höchst interessant. Ich habe einige Aufgaben, die ich im Rahmen der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz oder des Bistums erbringe.

Spannend – ich sehe grad: Du bist jetzt an der Reihe – es tut sich offenbar etwas. Bis bald!

Cyrill Bischof
Quelle: zVg
Cyrill Bischof

 

 

Cyrill Bischof
Quelle: zVg
Cyrill Bischof

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