Internationaler Bodensee-Friedensweg an Ostern
Am diesjährigen Ostermontag, dem 22. April, laufen wieder viele Friedensengagierte aus der Schweiz, Deutschland und Österreich den Internationalen Bodensee-Friedensweg. Gemeinsam will man sich für ein Atomwaffenverbot und gegen die Finanzierung von Waffen durch Schweizer Banken stark machen. Die Route führt diesmal von Konstanz nach Kreuzlingen.
Jährlich am Ostermontag treffen sich am Bodensee mehr als 1000 junge und ältere Menschen, denen der Frieden ein besonderes Anliegen ist. Zusammen begehen sie den Bodensee-Friedensweg. Im gemeinsamen Wandern möchten sie den Glauben stärken, dass eine andere Welt möglich ist und die Wichtigkeit der Aktion für diese Vision unterstreichen. Das Engagement hat eine lange Tradition, die, mit einigen Unterbrechungen, bis in die Mitte der 80er-Jahre zurückreicht. Um diese Zeit wurde der Bodensee-Friedensweg aus der Bewegung der europäischen Ostermärsche heraus geboren, die ihrerseits von der pazifistischen Anti-Atombewegung in England motiviert wurde. Engagierte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz fanden damals, man könnte einen grenzüberschreitenden Friedensmarsch lancieren, der als Brücke zwischen den Ländern fungiert. Er sollte jedes Jahr an einem anderen Ort am Bodenseeufer stattfinden und von regelmässigen Reden bekannter Persönlichkeiten zu einem aktuellen Friedensthema begleitet werden.
Persönliche MotivationAuch heute noch setzen sich die Veranstalter des mittlerweile grössten Ostermarschs in der Bodensee-Region aus Aktivisten der drei Anrainerländer zusammen, die sich in verschiedenen Organisationen für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Unterstützt wird der Anlass zudem von rund 100 Organisationen aus dem Dreiländereck, unter anderem auch von den evangelischen und katholischen Landeskirchen Thurgau. Von Anfang an mit an dieser Idee beteiligt war der in Romanshorn aufgewachsene Rorschacher Arne Engeli. In der Spurgruppe des Internationalen Bodensee-Friedenswegs koordiniert er die Schweizer Sektion. Seine Motivation für den Frieden erklärt er so: «Mit elf Jahren bin ich 1947, zusammen mit meinen Eltern und Geschwistern, durch das zerbombte Deutschland nach Dänemark gereist, dem Geburtsland meiner Mutter. Ich erinnere mich noch heute an die bettelnden Kinder in den Städten und die Trümmer. Das hat einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen und mein Bewusstsein dafür geschärft, was ein Krieg anrichtet. Dass er nicht nur Häuser zerstört, sondern auch menschliche Seelen.»
«Geld für Waffen tötet»In diesem Jahr soll das Bewusstsein dafür geschärft werden, dass der Bodensee eine Rüstungsregion ist, die nirgendwo sonst in Europa in dieser Ballung vorkommt. «Wir möchten daraus eine Friedensregion machen», erklärt Arne Engeli. Dazu wurde Jürgen Grässlin eingeladen, einer der profiliertesten deutschen Rüstungsgegner. Doch auch die Finanzierung in die weltweite Rüstungsindustrie durch Schweizer Banken wird ein Thema sein. Vor allem auch deshalb, weil der Bundesrat jüngst die von der GSoA (Gruppe für eine Schweiz ohne Armee) lancierte Volksinitiative ablehnte, die sich gegen eine Schweizer Beteiligung an Kriegsgeschäften aussprach. Zu diesem Schwerpunkt werden zwei Berner Referentinnen etwas zu sagen haben: Einerseits Tamara Funiciello, die Präsidentin der JUSO Schweiz und die 86-jährige Louise Schneider. Die rüstige Friedensaktivistin ist besser bekannt unter ihrem Spitznamen «Spray-Grosi», weil sie im April 2017 die Bauwand der Schweizerischen Nationalbank in Bern mit dem Schriftzug «Geld für Waffen tötet» verzierte.
Aufatmen auf dem WegEin weiteres Anliegen ist den Organisatoren in diesem Jahr die Annahme des UNO-Vertrags zum Atomwaffenverbot. Darüber wird Annette Willi berichten, Präsidentin der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN), Schweiz. Für ihre Bemühungen, ein vertragliches Verbot von Atomwaffen zu erreichen, hat das internationale Bündnis 2017 den Friedensnobelpreis erhalten. Die ICAN Schweiz fordert mit einer Petition, die sie im März einreichte, dass die Schweiz dem Vertrag umgehend beitritt. Den Tagesabschluss bildet eine Fragerunde an die Redner und Rednerinnen sowie das gemeinsame Singen von Friedensliedern. Auf die Frage, wie jeweils die Stimmung am Anlass ist, sagt Arne Engeli: «Ein Teilnehmer meinte, wenn er mitmarschiere, beginne er, zu hoffen. Man gibt der Empörung Ausdruck, tauscht sich aus und atmet auf.»
Sarah Stutte (2.4.19)
Detaillierte Infos über den Ablauf und Änderung bei Nässe und Kälte unter: www.bodensee-friedensweg.org
Arne Engeli ist seit den 80er-Jahren Friedensaktivist und engagiert sich auf Schweizer Seite in der Spurgruppe des Internationalen Bodensee-Friedenswegs.
Alt und Jung treffen sich an Ostern am Bodensee, um für den Frieden zu laufen.
Kommentare