Zu den Ergebnissen der synodalen Versammlung
Die erste gesamteuropäische Versammlung der katholischen Kirche in Prag ist beendet. Am Ende wurde ein vorläufiger Entwurf für ein Schlussdokument vorgelesen. Darin sind Gegensätze benannt, aber keine Lösungen vorgeschlagen. Kritik dazu kam auch vom Schweizer Delegierten Felix Gmür.
Der 20 Seiten lange Text soll in den kommenden Wochen von einem Redaktionsteam in eine endgültige Form gebracht werden. Bis dahin haben die teilnehmenden 39 Delegationen aus allen Teilen Europas Gelegenheit, Ergänzungs- und Formulierungsvorschläge zu machen.
«Konservative» und «progressive» Strömungen
In dem vorläufigen Entwurf, der nicht in schriftlicher Form verbreitet wurde, wurden sehr unterschiedliche Beiträge aus mehr als 40 Ländern zusammengetragen. Spannungen zwischen «konservativen» und «progressiven» Strömungen werden als solche offen benannt, ebenso die Verletzungen als Folge des Missbrauchsskandals. Enthalten sind auch divergierende Standpunkte zu Themen wie der Weihe von Frauen oder zur Inklusion von Varianten von Liebe und Sexualität, die der kirchlichen Morallehre nicht entsprechen.
Konkrete Vorschläge zur Überwindung dieser Gegensätze werden in dem Text nicht gemacht. Das Papier stellt jedoch weitgehenden Konsens darüber fest, dass die synodale Form des Beratens und Entscheidens in der Kirche weiterentwickelt werden sollte.
Weiterentwicklung wird gefordert
Der deutsche Bischofskonferenz-Vorsitzende Georg Bätzing sagte in einer ersten Reaktion im Plenum, dass es sich «um eine Bestandsaufnahme, aber noch nicht um eine Unterscheidung» handle. Die Kirche befinde sich noch nicht in einem «neuen Pfingsten», wie es das Papier behaupte. Der Schweizer Bischof Felix Gmür kritisierte den Text als zu vage und forderte eine klarere Benennung von Spannungen und Konflikten.
Auch andere Redner forderten inhaltliche Präzisierungen und Weiterentwicklungen. Mehrere Sprecher aus Osteuropa forderten eine deutlichere Betonung der dogmatischen und moraltheologischen Positionen der katholischen Kirche.
Prager Vorschläge gehen nach Rom
Der Vorsitzende des Rates der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) und Erzbischof von Vilnius, Gintaras Grusas, erklärte, das vorläufige Papier habe trotz mancher Defizite seine persönlichen Erwartungen bei Weitem übertroffen. Es zeige, dass der gemeinsame Weg Früchte trage. Der Generalrelator der Weltsynode, Kardinal Jean-Claude Hollerich, sagte zu, er werde die in Prag vorgebrachten Beiträge im Oktober in die Weltsynode in Rom einbringen.
Mehrfach wurde der Wunsch geäussert, ein gesamteuropäisches kirchliches Synodalformat künftig regelmässig zu wiederholen. Nach der synodalen Versammlung tagten die Bischöfe alleine weiter. Sie kamen vom 10. bis 12. Februar zu einem Treffen des Rates der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) zusammen.
KNA/ Red., 15.02.2023
Stimmen zur synodalen Versammlung
Der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich antwortete auf die Frage, wie er die Gegensätze bewertet, die sich bei der Versammlung gezeigt haben: «Man sollte die Gegensätze nicht überbewerten. Was uns verbindet, ist die Nachfolge Jesu Christi. Und das ist viel grösser als die Gegensätze. Natürlich sind kulturelle Verschiedenheiten da, aber das halten wir aus.» Im Blick auf die unterschiedlichen Formen von Katholizismus in Ost- und Westeuropa betont er, dass die Kirche lernen müsse, mit vielfältigen Ausdrucksformen des Glaubens zurechtzukommen: «Man kann heute nicht mehr eine einzige Praxis vorschreiben. Das können wir auch als Bischöfe nicht. Wenn wir das wollen, werden wir immer mehr Leute an den Rand drängen oder über den Rand hinaus. Der Bischof muss das Prinzip der Einheit der Kirche sein und die Leute zusammenbinden.»
Bischof Felix Gmür hat in Prag den Eindruck gewonnen, dass die Kirche in Europa sehr unterschiedlich sei, dass aber alle die Einheit bewahren wollten. In Bezug auf die Frauenfrage oder die Haltung zu queeren Menschen habe man Brücken bauen können, indem man zuhörte und versuchte, einander zu verstehen. Im Blick auf die kommenden Aufgaben sagte er: «Wir sprechen viel über den synodalen Prozess, die synodale Kultur. Doch niemand weiss so genau, was das bedeutet. Das heisst, man muss die Begriffe füllen – und das geht nicht von heute auf morgen.» (kath.ch/Red.)
Kommentare