Kostbare Bibelsammlung in Frauenfeld

Thomas Markus Meier, der Pastoralraumleiter der Pfarrei St. Anna Frauenfeld, darf eine umfangreiche Bibelsammlung sein Eigen nennen. Diese Dauerleihgabe kann im Pfarreizentrum Klösterli auf Anfrage besichtigt werden.

Wäre Thomas Markus Meier nicht vor drei Jahren als Pastoralraumleiter nach Frauenfeld gekommen, hätte er seine umfangreiche Bibelsammlung unbeachtet in einem Keller unterbringen müssen. Er machte der Kirchenvorsteherschaft den Vorschlag, seine Sammlung nach Frauenfeld als Dauerleihgabe zu zügeln. Und siehe da: In einem wenig genutzten Raum im Pfarreizentrum hat die Sammlung vorläufig einen geräumigen, hellen Platz gefunden. «Wenn ich eine Führung mache, kann eine Wand geöffnet werden, was gerade in der aktuellen Zeit von Vorteil ist», sagt Meier. Das massgefertigte Büchergestell scheint wie gemacht für diesen Raum. «Das ist wie eine Fügung von oben», sagt der Theologe. Ein gemütlicher Sessel und weitere Sitzgelegenheiten laden dazu ein, sich in eine der teilweise aufwändig gefertigten Bibeln zu vertiefen. Die Sammlung ist in drei Themenkreise auf - geteilt: Bibelübersetzungen, Kunstbibeln und illustrierte Bibeln – diese machen den grössten Part der Sammlung aus.

Eselgeschichte als Auslöser

Die Illustrationen in der Bibel waren auch der Grund für die Sammelleidenschaft. Oder besser gesagt: das Fehlen einer Illustration. Meier schrieb bei einer früheren Tätigkeit jeweils das Krippenspiel selber und thematisierte darin zum Beispiel die Herbergssuche. Die Kinder durften ihre Wunschrolle zuvor anmelden. «Einmal war die Rolle des Esels sehr gefragt. So machte ich mich in der Bibel auf die Suche nach erzählbaren Eselsgeschichten», sagt Meier. Dabei stiess er auf die Geschichte von Saul, der mit seinem Knecht zwei Eselinnen suchen sollte und vom Propheten Samuel zum König gesalbt wurde. Eine Illustration dazu fand er jedoch in keiner Bibel. Doch ihm fiel auf, wie viele unterschiedliche Bibelillustrationen es gibt. Meier sagt dazu: «Ich bin nicht nur Konsument, sondern auch Produzent, der selber Illustrationen malt.» Von da an war seine Leidenschaft für Bibeln, besonders für die Illustrationen, geweckt.

Geschichte hinter jeder Bibel

Da es sich dabei um ein kostspieliges Hobby handelt – ein Faksimile kann zwischen 5'000 und 10'000 Franken kosten – ist Meier stets mit wachen Augen und Ohren unterwegs. Bei Auktionen oder spezialisierten Verlagen wird er oftmals fündig. Eine Radiosendung vor ein paar Jahren zum Thema Heilige Schrift trug ihm einige Telefonate ein, die dann in einer Schenkung mündeten. Hinter jeder Bibel, die entweder einen schön gefertigten Einband, speziell gefärbte Blätter oder besondere Druckfarben aufweist, steht somit eine eigene Geschichte. Diese gibt Meier gerne in seinen Führungen an interessierte Leute, wie kürzlich dem Frauenfelder Stadtrat, weiter. Die Illustration der verschwundenen Eselinnen hat Meier doch noch gefunden: In einem Buch über christlich antike Buchkunst. Die Eselsszene ist gar die älteste Buchmalerei, die es überhaupt gibt.

Claudia Koch, 15.12.20


Weitere Infos unter www.kath-frauenfeldplus.ch/Bibelsammlung

Thomas Markus Meier
Quelle: Claudia Koch
Thomas Markus Meier zeigt das Leporello des Buches Samuel der durchwegs illustrierten Wiedmann Bibel.

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