Wo sich Gott finden lässt
Mit einem Theologiestudium im Rucksack und der Erfahrung als Jugendseelsorger in Schaffhausen arbeitet Benjamin Spang neu für die Kirchliche Erwachsenenbildung (KEB) der Katholischen Landeskirche Thurgau.
Seit dem 1. August unterstützt Benjamin Spang die KEB. Zurzeit verschafft er sich einen Überblick über die verschiedenen Angebote – vorerst nicht im Vollzeitpensum. Er möchte in Weinfelden, wo er wohnt, Zeit haben, um anzukommen.
Priesteramt oder nicht?
Spang (34) stammt aus Grünsfeld im Bundesland Baden-Württemberg. Nach seiner Ausbildung zum Mechatroniker behielt sein Arbeitgeber aufgrund der Finanzkrise keinen der Lehrlinge. Das gab Spang zu denken. Während seiner Lehrzeit war er in der Jugendarbeit und als Ministrant tätig. In dieser Zeit keimte der Wunsch auf, Priester zu werden. Deshalb besuchte er das Kolleg St. Pirmin in Sasbach (Ortenau) und holte das Abitur nach – mit Latein, Hebräisch und Griechisch. Von 2013 bis 2018 war er im Priesterseminar in Freiburg (D) und studierte Theologie. «Allmählich schlich sich jedoch ein merkwürdiges Bauchgefühl ein. Ich spürte immer deutlicher, dass der Priesterberuf mit seiner Lebensform nicht zu mir passt», erzählt Spang. Er schloss sein Studium ab mit der Magisterarbeit «Rettet das Geld die Welt?». Darin beleuchtet er die Ursachen der Finanzkrise ab 2007, die auch zum Verlust seines Arbeitsplatzes geführt haben, und wertet diese vor dem Hintergrund des christlichen Menschenbildes sozialethisch aus. Einen Einblick in die Finanzwelt hatte Spang durch seine Tätigkeit in einer Unternehmensberatung gewonnen – parallel zum Studium.
Jugendseelsorger im Lockdown
Im März 2020 trat er die Stelle als Jugendseelsorger des Pastoralraums Schaffhausen-Reiat an. Nach zwei Wochen verhängte die Schweiz den ersten Lockdown – schwierige Voraussetzungen für den jungen Theologen, um Fuss zu fassen. Daneben verlangte ihm die Arbeit unter Corona-Bedingungen viel Geduld und Mühe ab, weil das Angebot so wenig wie möglich darunter leiden sollte. Seine Hobbys – das Klavierspiel, Wandern und die Astronomie – und auch das Treffen mit Freunden aus der alten Heimat kamen manchmal zu kurz. In der Landeskirche möchte er an einer menschenfreundlichen Kirche mitarbeiten. «Meine Aufgabe bei der KEB sehe ich darin, Gefässe zu entwickeln, mit denen das Glaubenswissen weitergegeben werden kann», sagt er. «Auch das Gefäss an sich kann viel von dem transportieren, was Gott uns Menschen durch Jesus mitgeben will. Weil sich dies überall ereignen kann, sehe ich mich unterwegs auf Velos, Pilgerwegen, aber auch in Industriegebieten.» Das sei nicht nur geografisch gemeint, sondern auch, wie man miteinander umgehe. «Ich will Wege finden, wie man mit Menschen ins Gespräch kommt und das Evangelium lebt. Wie man einander akzeptieren kann und nicht weicht, sondern aushält, wenn es divergierende Meinungen gibt. Die Liebe zu den Menschen hat Jesus uns schliesslich vorgelebt.»
Béatrice Eigenmann, forumKirche, 30.08.2022
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