Hintergründe zum Wandel in der Landwirtschaft

Um den Hunger zu überwinden, braucht es neue Ansätze in der Landwirtschaft. Bei der Agrarökologie geht es nicht nur darum, den Anbau umweltfreundlicher zu machen, sondern so umzugestalten, dass ein würdevolles Leben für alle möglich wird.

Die Landwirtschaft steckt in der Krise: Weltweit haben mehr als ein Drittel der Böden ihre Fruchtbarkeit verloren. Ein Fünftel der Tier- und Pflanzenarten sind bereits ausgestorben, wobei die industrielle Landwirtschaft eine der Hauptverursacherinnen ist. Pestizide gefährden die Umwelt. Auf der ganzen Welt leben kleinbäuerliche Familien am Existenzminimum, weil sie keine fairen Preise für ihre Produkte erhalten. Zudem leidet die Landwirtschaft stark am Klimawandel, obwohl sie ihn gleichzeitig aber auch mitverursacht.

Neue Anbaumethoden

Doch es keimt Hoffnung auf: Immer mehr Bäuerinnen und Bauern auf der ganzen Welt suchen nach Alternativen. Sie setzen auf Diversität statt Monokulturen, auf die Förderung von Nützlingen statt Pestiziden. Sie schützen ihre Böden, anstatt ihnen kurzfristig möglichst hohe Erträge abzuringen. Anders gesagt: Sie setzen auf Agrarökologie anstatt auf konventionelle Landwirtschaft. Sie nutzen Anbaumethoden, die Ressourcen und Umwelt schonen und dabei eine gute Ernte ermöglichen und erst noch langfristig sichern. Es werden Pflanzen zusammen angebaut, die sich positiv beeinflussen. Das macht es Schädlingen schwerer, ihre Leibspeise zu finden, und bietet Nützlingen gleichzeitig einen Lebensraum.

Gibt es doch einmal Probleme mit Schädlingen, so werden diese mit natürlichen Mitteln bekämpft, das kann z. B. ein Sud aus den Blättern des Neembaumes sein, der als Insektizid eingesetzt wird. Nährstoffe werden so gut wie möglich recycelt. Um den Boden vor dem Austrocknen zu schützen, wird er möglichst das ganze Jahr über bedeckt gehalten. Zudem werden Frucht- und Waldbäume in die Äcker integriert, schützen diese doch die übrigen Pflanzen vor zu starker Sonne und bringen eine zusätzliche Ernte.

Altes Wissen nutzen

Eine zentrale Rolle bei der Agrarökologie spielt bäuerliches Saatgut. Während das Saatgut der Agrarmultis meist schlecht auf das Klima und die Böden in den Tropen angepasst ist und nur mit viel Dünger und Pestiziden die versprochenen Erträge bringt, züchten die Bäuerinnen und Bauern in vielen Weltregionen seit Generationen ihr eigenes Saatgut, das sich dadurch bestens an die lokalen Bedingungen angepasst hat. Die in den Projekten von Fastenopfer gemachten Erfahrungen stimmen äusserst zuversichtlich. Während die Erträge mit denen aus konventioneller Landwirtschaft vergleichbar sind, fallen die Kosten für teure Dünger und gefährliche Pestizide weg, wodurch die agrarökologischen Methoden unter dem Strich einträglicher sind. Fast noch wichtiger aber ist, dass die Mischkulturen sehr viel weniger empfindlich auf Dürren oder Stürme reagieren. Zudem tragen sie durch einen ausgewogenen Nährstoffgehalt viel zu einer gesunden Ernährung bei.

Mehr Wissen

Die agrarökologischen Methoden brauchen allerdings deutlich mehr Wissen und Können als konventionelle Methoden. Fastenopfer unterstützt die Ausbildung und Begleitung von Bäuerinnen und Bauern. Dabei bauen die Partnerorganisationen stark auf traditionelles Wissen, das vielerorts noch vorhanden, aber am Verschwinden ist. Die Bäuerinnen und Bauern sind aktiv beim Testen und bei der Weiterentwicklung neuer Methoden beteiligt. Sie lernen und experimentieren gemeinsam in Gruppen und helfen sich gegenseitig beim Umsetzen des Gelernten.

Die Agrarökologie hat nicht nur den Anspruch, die Landwirtschaft ökologischer zu machen, sondern die Art, Lebensmittel zu erzeugen, grundsätzlich zu verändern, um den Bäuerinnen und Bauern ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

Politische Unterstützung

Um damit erfolgreich zu sein, muss aber auch die Politik mitziehen. Deshalb bemüht Fastenopfer sich, dass die Regeln auf internationaler Ebene neu geschrieben werden. Bereits zeigen sich erste Erfolge. Im vergangenen Jahr hat die UNO-Vollversammlung die «Deklaration über die Rechte der Bauern und Bäuerinnen» verabschiedet. Für diesen Entscheid hatte sich eine breite Allianz von Bäuerinnen- und Bauernorganisationen eingesetzt. Die Deklaration schreibt die Rechte der Bauern und Bäuerinnen fest und schützt sie unter anderem vor Landnahme und Privatisierung ihres Saatguts. Obwohl ohne bindenden Charakter, ist die Deklaration eine wichtige Grundlage, die es den Betroffenen erlaubt, Druck auf die Politik ihrer Länder auszuüben, damit ihre Interessen vermehrt berücksichtigt werden. Sie ist ein weiterer Schritt für einen globalen Wandel hin zu einer agrarökologischen Landwirtschaft.

Simon Degelo/Red. (18.2.20)

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Dieser Bauer aus Kolumbien erzielt mit einer schonenden Anbaumethode eine reiche Ernte.

Bild: © Jesus Abdad, Fastenopfer

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