Über die synodale Versammlung in Bern
An der synodalen Versammlung vom 7. bis 9. September diskutierten rund 100 Personen aus dem Bistum Basel über dessen Weiterentwicklung.
Was ist uns im Bistum Basel in nächster Zukunft wichtig? Wohin wollen wir uns bewegen? So könnte man mit den Worten von Carole Imboden-Deraglisch, Co-Moderatorin der synodalen Versammlung, beschreiben, was mit «Pastoralen Wegweisern» gemeint ist. Acht solcher Wegweiser wurden vom 7. bis 9. September in der Rotonda der Pfarrei Dreifaltigkeit in Bern diskutiert. In Gruppen wurde über die Relevanz der Kirche in der Gesellschaft, Finanzen, Freiwilligenengagement oder Strukturen und Netzwerk gerungen. Daraus entstanden Kurztexte auf Plakaten, welche mit Punkten in ihrer Dringlichkeit bewertet wurden.
Gleichberechtigung und Finanzhaushalt
Was genau diskutiert wurde, erzählten zwei Teilnehmer in der Pause: Bei den «Finanzen» war unter anderem Thema, dass den Kirchgemeinden «zuerst das Personal ausgeht, ehe die Finanzen knapp werden», sagte der Luzerner Simeon Asal (22), Vertreter des Verbandes Katholischer Pfadis. Dies wiederum könne dazu führen, dass finanzstarke Kirchgemeinden Anreize setzten, um gutes Personal anzuwerben - zum Nachteil finanzschwacher Kirchgemeinden. Hier einen Finanzausgleich zu schaffen, sei aufgrund der unterschiedlichen gesetzlichen Grundlagen der Kantonalkirchen nicht so leicht umzusetzen, sagte Adrian Berlinger, Mitglied der Pfarrei St. Josef in Köniz, der per Los für die Versammlung ausgewählt wurde.
Die Wegweiser gehen nun zurück ins Bistum, wo in der Begleitgruppe die Zuständigkeiten geklärt werden. Dann «beginnen wir mit der Umsetzung», so Bischof Felix Gmür, der die «Pastoralen Wegweiser» zusammen mit einer grossen Papierrolle mit Randbemerkungen entgegennahm.
Hochemotionale Strukturfragen
Auf die Frage einer Teilnehmerin, was er an die Bischofssynode nach Rom mitnehme, sagte Gmür: «Als Erstes den Wunsch nach Gleichberechtigung unter den Geschlechtern.» Genauso wichtig seien allerdings Regeln für Synodalität. Denn ohne verbindliche Abmachungen sei keine Transparenz möglich.
«Synodale Strukturen» lautete denn auch das zweite Hauptthema der Versammlung. Hier wurden sechs Bausteine mit insgesamt 16 Massnahmen von einer Arbeitsgruppe vorgestellt. Darunter ein «hochemotionales Thema» wie die Fusion von Kirchgemeinden, wie die Luzerner Synodalratspräsidentin Annegret Bienz ausführte. Weitere Themen waren die Priorität der Taufe vor der Ordination, die Stärkung der Partizipation auf der pastoralen Seite, die Reduktion der Anzahl Gremien, aber auch die Gewaltenteilung in der Kirchenleitung und die Verbesserung des Zusammenwirkens im dualen System.
Nachdem die Gruppen hierzu ihr Feedback und ihre Priorisierung zusammengetragen hatten, wurden auch diese Resultate Bischof Gmür übergeben. Dieser versprach: «Wir glauben, dass der Heilige Geist unter uns aktiv ist und bleibt. Und wir tun das unsere, mit Tempo und Liebe.»
Sylvia Stam/Red., 13.09.2023
(Der Artikel erschien zuerst im pfarrblatt Bern.)
Eindrücke einer Teilnehmerin
In drei Tagen habe ich als Delegierte des Kantons Schaffhausen mit 88 Teilnehmenden Erkenntnisse und Empfehlungen für das Bistum Basel erarbeitet. Ob es der Heilige Geist oder der Hotspot von engagierten Christ*innen des Bistums war, sei dahingestellt - meine Kontakte zu den anderen Teilnehmenden waren auf jeden Fall direkt, auf Augenhöhe und gegenseitig sehr bereichernd. In wechselnden Arbeitsgruppen habe ich über diverse Themen diskutieren und mich dazu einbringen können.
Durch Zufallsprinzip bestimmt, habe ich mich mit prophetischen, konsultativen und diskursiven Formen von Synodalität auseinandergesetzt. Im intensiven Austausch sammelten wir Kriterien für die Zukunft von synodaler Kirche im Bistum Basel. Im Anschluss durfte jede*r durch Klebepunkte kundtun, welches unter allen Anliegen am dringlichsten umgesetzt werden soll.
Nach der Sammlung unserer Ergebnisse hat Bischof Felix spontan zugesichert, das Thema «Frauen und Gleichberechtigung unter Geschlechtern in der Kirche» nächsten Monat in Rom vorzubringen.
Herausfordernd war für alle, einen redaktionell erfassten Wegweiser zu erstellen, beispielsweise zum Thema «Interkulturell». Dieses bezieht sich auf die mehr als 40 Prozent der Bistumsmitglieder mit Migrationshintergrund: ein Schatz an Vielfalt und eine Chance für die Kirche. Unsere insgesamt acht erarbeiteten Wegweiser fliessen nun in die Weiterarbeit der pastoralen Fachgruppen ein. Die synodale Versammlung hat sich sehr gelohnt und ich erzähle darüber gerne weiter.
Judith Keller, Mitglied des Kirchenstandes Neuhausen a. Rhf.
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