Gespräch mit einem jungen Mann mit Fluchterfahrung

Viele Flüchtlinge kommen in die Schweiz mit der Hoffnung auf einen neuen Start. So erging es auch Mokthar Khaled* (19). Er kam im Alter von zehn Jahren in unser Land. Damals sprach er kein Wort Deutsch, sondern wollte nur ein besseres Leben als jenes in seinem Heimatland.

Aus welchem Land bist du geflüchtet und warum?
Ich bin aus dem Iran geflohen. Der Grund ist, dass wir Afghanen sind und die Iraner uns nicht in ihrem Land haben wollen. Ein weiterer Grund ist, dass ich dort auch keine gute Ausbildung bekommen konnte, auch weil die Iraner uns nicht tolerieren und uns zurück in unser Land schicken wollen.

Bist du allein oder mit deiner Familie geflüchtet?
Damals bin ich mit meinem Onkel geflüchtet. Die Flucht war sehr gefährlich, aber ich erinnere mich nicht mehr an alle Einzelheiten, weil es schon neun Jahre her ist und ich mich nicht daran zurückerinnern will. Zuerst flohen wir vom Iran in die Türkei. Die Reise war sehr anstrengend, und das spiegelte sich in der Zahl der Menschen in unserer Flüchtlingsgruppe wider. Am Anfang waren wir etwa 30 Personen. Von diesen 30 Personen waren nur noch zehn übrig, als wir in der Türkei ankamen. Die übrigen starben oder wurden auf der Reise verletzt. Von der Türkei aus gingen wir nach Griechenland. Im Jahr 2015, als wir flohen, war die Situation anders als heute. Da gab es nicht viele Schwierigkeiten, und wir konnten sicher die Schweiz erreichen. Die komplette Reise dauerte etwa sechs Monate. 

Wie seid ihr in den Asylzentren empfangen worden?
Wir wurden sehr gut aufgenommen. Damals war die Situation anders, denn es kamen nicht so viele Flüchtlinge in die Schweiz wie in den letzten Jahren. Wir hatten Glück, denn die Betreuenden hatten genug Zeit, uns zu helfen, und die Asylzentren waren nicht so überfüllt.

Hattest du die Möglichkeit, schnell Deutsch zu lernen?
Ich hatte keinen Deutschunterricht, weil ich bei einer Gastfamilie untergebracht war, da ich ohne Eltern geflüchtet und noch minderjährig war. Weil ich in einer Gastfamilie war, wurde ich direkt in die reguläre Grundschule geschickt. Am Anfang war es sehr schwierig, weil ich kein Deutsch sprach. Es fiel mir schwer, es zu lernen. Deshalb haben mich meine Klassenkameraden manchmal ausgelacht. Aber mit der Zeit gewöhnte ich mich daran, und nachdem ich die anfänglichen Schwierigkeiten überwunden hatte, konnte ich nach fünf oder sechs Monaten gut Deutsch sprechen. Das half mir, mich in der Klasse und in der Schule besser zu integrieren und Freunde zu finden. Mit jedem Jahr, in dem ich mein Deutsch verbesserte, verbesserte sich meine Lebenssituation. Ich fühlte mich wohl dabei, mit Menschen zu sprechen und neue Kontakte zu knüpfen. 

Hattest du besondere Schwierigkeiten bei der Lehrstellensuche? 
Wenn ich den Prozess des Schnupperns und Bewerbens betrachte, glaube ich nicht, dass ich auf besondere Schwierigkeiten gestossen bin. Wie alle meine Klassenkameraden musste ich Bewerbungen schreiben und habe manchmal Absagen erhalten. Aber das waren alltägliche Probleme, die jeder kennt, wenn es um die Suche nach einer Lehrstelle geht.
Fühlst du dich manchmal im Alltag wegen deiner Herkunft und Nationalität ausgeschlossen?
Nein, ganz und gar nicht. Ich habe sehr gute Freunde. Die meisten von ihnen sind Schweizer, und ich verstehe mich sehr gut mit ihnen. Auch am Arbeitsplatz wurde ich wegen meiner Herkunft noch nie ausgegrenzt oder schlecht behandelt. Seit ich in der Schweiz lebe, werde ich immer respektiert und toleriert.

Hast du dich in deiner Anfangszeit hier in der Schweiz an irgendwelche Hilfsorganisationen gewandt, zum Beispiel Caritas, Schweizerisches Rotes Kreuz, Schweizerische Flüchtlingshilfe?
Damals hatte ich von Caritas gehört, aber da ich kurz nach meiner Ankunft bei einer Gastfamilie untergebracht wurde, hatte ich nie mit einer der Hilfsorganisationen zu tun. Meine Gastfamilie half mir ausreichend, und ich hatte dort alles, was ich brauchte.

Text und Übersetzung: Andrea Metzger, 28.03.2023

*Name geändert 


Nueva vida en Suiza: esperanza para muchos refugiados 

Conversación con un joven sobre su experiencia como refugiado

Muchos refugiados llegan a Suiza con la perspectiva de un nuevo comienzo. Esto es lo que le ocurrió a Mokthar Khaled* cuando llegó a Suiza con diez años. No hablaba ni una palabra de alemán, pero sólo esperaba tener una vida mejor.

«Huí de Irán con mi tío. La razón es que somos afganos y los iraníes no nos quieren en su país. Primero huimos de Irán a Turquía. El viaje fue muy agotador y eso se reflejó en el número de personas de nuestro grupo. Al principio éramos unas 30 personas, pero durante ese tiempo algunos murieron y otros resultaron heridos. En total llegamos a Turquía diez personas de ese grupo. De allí fuimos a Grecia y así seguimos hasta llegar a Suiza. Toda la travesía fue de seis meses hasta que vinimos a este país con la esperanza de una nueva vida.

En Suiza nos recibieron muy bien. En aquella época, la situación era diferente porque no llegaban tantos refugiados a este país, como ha pasado en estos últimos años. Tuvimos suerte, porque siempre los que realizaban los procesos de asilo, tenían suficiente tiempo para ayudarnos.

Cuando llegué a Suiza, me enviaron directamente con una familia de acogida y a su vez empecé en una escuela primaria. Al principio fue muy difícil porque no hablaba alemán y por eso mis compañeros de clase se reían de mí. Pero con el tiempo me acostumbré a esta situación, mientras tanto yo aprendía el idioma y pasados unos cinco o seis meses, pude hablar alemán; lo que me permitió integrarme mejor en la escuela y a su vez hacer amigos. 

Durante el tiempo que llevo viviendo en Suiza, siempre me han respetado y tolerado a pesar de venir de otra cultura.» 

* Nombre cambiado

Symbolbild
Quelle: ASphotofamily/freepik.com
Mokthar Khaled*: Dank Gastfamilie rasch Deutsch gelernt und eine Lehrstelle gefunden (Symbolbild)

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