Clips, die für Berufe in der Kirche werben
Pascal Eng ist Hauptdarsteller in einem Videoclip, der das Interesse für den Priesterberuf wecken möchte. Auf dem Weg zu seinem Traumberuf war der gebürtige Niedergösger auch in Frauenfeld und Schaffhausen tätig. Seit gut einem Jahr ist er Pfarrer von Zuchwil (SO). Im Gespräch mit forumKirche erzählt er, wie er seine Aufgabe als Priester erlebt und was es braucht, um andere für kirchliche Berufe zu begeistern.
Eine Weide mit Kühen, dann ein junger Mann in Jeans und Pullover und mit Stock in der Hand, der von einer Aufgabe erzählt, bei der er abends um fünf nicht einfach ausstempelt – so beginnt einer von mehreren YouTube-Clips, die auf www.chance-kirchenberufe zu sehen sind. Unwillkürlich meint man, in einem Film über einen Hirten oder Landwirt gelandet zu sein. Erst ein paar Sekunden später wird klar, dass der Protagonist Pascal Eng, der weiterhin in ländlicher Umgebung gezeigt wird, nichts mit Tieren, sondern mit Menschen zu tun hat. «Die Clips sollen Neugier wecken, auch bei kirchenfernen Menschen», erklärt Pascal Eng das Konzept der Werbefilme, «ausserdem sollte nicht die Rolle des Priesters oder des Seelsorgenden im Vordergrund stehen, sondern der Mensch, der sich dahinter verbirgt.» Erst zum Schluss des Films erfolgt die Auflösung: Der Porträtierte ist ein Priester und die Aufnahmen sind auf dem elterlichen Hof entstanden.
Pascal Eng ist mit dem Ergebnis zufrieden: «Es wird deutlich, dass man nicht im Messgewand geboren wird. Der Film spricht viele an und hilft, Klischees abzubauen.» Bekannte hätten ihm zurückgemeldet, dass er authentisch herüberkomme.
Der 33-Jährige lebt und arbeitet nun seit über zwei Jahren als Priester. Im Rückblick stellt er fest, dass für ihn nicht die Priesterweihe den grossen Sprung darstellte, sondern vielmehr der Rollenwechsel vom Vikar zum Pfarrer: «Ich kam in eine Leitungsfunktion und hatte auf einmal viel mehr Verantwortung.» Zudem brachte der Orts- und Pfarreiwechsel grössere Veränderungen mit sich. Während für ihn in Schaffhausen die Jugendarbeit einen Schwerpunkt darstellte, fordern ihn in Zuchwil vor allem soziale Aufgaben heraus: «Ich hätte nie gedacht, dass die Diakonie so viel Raum in meinem Dienst einnehmen könnte.» Für Pascal Eng stellt diese Umstellung kein Problem dar. Im Gegenteil, darin zeigt sich für ihn vielmehr die Vielfalt an Aufgaben und Anforderungen, die gerade den Reiz kirchlicher Berufe ausmacht.
Auch die Verantwortung in der Leitung erlebt er eher als Bereicherung denn als Last: «Ich bin jemand, der Ziele im Kopf hat und gern entscheidet. Als Pfarrer kann ich mit anderen zusammen Ideen umsetzen und viel bewegen.» Die Begeisterung ist ihm anzumerken. Er geniesst es, mit Menschen unterschiedlichen Alters zu tun zu haben, mit ihnen Gottesdienst zu feiern und danach noch ein wenig zu plaudern. Doch es gibt auch andere Erfahrungen. Alles, was festgefahren ist, macht ihm Mühe. Und jeder Kirchenaustritt erinnert ihn schmerzhaft daran, wie vielen Menschen die Kirche gleichgültig ist.
Für Pascal Eng sind kirchliche Berufe an sich sehr attraktiv. Es komme natürlich darauf an, wie einzelne Stellen vom Umfang und den Aufgaben her ausgeschrieben werden. Hier hätten die kirchlichen Behörden eine besondere Verantwortung. Ausserdem ist es seiner Ansicht nach auch wichtig, wie Seelsorgende ihren Beruf vorleben. «Alle sind herausgefordert, ihre Ressourcen sinnvoll einzusetzen und den Eindruck von Überforderung zu vermeiden», so der Priester. Dass kirchliche Berufe für viele dennoch keine Option sind, hängt für ihn mit der anhaltenden Krise der Kirche und ihrer gesellschaftlichen Wirkung zusammen. Ausserdem gibt er zu bedenken, ob man an der richtigen Stelle nach Nachwuchs Ausschau hält. Es sind nicht immer nur die kirchlich Sozialisierten, die sich für einen solchen Beruf entscheiden, sondern oft auch Menschen, die einfach auf der Suche sind. «Entscheidend ist die Motivation, dass das Feuer brennt, die Grundlagen können später erlernt werden», sagt Pascal Eng.
Es braucht BegleitungIhm ist klar, dass mit einem Video allein niemand für einen kirchlichen Beruf gewonnen werden kann. Ein Clip kann lediglich auf diese Möglichkeit aufmerksam, bestenfalls neugierig machen. «Es braucht zusätzlich verlässliche Partner vor Ort, die auch langfristig mit Interessierten Wege gehen», sagt Pascal Eng überzeugt. Dass es auch heute möglich ist, Menschen für einen kirchlichen Beruf zu gewinnen, durfte er selbst schon erfahren: «Ich hatte das Glück, eine Frau begleiten zu dürfen, die sich taufen und firmen liess und nun eine Ausbildung am Religionspädagogischen Institut (RPI) in Luzern beginnt.»
Detlef Kissner, forumKirche, 3.11.21
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