Weinfelden, 5.7.22 (Red.). Sarah Stutte hat Ende Juni die Redaktion des Pfarreiblatts forumKirche verlassen. Nach der einmonatigen Übergangszeit übernimmt die Arbeit von Sarah Stutte nun Béatrice Eigenmann.
Zum Abschied von forumKirche
Als ich vor ziemlich genau vier Jahren als Redaktorin von forumKirche anfing, wusste ich noch nicht, was mich damit erwartet. Da ich im Wallis aufgewachsen bin, symbolisierte katholische Kirche für mich lange Zeit die Enge, die mich dort umgab und aus der ich damals so schnell wie möglich ausbrechen wollte.
Eine andere Sicht auf die Dinge eröffnete sich mir erst durch die Arbeit in diesem Pfarreiblatt. Hier merkte ich, dass Kirche in vielerlei Hinsicht auch Freiheit bedeutet. Nicht nur, weil mir einer meiner ersten Aufträge direkt die Weite der Natur vor Augen führte, als ich einen Tag lang Freiwillige eines Bergwaldprojekts begleitete. Auch innerhalb der Redaktion konnte ich stets meine Ideen einbringen und umsetzen. Ich lernte Menschen kennen, die sich aus fester Überzeugung in der Kirche engagierten. Für andere, für Veränderungen oder für die Bewahrung von Traditionen. Doch immer im Austausch miteinander. Von all den Gesprächen aus dieser Zeit bewegten mich zwei davon auf besondere Art und Weise – in beiden ging es um den Verlust von geliebten Menschen (forumKirche 02/21) und (forumKirche 21/21). Ich möchte mich bei all meinen Gesprächspartner*innen, den freien Mitarbeiter*innen und schliesslich Ihnen als Leser*innen ganz herzlich für diese Zeit bedanken. Für die Möglichkeit des Perspektivwechsels. Für die Einblicke in ihre Geschichten, ihr Leben und ihre Gedanken. Für die konstruktive Kritik – sowohl die zustimmenden wie auch konträren Meinungen. Auch darin liegt die Freiheit der Kirche – dass wir alle Teil von ihr sind, an ihr und mit ihr wachsen können.
Sarah Stutte
Gedanken zum Beginn bei forumKirche
Nach Jahrzehnten der Fahrt von Schaffhausen nach Zürich pendle ich seit Juni nach Weinfelden. Statt Grossstadt ein Bezirkshauptort im Thurgau, umgeben von Hügelzügen und Reben. Statt redaktioneller Arbeit für einen Verband im Wirtschaftsumfeld oder für die Wochenzeitung eines Grossverteilers jetzt Schreiben und Redigieren für ein Pfarreiblatt. Es ist ein Zurück zu den väterlichen Wurzeln, realisierte ich jüngst beim Joggen im Wald, denn mein Heimatort ist Homburg auf dem Seerücken.
Mir geht das Herz auf, wenn ich aus dem Zugfenster schaue und die satten Farben der Natur sehe; kürzlich gar acht Störche auf einem Feld. Ist sie nicht prächtig, diese Schöpfung? Sie folgt einem wohldurchdachten Plan. Belebtes und Unbelebtes hat seinen Platz und ist genau gleich wichtig: die Ameise wie das Bergmassiv. In solchen Momenten fühle ich mich sehr verbunden mit allem. Ist es das, was die Mystiker*innen im Mittelalter mit der «unio mystica» gemeint hatten?
Die Natur liegt mir sehr am Herzen, aber auch existenzielle Fragen: Wie kann ich als Mensch möglichst im Einklang mit der Schöpfung leben? Wie schaffe ich es, meinen Fussabdruck möglichst gering zu halten? Was kann ich dazu beitragen, dass wir Menschen in Frieden miteinander leben? Wie ermöglichen wir in unserer Gemeinschaft Inklusion? Wie bringe ich Achtsamkeit in meinen Alltag, um nicht erdrückt zu werden von den schrecklichen Nachrichten über Krieg, Erdbeben und Krankheiten? Vielleicht finden Sie in den kommenden Ausgaben im einen oder anderen Artikel mögliche Antworten auf diese Fragen.
Béatrice Eigenmann
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