Ein künstlerischer Zugang zum Glauben
Der 30-jährige Katholik Johannes Tschudi aus Solothurn steht in einer vollbesetzten Kapelle und präsentiert im Rahmen eines Poetry-Slams (Dichterwettstreit) seine Gedanken zum Thema des Abends: « Sterblichkeit ». Das Publikum entscheidet durch Applaus und Jubel, welcher der sechs Dichter den Wettkampf mit dem vorgetragenen Text für sich entscheiden kann. Kirche ohne Grenzen hat mit Johannes Tschudi über seinen einzigartigen Zugang zu Glauben und Verkündigung gesprochen.
Was hat Sie dazu inspiriert, Poetry-Slam-Texte über Glaubensthemen zu schreiben ?
2015 hörte ich an der Explo in Luzern − eine Veranstaltung von Campus für Christus – einen tiefgründigen, theologischen Poetry-Slam-Text, der mich sehr beeindruckte und berührte. Die Kunstform des Poetry-Slams war mir bereits bekannt, doch in diesem Moment erkannte ich zum ersten Mal, dass auch Glaubensthemen darin behandelt werden können. Diese Erkenntnis inspirierte mich, selbst solche Texte zu verfassen. An einem Ostertreffen mit anderen Jugendlichen trug ich meinen ersten Text zum Thema Ostern vor. Dabei bemerkte ich, dass sich die Menschen sowohl durch meinen Humor als auch meine Art, Gedanken zu verschiedenen Themen in dieser Form auszudrücken, angesprochen fühlten.
Können Sie erklären, was Poetry-Slam für Sie bedeutet und welche Elemente dieser Kunstform Ihnen besonders wichtig sind, um Ihre Botschaften zu vermitteln ?
Bereits im Alter von sieben oder acht Jahren faszinierte mich die Welt der Sprachspiele. Auf Bühnen fühle ich mich wohl, wenn ich präsentieren und performen kann. Als Teenager begann ich auch, Theater zu spielen. Poetry-Slam vereint all diese Interessen, Talente und Leidenschaften in einer Form. Im Wettkampfmodus eines Poetry-Slams, bei dem meist in sechs Minuten etwas vorgetragen werden muss, wird es besonders spannend. Für mich ist es eine Kunstform, die es mir ermöglicht, nicht nur Comedy und Unterhaltung zu bieten, sondern auch tiefere Gedanken und Emotionen anzuregen und das Publikum zum Nach- und Weiterdenken einzuladen.
Sie haben Anfang November an einem Preacher-Slam (Prediger-Wettbewerb) teilgenommen. Wie unterscheidet sich dieser von einem traditionellen Poetry-Slam ? Welche Rolle spielt der Glaube in diesem speziellen Format ?
Eigentlich ist es dasselbe – zumindest im Format. Der Unterschied liegt darin, dass Personen mit religiösem und theologischem Hintergrund gegen jene mit säkularen Texten antreten. Es handelt sich also nicht um eine klassische Predigt, sondern um Gedanken zu einem Thema in der Kunstform des Gedichts. Bei einem Preacher-Slam sitzen wahrscheinlich mehr Menschen mit spirituellem und theologischem Hintergrund im Publikum als bei einem klassischen Poetry-Slam im rein säkularen Bereich. Poetry-Slam mit christlichem Inhalt kann so ein weiteres, wertvolles Mittel zur Glaubensverkündigung sein. Manche spricht dieser Zugang zu Glaubensthemen eher an als vielleicht christliche Musik oder eine klassische Predigt.
In Ihren beiden Texten zum Thema « Sterblichkeit » haben Sie sicherlich tiefgründige Gedanken geteilt. Welche zentralen Ideen oder Emotionen wollten Sie mit Ihrem Publikum teilen ?
Beim Thema Sterblichkeit war es mir von Anfang an wichtig, dass meine Texte nicht schwer und trübselig wirken. Dieses oft verdrängte Thema wollte ich mit einer hoffnungsvollen Perspektive angehen und idealerweise Fragen aufwerfen. Im ersten Text nannte ich Namen und Lebensdaten von Grabsteinen unterschiedlicher Personen – Menschen, die ihr Schicksal tragen und grundlegende Lebens- und Sterbensfragen aufwerfen. Der zweite Text des Abends war dann etwas ironisch und thematisierte den ständigen Optimierungsdrang unserer Gesellschaft: Wie kann man die Lebenszeit optimieren, um den Tod möglichst weit hinauszuschieben ? Letztlich ging es darum, dass man so sehr damit beschäftigt sein kann, nicht zu sterben, dass man vergisst, wirklich zu leben.
Interview & Übersetzung : Romina Monferrini, 19.11.24
Annuncio della fede
Il Poetry Slam
Cosa ti ha ispirato a scrivere testi di Poetry Slam su temi di fede e come si riflette la tua personale fede nei tuoi testi ?
Nel 2015 ho ascoltato all’Explo di Lucerna un testo di Poetry Slam profondo e teologico che mi ha colpito e toccato molto. La forma d’arte del Poetry Slam mi era già nota, ma in quel momento ho capito per la prima volta che anche i temi di fede possono essere trattati. Questa consapevolezza mi ha ispirato a scrivere io stesso testi simili. Nei miei testi si riflette sempre un pezzo della mia personale fede; è la mia interpretazione della fede cattolica che presento in questo modo.
Nei tuoi due testi in linea con il tema della serata « Mortalità » hai sicuramente condiviso pensieri profondi. Quali idee o emozioni centrali volevi trasmettere al tuo pubblico e come le hai realizzate nei tuoi testi ?
Riguardo al tema della mortalità, fin dall’inizio mi è sembrato importante che i miei testi non apparissero pesanti e tristi. Volevo affrontare questo tema spesso rimosso con una prospettiva di Speranza. Nel primo testo ho citato nomi e date di vita di lapidi di persone diverse – persone che portano destini propri e sollevano domande fondamentali sulla vita e sulla morte. Il secondo testo della serata era invece un po’ ironico e trattava il costante desiderio di ottimizzazione della nostra società : come si può ottimizzare il tempo di vita per rimandare il più possibile la morte ? In definitiva, si trattava del fatto che si può essere così impegnati a non morire da dimenticare di vivere veramente.
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