Kirchenchor feiert seine Gründung vor 150 Jahren
Mit Werken von Beethoven und Händel feiert der Chor der St. Nikolauskirche Frauenfeld am 2. Juli seit 150-jähriges Bestehen. Chorleiter Reto Schärli legt Wert darauf, dass die Freude am Singen und der Zusammenhalt nicht zu kurz kommen.
150 Jahre sind für einen Chor ein stolzes Alter. Ernst Isler, der Präsident des Chores der Nikolauskirche, belegt in seinem Rückblick, dass es sogar schon vor der Gründung des Chores in der Pfarrei Chorgesang gegeben hat. Die ersten 20 Mitglieder des neuen Chores hätten ihre Aufgaben sehr ernst genommen, da sie «jährlich zu beinahe 50 Proben» zusammengekommen und jüngere Mitglieder zusätzlich an Sonntagnachmittagen geschult worden seien. In den ersten hundert Jahren seiner Geschichte wurde der Chor von zwei Kaplänen und drei Lehrern geleitet, ab 1973 dann von Berufsmusikern bzw. einer Berufsmusikerin.
Als eine prägende Persönlichkeit wird Kaplan Kuhn in der Chronik vorgestellt, der von 1891 bis 1929 die Geschicke des Chores leitete. Es sei ihm gelungen, den Chor neu zu beleben und ihn von 16 auf 50 Sänger*innen anwachsen zu lassen. Der Chor bereicherte damals nicht nur die Liturgie, sondern auch den Alltag. «Er trat zu Abendunterhaltungen im Falken oder im Saal des Hotels Bahnhof auf», berichtet Isler. Grosse Veränderungen brachte in den 1960er-Jahren die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils mit sich: Die lateinische Chormusik hatte ihre Bedeutung verloren und wurde durch Werke in deutscher Sprache ergänzt.
Stilistische Vielfalt
Heute zählt der Chor etwa 30 Mitglieder, die von Gastsänger*innen, Solist*innen und Orchestermusiker*innen in wechselnden Besetzungen unterstützt werden. Er tritt etwa zehn Mal pro Jahr auf, bereichert die Gottesdienste in der Stadtkirche wie in den anderen Kirchen der Pfarrei St. Anna. Bei der Auswahl der Stücke achtet Chorleiter Reto Schärli (32) auf eine grosse stilistische Vielfalt: «Letztlich ist es dann immer ein Spagat zwischen ´Tradition´ und ´Innovation´.» Neben der musikalischen Qualität legt Schärli Wert darauf, dass die Freude am Singen und der Zusammenhalt nicht zu kurz kommen. Für ihn ist ein Chor mehr als die Summe seiner Teile. Es sei wichtig, dass sich jedes Mitglied mit seiner eigenen Persönlichkeit einbringe, sich dabei aber auch in das Team einfüge. «Der gegenseitige Respekt, das Vertrauen und das grosse Engagement zeichnen den Chor der St. Nikolauskirche besonders aus», so Reto Schärli.
Ausflug nach Innsbruck
Seit April bereitet sich der Chor auf das grosse Jubiläumskonzert vor, das am 2. Juli um 17 Uhr in der Stadtkirche stattfindet. Reto Schärli hat dafür Beethovens Messe C-Dur ausgewählt, zu der er nach eigener Aussage eine tiefe, sehr persönliche Verbindung hat. Mit dem «Halleluja» aus Händels Oratorium «Messias» möchte der Chor seiner Freude musikalisch würdig Ausdruck verleihen.
Im September wird der Chor im Rahmen des Jubiläums noch einen dreitägigen Ausflug nach Innsbruck machen und ein Konzert der Wiltener Sängerknaben besuchen. Im Blick auf die Zukunft wünscht sich Reto Schärli, dass die gute Stimmung im Chor erhalten bleibt und dass sich ihm vielleicht der eine oder andere Neuzugang – vor allem bei den Männerstimmen – anschliesst.
Michèle Rova/Detlef Kissner, 20.06.2023
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