In Gedenken an Gion-Flurin Coray

Am 27. Februar verstarb Gion-Flurin Coray im Alter von 86 Jahren. Der beliebte Priester wirkte bis zu seiner Pension 2001 als Seelsorger im Spital Münsterlingen. Danach stand er vielen Thurgauer Pfarreien als Aushilfspriester zur Verfügung. Vor Weihnachten feierte er seinen letzten Gottesdienst. 

Gion-Flurin Coray wuchs in einer Familie mit 11 Kindern auf, die in Ruschein (Bündner Oberland) lebte. «Nach einer geordneten Kindheit… besuchte ich das Gymnasium der Benediktiner in Disentis», schreibt er in seiner Vita. Mit 21 Jahren trat er in das Kloster der Missionsbenediktiner in Fribourg ein, wo er Theologie studierte und zum Priester geweiht wurde. Es schloss sich ein weiteres Studium in Erziehungswissenschaften und Psychologie an. Mit 36 Jahren verliess er «nach einem längeren Prozess» das Kloster und wurde Weltpriester im Bistum Chur. Er arbeitete 12 Jahre lang als Religionslehrer und Internatsleiter am Lehrerseminar in Rickenbach (SZ). Schon während dieser Zeit widmete er sich dem Studium der Tiefenpsychologie und Psychopathologie, was ihn schliesslich dazu qualifizierte, 1985 als Spitalseelsorger in Münsterlingen zu beginnen. 
Nach seiner Pensionierung war er unter anderem noch in den Pfarreien Kreuzlingen, Pfyn und Steckborn als Priester tätig. Besonders verbunden war er mit Landschlacht, wo er zusammen mit der Musiktherapeutin Myrijam Blank wohnte. Die regelmässigen Gottesdienste in der kleinen Kapelle dort, die er liebevoll «seine Basilika» nannte, hätten ihm besondere Freude bereitet, schreibt er in seiner Vita. 

Geschätzter Seelsorger
Menschen, die Gion-Flurin Coray begegneten, erlebten ihn als sehr offen und zugewandt. «Er hat keine Selbstbestätigung gesucht, sondern den anderen in den Mittelpunkt gestellt. Das haben viele sehr geschätzt», sagt seine Weggefährtin Myrijam Blank. Michael Fuchs, ein Freund, der ihn in seinen Sterbestunden begleitete, mochte seine gute Art, mit Menschen zu reden: «Er fügte oft hinzu ´Wenn Sie mögen…´»
Auch die Gottesdienste von Gion-Flurin Coray waren von einer grossen inneren Weite geprägt. Es war ihm ein Anliegen, das Befreiende und Frohmachende der Botschaft Jesu den Menschen mit auf den Weg zu geben. Dabei hatte er keine Scheu, Kritik an kirchlichen Haltungen zu üben, die dieser Botschaft entgegenstanden - allerdings immer in seiner sachlichen und ausgewogenen Weise. Viele Gottesdienstbesucher*innen schätzten seine einfache und natürliche Art. «Er liess das in die Feier einfliessen, was er selbst erlebt hatte», sagt Myrijam Blank.

Sein letzter Weg
In den letzten Monaten verschlechterte sich sein Gesundheitszustand. Seinen letzten Gottesdienst feierte er am 4. Adventssonntag in der Landschlachter Kapelle. Bezeichnenderweise stellte er ihn unter das Thema «Maria durch den Dornwald ging». Am 27. Februar verstarb er gut umsorgt in seinem Zuhause. Am Ende seiner Vita dankt er allen Menschen, denen er begegnen durfte, verbunden mit einem Wunsch, der zeigt, was ihn beseelte: «Seid gut, gerecht und sorgfältig im Umgang miteinander.»

Detlef Kissner, forumKirche, 10.03.2022
 

Gion-Flurin Coray
Quelle: zVg
Gion-Flurin Coray beim Gottesdienst zu seinem 50. Priesterjubiläum in Kreuzlingen.

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