Die Bedeutung von Pfingsten in der katholischen Kirche des Ostens

Im orthodoxen Kalender werden die Sonntage nicht wie in der römisch-katholischen Kirche nach Ostern, sondern mehrheitlich nach Pfingsten gezählt – gesamthaft 34 Sonntage. Dies gibt diesem Fest ein besonderes Gewicht. Kirche ohne Grenzen wollte deshalb von Pater Dan Moldovan mehr darüber erfahren. Er ist Priester der rumänisch-orthodoxen Gemeinschaft Luzern «Mariä Geburt» in Horw.

Wie feiern Sie Pfingsten?
Pfingsten gehört zu den sogenannten «kaiserlichen Hochfesten». Kaiser bezieht sich hierbei auf Jesus Christus. Alle kirchlichen Feste, die sich wie Pfingsten direkt auf Jesus Christus beziehen, sind kaiserliche Hochfeste. In jeder Heiligen Messe singt man üblicherweise vor der Apostellesung den Text «Heiliger Gott, heiliger Starker, heiliger Unsterblicher, erbarme dich unser.» Dies wird an Pfingsten umgewandelt in: «Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen.» (Gal 3,27) Speziell an Pfingsten ist die Vesper, die wir nach der Messe beten. Anstatt dieses Stundengebet am Abend zu beten, hängen wir es direkt an die Heilige Messe an. Dabei knien alle Gläubigen nieder und der Priester betet, dass der Geist Gottes auf alle herabkomme. Diese Vesper dauert dreissig Minuten. Die Gebete haben eine sehr tiefe theologische Bedeutung. 

Inwiefern?
Wir kennen Jesu Versprechen, das er uns gibt, bevor er an Auffahrt zu seinem Vater zurückkehrt (Joh 14,16): Wir empfangen an Pfingsten einen anderen Tröster, einen anderen Beistand. Jesus selbst war dreieinhalb Jahre, während seines öffentlichen Wirkens, der Tröster. Diese Lücke, diese Spannung, diese Zeit zwischen Auffahrt und Pfingsten durchleben wir in der orthodoxen Kirche intensiv: Es ist die Zeit des Wartens auf den Heiligen Geist, den Tröster, den Beistand, den wir so dringend brauchen und ersehnen. Zu biblischen Zeiten wussten die Menschen nicht, in welcher Form der Heilige Geist kommen würde. Heute wissen wir gemäss der Apostelgeschichte, dass dieser Tröster in Form von Feuerflammen, Feuerzungen gekommen ist. 

Hat Feuer deshalb in Bezug auf Pfingsten und die orthodoxe Liturgie eine herausragende Bedeutung?
Nicht explizit, denn bei uns schwingt Pfingsten während des ganzen Kirchenjahres mit. Beispielsweise dann, wenn wir Kerzen anzünden. Das Anzünden einer Kerze hat also eine Doppelbedeutung: einmal Jesus Christus als Licht der Welt, gleichzeitig aber auch die Feuerflammen von Pfingsten, die Anwesenheit des Heiligen Geistes. Es macht uns immer wieder bewusst, dass durch Pfingsten, durch den Heiligen Geist, die Präsenz von Jesus Christus in unserer Mitte sozusagen «verlängert» wurde und wird. Jesus ist nicht mehr physisch an einem Ort wie vor über 2'000 Jahren, sondern er ist ab Pfingsten durch den Heiligen Geist überall auf der Erde anwesend. Dadurch wird nochmals deutlich, dass Pfingsten bei uns nicht nur einmal im Jahr, sondern in unserer Liturgie und in unseren Alltagssymbolen immer präsent ist. Zudem haben wir die sogenannten Einleitungsgebete. Diese kennt jeder orthodoxe Christ auswendig. Das erste dieser Einleitungsgebete ist nicht das Vaterunser, sondern ein Gebet um den Heiligen Geist. Das ist kein Zufall. 

Wie lautet dieses Gebet?
«Himmlischer König, Tröster, du Geist der Wahrheit, der du überall bist und alles erfüllst, Schatzkammer der Güter und Spender des Lebens, komm und wohne in uns und reinige uns von allem Makel und rette, Gütiger, unsere Seelen.» 

Feiern Sie an Pfingsten ebenfalls «den Geburtstag der Kirche»? 
Ja, schon auch. Aber die Kirche entsteht am Fusse des Kreuzes, an Karfreitag, aber eben: unsichtbar. Karfreitag ist also die unsichtbare Geburt der Kirche in den Herzen derer, die unter dem Kreuz glaubten, dass das nicht das Ende war, sondern hofften, dass es weitergeht. Sichtbar wird die Kirche erst nach der Predigt von Petrus nach dem Pfingstgeschehen, als die 3'000 getauft wurden. Kirche ist da, wo Jesus Christus lebt, ist da, wo wir ein wenig von diesem guten Geist Gottes spüren.

Was bedeutet Ihnen persönlich Pfingsten und der Heilige Geist?
Pfingsten an sich ist das Zeichen, das mich stärkt, das die Kraft zum Glauben und zur Zuversicht gibt. Ich bin sicher, ohne Pfingstgeschehen, ohne den Geist Gottes zu empfangen und zu spüren, hätten wir die ganze Geschichte mit Jesus Christus vergessen. Wir brauchen diesen guten Geist, diesen guten Willen in uns.

Interview & Übersetzung: Romina Monferrini, 13.5.24


Nascita visibile

Il significato di Pentecoste nella Chiesa cattolica orientale 

Nel calendario ortodosso, le domeniche non vengono contate dopo Pasqua, come nella Chiesa cattolica romana, ma principalmente dopo Pentecoste (in totale 34 domeniche). Questo conferisce a questa festa un peso particolare. Kirche ohne Grenzen ha quindi voluto sapere di più da Padre Dan Moldovan, sacerdote ortodosso di una comunità ortodossa rumena nella Svizzera tedesca.

Come celebrate Pentecoste? 
In particolare a Pentecoste c'è l'Ufficio delle Vespri (liturgia delle ore), che preghiamo dopo la Messa. Questa preghiera delle ore non viene recitata la sera, ma viene aggiunta direttamente alla Santa Messa. Tutti i fedeli si inginocchiano e il sacerdote prega affinché lo Spirito di Dio scenda anche su di loro, su tutti noi. Questa Vesper dura poi ancora trenta minuti. Le preghiere hanno un significato teologico molto profondo.

Cosa significa per te personalmente Pentecoste e lo Spirito Santo? 
Pentecoste in sé è il segno che mi rafforza. Mi dà la forza della fede e della fiducia. Sono sicuro che senza l'evento di Pentecoste, senza ricevere e sentire lo Spirito di Dio, avremmo dimenticato tutta la storia con Gesù Cristo. Abbiamo bisogno di questo buono Spirito, di questa buona volontà dentro di noi. Conosciamo la promessa di Gesù che ci fa prima di salire al cielo dal Padre (Gv 14,16): riceveremo un altro Consolatore, un altro Aiuto, a Pentecoste.

Pater Dan Moldovan, der Priester der rumänisch-orthodoxen Gemeinschaft Luzern «Mariä Geburt» in Horw.
Quelle: Romina Monferrini
Pater Dan Moldovan, der Priester der rumänisch-orthodoxen Gemeinschaft Luzern «Mariä Geburt» in Horw

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