Kirchliche Umbrüche längst in Gesellschaft üblich
In Aarau präsentieren Helena Jeppesen-Spuhler und Bischof Felix Gmür die Resultate der Weltsynode 2023. Die Stimmung in Rom sei gut gewesen, es galt «das freie Wort». Hier in der Schweiz fordert man aber konkrete Lösungen für konkrete Probleme.
Rund siebzig Personen finden sich am Abend des 13. Novembers in der Peter-und-Paul-Kirche in Aarau ein. Sie möchten hören, was Bischof Felix Gmür und Helena Jeppesen-Spuhler aus Rom berichten. Ebenfalls auf dem Podium im Altarraum sind Andrea Meier, Fachstellenleiterin Kinder und Jugend der katholischen Region Bern, Luc Humbel, scheidender Präsident der Landeskirche Aargau, und Edith Rey Kühntopf, Regionalverantwortliche der Bistumsregion St. Verena. Sie waren Delegierte an der synodalen Versammlung, die im September in Bern stattgefunden hat. Parallel zur Weltkirche läuft der synodale Prozess auf diözesaner Ebene. Dabei geht es um die Weiterentwicklung der synodalen Kultur des Bistums Basel. Die Stimmung unter den Teilnehmenden sei in Rom und in Bern gut gewesen. Für Luc Humbel war dies eine freudige Überraschung. Felix Gmür schwärmt von der Vielfalt und dem freien Wort: «Niemand musste Angst haben. Man hat einfach gesagt, was man denkt – und basta.» Das freie Reden und Zuhören habe die Toleranz gefördert.
Epochales bewegt nicht
Gerade in Europa überschattet das Dilemma der Ungleichzeitigkeit die Weltsynode. Dessen sind sich die Synodalen bewusst. Helena Jeppesen-Spuhler macht es am Thema Frauen fest. «Wir wissen, wie weit hintendrein wir in der katholischen Kirche sind. Gleichzeitig habe ich in Rom einen historischen Moment erlebt. Ich habe als Frau an einer Bischofssynode teilnehmen und abstimmen dürfen. Das gab es noch nie!» Luc Humbel stimmt zu: «Was aktuell in der Kirche passiert, ist epochal. Aber es bewegt nicht mehr.» Dies lässt sich auch den Rückmeldungen des Publikums entnehmen. Eine Frau erzählt: «Ich berichte mit Stolz in meinem Umkreis, dass die Kirche sich wandelt. Aber wenn ich dann erkläre, dass der Wandel darin besteht, dass man miteinander redet und sich zuhört, dann lachen die Leute und fragen: Wurde vorher nicht geredet, nicht zugehört?»
Frauen- und Jugendfrage
Mehrfach wird nach konkreten Ergebnissen für die Schweiz gefragt. Auch von Moritz Bauer. Die Frauenfrage und die Einbindung der Jugend seien Baustellen, die nicht warten könnten, sagt der Bundespräses der Jubla. Zustimmender Applaus aus dem Publikum und Nicken auf dem Podium. Für Bischof Gmür liegt die Antwort in der Dezentralisierung. Diese würde den Weg zum ständigen Diakonat für Frauen in der Schweiz ermöglichen. Dass das Diakonat nach Abschluss der Weltsynode 2024 kommt, halten Jeppesen-Spuhler und Gmür für realistisch. Die Ungleichzeitigkeit bleibt ein Dilemma. «Wir kämpfen im Inneren der Kirche für die gleichen Rechte und die gleiche Würde, die im Aussen unserer Gesellschaft selbstverständlich sind», sagt Humbel.
Annalena Müller, kath.ch/Red., 28.11.2023
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