Das SunntigsGwand leistet einen aktiven Beitrag zur Nachhaltigkeit
Die Modeindustrie ist eine der grössten Umweltsünderinnen. Die Belastungen reduzieren könnten wir alle, wenn wir Kleider besser und bewusster nutzen würden. Eine Möglichkeit dazu bieten Secondhandläden wie das SunntigsGwand der Caritas Thurgau in Weinfelden. Dort schenken Dagmar Schweser und ihr Team Kleidern einen zweiten Frühling.
Dagmar Schweser, Ihr Laden in Weinfelden heisst SunntigsGwand . Ist das nicht etwas ambitioniert für einen Secondhandladen ?
Überhaupt nicht. Wir wollen eigentlich gerade mit dem Namen zum Ausdruck bringen, dass sich jede und jeder ein gepflegtes, gutes Kleid leisten kann. Besonders die Armutsbetroffenen, welche gelegentlich Mühe haben, sich etwas Adäquates zu leisten, profitieren besonders von unserem Angebot. Mit einem entsprechenden Ausweis, der Kulturlegi, bekommen sie die Waren zum halben Preis. So können sich alle etwas leisten und unser Name ist Programm.
Einkaufen und dabei etwas Altes oder Gebrauchtes zu bekommen, entspricht nicht unbedingt unseren Ansprüchen. An wen richtet sich Ihr Angebot ?
An alle Menschen, die grundsätzlich offen sind für den Bereich Nachhaltigkeit und bei denen ein Umdenken im Gange ist. Viele davon haben bereits gute Erfahrung damit gemacht mit Kleidern, die sozusagen im zweiten Schritt angezogen werden können. Es sind Leute, die weg wollen vom klassischen Handel mit seinen hohen Preisen. Dazu kommen Bedarfskunden, die auf der Suche nach guten Stücken sind. Andere Kundinnen und Kunden sind Schnäppchenjäger, die sagen: «Mensch, ich brauch eigentlich etwas, was ich im klassischen Handel nicht bekomme, dafür vielleicht im Secondhandladen.»
Sie sagen Schnäppchenjägerin. Sind Sie eine Schatzsucherin ? Das eine oder andere Mal findet man sicher Schätze, sowohl textile und vielleicht auch andere.
Das ist richtig. Es gibt Schätze in jeder Hinsicht. Wir haben manchmal Plastikkleider mit Pailletten drauf, die ganz lustig sind und auch ihre Käuferschaft finden, oder verschiedene Accessoires. Grundsätzlich legen wir natürlich Wert auf gute Materialien, am liebsten Biobaumwolle und alles im Naturbereich. Das ist aber ein bisschen schwierig, weil wir tatsächlich mit dem leben müssen, was wir gespendet bekommen. Wir sind aber sehr zufrieden mit dem, was die Leute vorbeibringen. Natürlich könnte es immer noch ein bisschen variantenreicher sein für alle Kundinnen und Kunden.
Sie haben es schon angesprochen, in welche Richtung es umweltgedanklich geht. Welchem Verständnis oder Geschäftsmodell eifern Sie nach ?
In diesem Geschäftsmodell geht es um Nachhaltigkeit. Es ist zeitgemäss und trendig, Waren eine zweite Chance zu geben und sie nicht in den Reisswolf zu werfen oder an eine andere Stelle zu geben, wo sie weiterverarbeitet werden. Wir wollen unsere Kleider am Bügel so präsentieren, dass sie ansprechend sind und die Käuferinnen und Käufer Spass daran haben. Am liebsten hören wir den Satz : « Toll, das habe ich gesucht .»
Interview : Ralph Weibel, forumKirche, 12.3.25
60 Kleidungsstücke pro Person
Der 18. März ist der Welt-Recycling-Tag. An diesem wird zur Zweit- und Weiterverwertung von Produkten aufgerufen. Dazu gehören auch Kleider. Für die Herstellung einer Jeans beispielsweise werden rund 7'500 Liter Wasser benötigt. Zudem wird beim Färben dieser Hose das Abwasser mit Chemikalien verschmutzt. Häufig wird dieses Abwasser ungereinigt in die Flüsse abgeleitet.
Um dem Bedürfnis der Kundschaft nach dem schnellen Einkaufsglück gerecht zu werden, produziert die Modeindustrie immer mehr Kleider und lanciert Trends. Laut Schätzungen des Schweizer Zolls werden bei uns jährlich pro Kopf 22 Kilogramm Kleider importiert. Durchschnittlich kaufen Schweizerinnen und Schweizer jährlich 60 Einzelstücke. Oft landen diese nach kurzer Zeit im Abfall. Nach Angaben des WWF in der Schweiz täglich 100 Tonnen. 80 Prozent davon landen auf dem Müll. Auf der Strecke bleibt bei der « Fast Fashion » die Nachhaltigkeit.
Die Nachhaltigkeit lässt sich verbessern, wenn Sie :
• weniger Kleider kaufen
• kaputte Kleider flicken
• Kleider länger tragen oder weitergeben
• Kleider rezyklieren statt im Müll entsorgen
• Kleider achtsam einkaufen (Produktion)
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