27 Jahre im Dienste der Kirche
Während 27 Jahren hat Heidi Guggenbühl für die Kirchgemeinde FrauenfeldPlus gearbeitet. Seit November 2023 ist sie pensioniert.
«Ich bin da einfach so reingerutscht», erklärt Heidi Guggenbühl. Die gelernte Handarbeitslehrerin engagierte sich damals mit einer Nachbarin dafür, dass Felben-Wellhausen auch seelsorgerlich von Frauenfeld betreut wird statt von Pfyn. Während eines Gesprächs fragte der Kirchenpräsident, ob sie die Ausbildung zur Katechetin machen könne. Guggenbühl fragte, wer denn zu ihren drei Kindern schaue. Da bot ihre Nachbarin spontan an, diese zu hüten. Guggenbühls jüngster Sohn war damals sechs Jahre alt.
Bezugsperson
Die dreijährige Ausbildung fand jeweils am Dienstagnachmittag statt. Ein Jahr nach der Ausbildung nahm sie an einer dreijährigen Qualifikation für Bezugspersonen teil, die später in seelsorgerliche Mitarbeitende (Sema) umbenannt wurden. 2003 übernahm Heidi Guggenbühl die Leitung der 4. Klasse. Ihr Pensum wurde immer mehr aufgestockt. Zu ihren Spitzenzeiten hatte Guggenbühl ein Pensum von 64 %: 44 % für die Katechese und 20 % als Bezugsperson. Sie war in erster Linie für Felben-Wellhausen zuständig, unterrichtete aber auch in Frauenfeld. Nach einer Weile wurde sie gebeten, auch die Erstkommunion-Vorbereitung zu übernehmen. «Beides war mir aber zu viel, sodass ich die 4. Klasse abgab», erzählt Guggenbühl.
Kein Wissen mehr
Wenn sie auf die 27 Jahre zurückblickt, stellt sie fest, dass sich in der Schule vieles geändert hat: Früher verfügten die Kinder noch über etwas religiöses Wissen. Heute ist das praktisch nicht mehr der Fall. «Das hat den Vorteil, dass man von Grund auf schulen kann», sagt Heidi Guggenbühl pragmatisch. Heute fehle aber weitgehend die Unterstützung der Eltern. Es habe eine Entfremdung vom Glauben stattgefunden.
Authentisch bleiben
Heidi Guggenbühl sieht sich als «Tücher-Katechetin». Beim Unterrichten legt sie Wert auf Sinneserfahrung – im Gegensatz zu den «Bücher-Katechet*innen», bei denen die Wissensvermittlung im Vordergrund steht. Guggenbühl hat aber im Laufe der Zeit auch Ideen anderer religionspädagogischer Ausrichtungen übernommen. «Am Anfang habe ich zu viel gewollt. Bis ich gemerkt habe, dass weniger mehr ist», resümiert sie. Wichtig sei sowieso, authentisch zu bleiben.
Schlüssellos
Ihre Weiterbildungskurse, die sie in beiden Anstellungen absolviert hat, haben sich ergänzt: «Als Katechetin hat es mir geholfen zu wissen, wie man ein Seelsorgegespräch führt. Deshalb kamen Eltern auch zu mir für vertrauliche Gespräche», erzählt Heidi Guggenbühl. Manchmal war das Erfahrene belastend. Aber gerade deshalb hat Guggenbühl nie an der Sinnhaftigkeit ihres Tuns gezweifelt. Sie konnte recht eigenständig arbeiten – dies immerhin bei fünf Chefs und einer Chefin. Vermissen tut sie vor allem den Schlüssel, wie sie schmunzelnd sagt. Ansonsten geniesst sie es, nichts mehr zu müssen, sondern zu dürfen. Sie wird die Legislatur in der Synode noch zu Ende führen, ihren Lektorendienst versehen, im Frauenverein nähen und stricken und ins Turnen gehen. Und ihre acht Enkelkinder geniessen.
Béatrice Eigenmann, forumKirche, 26.12.2023
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