Pilgern durch das Bistum St. Gallen im Jubiläumsjahr 2022
Anlässlich von 175 Jahren Bistum St. Gallen pilgern Menschen bis zum 25. September in 17,5 Tagen durch das Bistum. Unterschiedliche Strecken führen durch alle 33 Seelsorgeeinheiten. Am 21. August machte sich auch eine Gruppe der englischsprachigen Mission resp. der englischen Messe auf den Weg.
Einer der Teilnehmer, Jonathan Borg, war mit seinen beiden Kindern (10 und 16) unterwegs. Er erzählt begeistert davon, was ihn dazu bewegt hat, dabei zu sein: «Ich bin auf Malta aufgewachsen, das <katholischer ist als der Vatikan>. Wann immer die Pfarrei eine religiöse Feier ausserhalb der Kirche organisiert hatte, zog eine feierliche Prozession durch die Strassen meines Dorfes. Zusammen mit den meisten Jungs des Ortes beteiligte auch ich mich daran als Ministrant, der, auf Form bedacht, in einer Reihe ging und dabei steif und ernst aussah.» Borg, der seit vielen Jahren in der Schweiz lebt, führt weiter aus: «Die Zeiten haben sich geändert. Ich bin sehr froh, dass meine Ortskirche in St. Gallen sich bemüht, sich der heutigen Gesellschaft anzupassen. Und dies, ohne dabei auf Feiern wie zum Beispiel das Jubiläum des Bistums zu verzichten. Ich habe als Mitglied der englischsprachigen Gemeinschaft am Pilgern teilgenommen. Es war ein sehr schönes Erlebnis, sowohl mit Mitgliedern unserer Gruppe als auch mit vielen anderen aus verschiedenen Pfarreien und Gemeinschaften im ganzen Bistum St. Gallen zu wandern.»
Wandern+
Der Pilgertag am 21. August wurde von den Organisatoren als «leicht» eingestuft. Das heisst: Er war auch für unerfahrene oder wenig trainierte Wanderer gut machbar. Wie jede Strecke der 17,5 Tage wurde auch diese von den erfahrenen Pilgerbegleitern Josef Schönauer, Lisi und Eugen Spirig sowie Ines und René Schaberger geleitet. Die Tour startete um 9 Uhr bei der katholischen Theresienkirche in Rheineck und führte durch Thal bis zur Pfarreikirche St. Kolumban in Rorschach. Veranschlagt waren sieben Stunden. Die Gruppe der englischen Messe nutzte auch die Zeit danach, um gemeinsam die Landschaft zu geniessen. Jonathan Borg, der in der Freizeit viel mit dem Velo in der Natur unterwegs ist, beschreibt diesen Pilgerweg als «einen schönen Spaziergang in der Landschaft – mit kurzen Gottesdiensten und Gedanken am Wegesrand». Die Wanderung selbst sei sehr angenehm gewesen. Wir hatten grosses Glück mit dem Wetter. Es ist eine Bestätigung für die Schönheit der Natur, mit der wir hier vor unserer Haustür gesegnet sind und die wir so oft als selbstverständlich ansehen. Die Begrüssung und der kurze Gottesdienst, organisiert von verschiedenen Gemeinden entlang des Weges, waren eine Erinnerung an die Einheit der Kirche. Diese stützt sich auf so viele verschiedene Gemeinschaften, um zusammen eine schöne und starke Kirche zu bilden.» Diese Meinung bestätigt auch die Grundidee von Josef Schönauer, der als Pilgerbegleiter schon viele Wege gegangen ist. Er schreibt auf seiner Website (pilgern.ch): «Im Pilgern ist das Wandern inbegriffen. Das + ist der spirituell-religiöse Aspekt.»
Etwas für die Seele
Auch die Jugendlichen, die an dem Anlass teilgenommen hatten, waren sehr motiviert. Die Gymnasiastin, Chima Uzor (15), marschierte mit der englischsprachigen Gemeinschaft durch das Bistum. Sie berichtet: «Die Pilgerwanderung war etwas Besonderes für mich, da ich zuvor noch nie gepilgert bin. Es war eine sehr schöne Erfahrung. Ich konnte neue Leute kennenlernen und es entstanden spannende Gespräche.»
Beim Pilgern gibt es viele verschiedene Menschen, die zusammen oder einfach nebeneinander auf dem Weg sind. Dies ermöglicht Begegnung der Generationen in einem anderen Umfeld und in einem neuen Kontext. Das Ziel ist im Gegensatz zur Wallfahrt nicht so wichtig. Hier spielen die Fortbewegung und kleine religiöse Stationen die Hauptrolle. Chima Uzor schätzte auch die Möglichkeit, sich mit eigenen Gedanken auseinanderzusetzen und inspirierende Beobachtungen zu machen: «Während des stillen Marschierens habe ich viel mehr von der Umgebung mitbekommen als sonst. Ich habe auf andere Dinge geachtet und so auch zu mir selbst gefunden. Und ich glaube, genau darum geht es beim Pilgern: sich selbst zu finden und besser kennenzulernen.» Damit bestätigt sich eine weitere These des Buchautors und Pilgerbegleiters Josef Schönauer: «Pilgern führt zur eigenen Mitte, hilft, den Kopf auszulüften und sich neu zu erden.»
Text und Übersetzung: Monika Freund Schoch, 13.09.2022
Being on the Way as a trait of the Church
Pilgrimage through the Diocese of St. Gallen in the jubilee year 2022
On the occasion of «175 years of the Diocese of St. Gallen», people are encouraged to go on pilgrimage through the Diocese of St. Gallen in 17.5 days until September 25. Different routes lead through all 33 pastoral units. On August 21, a group from the English-speaking Mission also set out on the journey.
The pilgrimage day on August 21 was classified by the organizers as «easy». That means: it is well doable even for inexperienced or weaker hikers. The route began at 9:00 a.m. in Rheineck and led through Thal to Rorschach. After 7 hours of marching the group of 9 from the English Mission enjoyed a barbecue together by the lake.
One of the participants, Jonathan Borg, who was on the pilgrimage day with his two children (10 and 16 years old), describes this outdoor activity as «a beautiful walk in the countryside. (…) It was very pleasant and we were very lucky with the weather.» The native Maltese, who lives in Switzerland for many years, continues: «It was another confirmation of the beauty of nature that we are blessed with here on our doorstep and so often take for granted. The welcome and short worship service organized by various parishes along the way, were another reminder of the unity of the church, which rests on so many different communities to form together a beautiful and strong Church.»
The young people who participated in the event were also inflamed. A high school student, Chima Uzor (15) reports, «It was very special for me because I’ve never been on pilgrimage. It was a very beautiful and exciting experience: an opportunity to meet new people and to be a part of interesting conversations. During the silent walk, you perceive much more of the surroundings and the environment. You simply pay attention to other things and thus also find yourself. And I think that's what pilgrimage is all about: finding yourself and getting to know yourself better.»
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17.07.2023, 8:44