Zehn Jahre «Tischlein deck dich» in Bischofszell
Seit zehn Jahren werden in Bischofszell Lebensmittel vor der Vernichtung gerettet und an armutsbetroffene Personen verteilt. Ein engagiertes Freiwilligen-Team ist dafür Woche für Woche im Einsatz.
In der Schweiz leben 8,2 % der Bevölkerung in Armut, laut Bundesamt für Statistik ist mehr als jede sechste Person armutsgefährdet – das sind rund 1,34 Millionen Menschen. Gleichzeitig wird schweizweit etwa ein Drittel aller Lebensmittel verschwendet. Das entspricht einer Menge von rund 2,8 Millionen Tonnen vermeidbarer Lebensmittelabfälle pro Jahr. Als erste karitative Foodwaste-Organisation der Schweiz rettet Tischlein deck dich seit 25 Jahren Lebensmittel vor der Vernichtung und bringt diese an jene Orte, wo sie gebraucht werden. Eine von aktuell 159 Abgabestellen befindet sich in Bischofszell. Diese unterstützt seit zehn Jahren Armutsbetroffene mit Lebensmitteln.
Der Einsatz von Freiwilligen bewirkt vieles
Eine Tischlein-deck-dich-Abgabestelle funktioniert wie ein temporärer Laden, der wöchentlich zur gleichen Zeit am gleichen Ort geöffnet hat. Woche für Woche trifft sich in den Räumlichkeiten der evangelischen Kirchgemeinde Bischofszell-Hauptwil ein 33-köpfiges Freiwilligen-Team. Dank seiner Unterstützung gelingt eine reibungslose Verteilung der geretteten Lebensmittel an die Kundinnen und Kunden von Tischlein deck dich. Seit der Eröffnung im August 2014 konnten an der Abgabestelle Bischofszell knapp 210 Tonnen Lebensmittel im Wert von rund 1,26 Mio. Franken verteilt werden.
«Ich finde es genial, dass wir als Team auf diese Weise armutsbetroffenen Menschen aus der Region helfen und gleichzeitig etwas gegen die Verschwendung von Lebensmitteln tun können», erklärt Rosmarie Kägi-Ewald, Leiterin der Abgabestelle Bischofszell. Im Jahr 2023 stellte Tischlein deck dich Lebensmittel für rund 7‘400 Personen an der Abgabestelle Bischofszell bereit – darunter sind Working Poor, Familien, Alleinerziehende, Pensionierte und Menschen, die Sozialhilfe oder Invalidenrente beziehen. Zur Nutzung des Angebots wird eine Tischlein-deck-dich-Kundenkarte benötigt, welche von regionalen Sozialfachstellen nach Prüfung der Lebensverhältnisse ausgestellt wird. Beim «Einkauf» der Lebensmittel bezahlen die Kundinnen und Kunden jeweils einen symbolischen Franken und erhalten je nach Haushaltsgrösse eine entsprechende Menge geretteter Lebensmittel.
Ohne Produktspenden keine Abgabe
Der Verein Tischlein deck dich kauft keine Produkte ein, sondern ist auf nationale und regionale Produktspenden – also Lebensmittel, die im regulären Verkauf nicht mehr verwendet werden – angewiesen. Gründe dafür können Überproduktionen, Fehldisposition, Verpackungsmängel oder eine kurze Haltbarkeit sein. Das Sortiment der Abgabestellen richtet sich dementsprechend nach den erhaltenen Spenden, weshalb sich nicht voraussagen lässt, welche Lebensmittel beim «Einkauf» im Korb landen. Das Angebot von Tischlein deck dich ersetzt zwar keinen Wocheneinkauf, hilft aber, ein enges Haushaltsbudget zu entlasten.
PD/Red., 17.9.24
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