Ein Kommentar von Walter Ludin

Kurz und beinahe banal: Es wäre falsch, von der Weltsynode im Oktober in Rom nichts zu erwarten. Aber ebenso: Es wäre falsch, von ihr «alles» zu erwarten. Sehen wir näher hin.

Hoffnungsvoll stimmt uns das vorliegende «Arbeitsdokument» der Synode. Als Berichterstatter etlicher Bischofssynoden weiss ich aus eigener Erfahrung: Ein solches Papier hat bei den Versammlungen, welche den Bischöfen vorbehalten waren, kaum eine Rolle gespielt. Es war das Elaborat einer kleinen, vor allem kurial gesteuerten Gruppe.

Ganz anders heute. Das Arbeitsdokument stützt sich nicht bloss auf die erste Phase der Synode vom vergangenen Jahr. Es widerspiegelt ebenso die Ergebnisse unzähliger Konsultation, so etwa auf Ebene der Länder und Kontinente.

Ein Hauptthema, wenn nicht das grosse Thema, ist die Regionalisierung oder Dezentralisierung der kirchlichen Entscheidungen und Strukturen. Der Hintergrund ist die starke Ungleichzeitigkeit, die sich ganz besonders auch zwischen Ost- und Westeuropa zeigt. Es herrschen offensichtlich recht unterschiedliche Tempi, welche das Arbeitsdokument überraschend positiv sieht: «Unterschiedliches Tempo kann als legitime Vielfalt und Gelegenheit zum Austausch von Gaben zu gegenseitiger Bereicherung geschätzt werden.» (Nr. 95)

Eine ganz konkrete Konsequenz dieser Einsicht ist beispielsweise die vorgeschlagene Aufwertung der Bischofskonferenzen. Wie brisant dies ist, zeigt die Erinnerung an «traditionelle» Bischofssynoden. Die dort diesbezüglich geäusserten Wünsche wurden vom Vatikan als höchst irrgläubig abgeschmettert. Nun aber heisst es, die Konferenzen seien «als kirchliche Subjekte anzuerkennen, die mit lehrmässiger Autorität ausgestattet sind».

Wir dürfen von der Weltsynode einiges erwarten, wenn sie den vorgezeichneten Weg der Dezentralisierung konsequent weitergeht. Hier liegt der Schlüssel für ihren Erfolg, aber auch für eine glaubwürdige Kirche der Zukunft.

Aber eben: Wir dürfen von der Synode nicht «alles» erwarten: nicht die plötzliche Lösung in den Bereichen «heisser Eisen». Damit wäre die knapp vierwöchige Versammlung überfordert. Aber wenn sie die Kirche «dezentralisiert» – was ja der Papst seit Jahren fordert! – liegt hier der Ansatz nicht weniger Reformen.

Walter Ludin, 1.10.24

 

Synode 2021
Quelle: Indrek Peterso / Wikimedia Commons
Einmarsch bei der Eröffnung der Synode 2021

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